Wers glaubt...
Pendler und Rutengänger wollen bei Wasseradern Abhilfe schaffen. Nur: Im K-Tipp-Test stellte jeder Radiästhet etwas anderes fest.
Inhalt
K-Tipp 1/2005
12.01.2005
Das Urteil von Franz Sutter (alle Namen geändert) fällt deprimierend aus: Die gemütliche Wohnung im Zürcher Seefeld entpuppt sich als wahrer Hort schlechter Energie. Eine starke Wasserader zieht sich durch Schlaf- und Wohnräume und im Flur wirken zwei unheilvolle Kraftzentren. Auch die Bovis-Energie, eine mit wissenschaftlichen Methoden nicht messbare Einheit der Erdstrahlung, erpendelt Sutter als weit unter dem Idealwert.
Sutter ist Mitglied im Verband für Radiästhesie und...
Das Urteil von Franz Sutter (alle Namen geändert) fällt deprimierend aus: Die gemütliche Wohnung im Zürcher Seefeld entpuppt sich als wahrer Hort schlechter Energie. Eine starke Wasserader zieht sich durch Schlaf- und Wohnräume und im Flur wirken zwei unheilvolle Kraftzentren. Auch die Bovis-Energie, eine mit wissenschaftlichen Methoden nicht messbare Einheit der Erdstrahlung, erpendelt Sutter als weit unter dem Idealwert.
Sutter ist Mitglied im Verband für Radiästhesie und Geobiologie Schweiz. Neben ihm engagierte der K-Tipp für einen Test zwei weitere Rutengänger. Die Aufgabe: Eine Wohnung soll untersucht und, falls nötig, entstört werden.
Franz Sutter hat vor seinem Besuch eine massstabgetreue Skizze der Wohnung erhalten. Anhand des Planes könne er feststellen, wo Störzonen verlaufen. «Am schlimmsten ist die mumifizierende Kreuzader. Die Energie stammt noch aus dem "Urblitz" und wird durch Satelliten in der Erdumlaufbahn um das Zwei- bis Dreifache verstärkt», sagt Sutter. Am Tisch demonstriert er seine Methode. Während er in der rechten Hand das Pendel hält, fährt er mit dem Zeigefinger der Linken über den Plan. Dabei «befragt» er das Pendel, wo Wasseradern und andere Störzonen verlaufen.
Peter Elser, Architekt im Nebenberuf, hatte bereits am Telefon vor Scharlatanen gewarnt: «Da wird viel Mist erzählt und für teures Geld Matten und Kügeli verkauft. 90 Prozent davon ist für den Güsel.» Er gehe seriös an die Sache heran. Elser beginnt mit einer akribischen Vermessung der Wohnung und erstellt einen massstabgetreuen Grundriss. Danach erpendelt er den Verlauf von «Energielinien, die den Globus umspannen». Die Kreuzungspunkte seien Störzonen und sollten im Schlafbereich gemieden werden. Ein Kopfkissen liegt im Bereich eines Knotenpunktes. Elser empfiehlt, das Bett um 30 Zentimeter zu verschieben.
Die Bovis-Energie ermittelt der Radiästhet mit Hilfe eines Pendels. Ergebnis ist ein fast idealer Wert. Elser attestiert - im Gegensatz zu Sutter - ein hervorragendes Wohnklima, das nicht einmal durch eine Wasserader gestört werde.
In keinem Bereich eine Übereinstimmung
Thomas Jäggi, ebenfalls gelernter Architekt, braucht keinen Plan für seine Arbeit. Der 77-Jährige kommt mit viel Intuition aus. Jäggi hat ein ungutes Gefühl, kaum, dass er die Wohnung betreten hat. Er stellt sich mitten in den Raum und fängt an zu zählen. Plötzlich schnippt er mit den Fingern. «Miserabler Bovis-Wert. Hier könnte ich es keine zwei Stunden aushalten. Es entzieht mir sämtliche Energie», sagt er. Negativ fällt ausserdem eine hohe Dichte von acht Wasseradern ins Gewicht. Der Pendler liefert dazu detaillierte Informationen: «Das Wasser fliesst in 81 Meter Tiefe unter dem Haus.»
Fazit: Die Befunde der drei Pendler stimmen in keinem einzigen Bereich überein - weder bei Bovis-Werten, Wasseradern oder sonstigem Störpotenzial.
(bm)