Widerruf nur teilweise möglich

Künftig soll man eine Versicherung während 14 Tagen widerrufen können. Der Versicherungsverband sträubt sich dagegen. Doch einige Versicherungen bieten dieses Recht bereits heute.

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K-Tipp 18/2011

28.10.2011

Letzte Aktualisierung:
01.11.2011

Beatrice Walder K-Tipp

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Bei Haustürgeschäften gilt: Klingelt ein Verkäufer an der Tür und lässt man sich zu einem Vertragsabschluss überreden, kann man das innert sieben Tagen rückgängig machen. Dieses Widerrufsrecht für Verträge gilt aber ausgerechnet nicht für Versicherungsvertreter – der Gesetzgeber hat dies auf Verlangen der Versicherungen so vorgesehen.

Versicherungen sind im Vorteil

Kommt hinzu: Wenn ein Kunde einen Versicherungsantrag unterschreibt, ist er für zwei – in manchen Fällen gar vier – Wochen daran gebunden. Die Versicherung hingegen kann in dieser Zeit frei entscheiden, ob sie den Antrag annehmen will oder nicht. Nimmt sie ihn an, besteht ein verbindlicher Versicherungsvertrag. Ein Widerrufsrecht gibts nicht.

Das über hundert Jahre alte Versicherungsvertragsgesetz ist laut Bundesrat nicht mehr zeitgemäss. Das vollständig zu überarbeitende Gesetz soll zwischen den Vertragsparteien «gleich lange Spiesse» schaffen. Laut Entwurf sollen die Versicherungsnehmer künftig die Möglichkeit haben, ihren Versicherungsantrag innert 14 Tagen zu widerrufen. Das letzte Wort wird hier das Parlament haben.

Der Schweizerische Versicherungsverband ist dagegen: Verträge seien einzuhalten. Zudem würde ein Widerrufsrecht zu «unverhältnismässigen administrativen Kosten» führen.

Ein Blick in die Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) verschiedener Versicherer zeigt aber: Bereits heute sehen gewisse Anbieter freiwillig ein Widerrufsrecht vor.

Krankenkassen: In den AVB der Zusatzversicherungen von Sympany steht: «Der Antrag auf Versicherungsabschluss kann innerhalb von 14 Tagen seit der Unterzeichnung zurückgezogen werden.» Sympany sieht «kein Problem, diese Regelung bei anderen Versicherungen anzuwenden».

Bei der EGK können Kunden ihren Antrag bis einen Monat vor Vertragsbeginn widerrufen. Die EGK befürwortet das Widerrufsrecht als «Schutz vor Missbrauch und um eine Vertrauensbasis zu den künftigen Versicherten zu schaffen». Bei Swica und Visana kann man einen Antrag innert sieben Tagen widerrufen.

Lebensversicherungen: Bis auf die Vaudoise sehen alle vom K-Tipp- angefragten Versicherungen ein Rücktrittsrecht vor. Bei Axa, Generali, Helvetia, Nationale Suisse und Sympany kann man innert 14 Tagen seit Antragsunterzeichnung zurücktreten. Bei Basler und Mobiliar beginnt die Frist erst nach Zustandekommen des Versicherungsvertrages zu laufen. Allerdings müssen die Kunden bei der Basler «die angefallenen externen Kosten (z.B. für die ärztliche Untersuchung) übernehmen». Bei Allianz und Zürich ist ein Widerruf innert sieben Tagen möglich.

Weitere Versicherungen: Seltener ist ein Widerrufsrecht bei Auto-, Privathaftpflicht-, Hausrat- und Rechtsschutzversicherungen. Hier können Kunden von Coop und Orion bei den Rechtsschutzversicherungen innert 14 Tagen zurücktreten. Die Vaudoise kennt ein Rücktrittsrecht von sieben Tagen bei Privathaftpflicht- und Hausrat- sowie Auftohaftpflicht- und Kaskoversicherung. Bei der Basler gilt dieses Recht bei Privathaftpflicht und Hausrat. Coop und Orion befürworten eine gesetzliche Regelung. Beantragt ein Interessent bei Assista TCS eine Rechtsschutzversicherung, ist er daran nicht gebunden. Erst wenn der Kunde die Rechnung begleicht, ist der Vertrag bindend. Auch bei den Online-Versicherern Smile direct, Baloise direct und Zurich Connect ist der Kunde erst durch Bezahlen, durch Einlösen des Fahrzeugs oder mit einer Unterschrift gebunden.

Immerhin gesteht der Versicherungsverband ein: «Nichts spricht dagegen, dass die Gesellschaften freiwillig ein vertragliches Widerrufsrecht einräumen.»

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