Wie Bergbahnen tricksen
Einige Bündner Bergbahnen hängen Preissenkungen auf Kinder-Skiabos an die grosse Glocke. Doch der K-Tipp deckt auf: Grössere Kinder zahlen massiv mehr.
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K-Tipp 20/2005
30.11.2005
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Die Jungen fahren günstiger», hiess es Ende Oktober in der «Sonntags-Zeitung». «Mehrere Skiorte, vor allem im Bündnerland, haben die Preise massiv gesenkt», schrieb gleichentags der «Sonntags-Blick». Und zitierte Nicolo Holinger, Betriebsleiter der Bergbahnen St. Moritz: «Wir möchten familienfreundlicher werden.»
Schön wärs - die Wahrheit sieht leider anders aus: Zwar haben viele Bahnen tatsächlich den Preis für Kinder-Skiabos gesenkt. Gleichzeitig aber haben sie a...
Die Jungen fahren günstiger», hiess es Ende Oktober in der «Sonntags-Zeitung». «Mehrere Skiorte, vor allem im Bündnerland, haben die Preise massiv gesenkt», schrieb gleichentags der «Sonntags-Blick». Und zitierte Nicolo Holinger, Betriebsleiter der Bergbahnen St. Moritz: «Wir möchten familienfreundlicher werden.»
Schön wärs - die Wahrheit sieht leider anders aus: Zwar haben viele Bahnen tatsächlich den Preis für Kinder-Skiabos gesenkt. Gleichzeitig aber haben sie auch die Altersgrenze herabgesetzt.
- Beispiel Arosa GR: Vor vier Jahren kostete die Kindertageskarte 27 Franken. Neuerdings 18 Franken. Doch Kinder bis Jahrgang 1992 profitieren nicht mehr vom Kindertarif, sondern zahlen den Jugendpreis - 37 statt 27 Franken. Aufschlag 37 Prozent.
- Beispiel Oberengadin GR: Kindertageskarten für die Teilgebiete Corvatsch-Furtschellas und Corviglia kosten deutlich weniger als vor vier Jahren. Doch nun gelten im Oberengadin 13-Jährige plötzlich als Jugendliche. Sie zahlen 44 statt 29 Franken. Aufschlag: 52 Prozent.
«Der Grund für die Änderung war die Angleichung an die internationalen Standards, welche die Mehrheit der Mitbewerber im In- und Ausland bereits vollzogen haben», schreiben die Aroser Bergbahnen dem K-Tipp.
In Engelberg gehts auch ohne Mätzchen
Für Eltern grösserer Kinder ist das ein schwacher Trost. Ganz abgesehen davon, dass das Argument nicht stimmt. Ausserhalb der Ostschweiz und des Bündnerlandes arbeiten praktisch alle Schweizer Skigebiete mit den gleichen Alterslimiten wie die SBB: Vom ermässigten Tarif profitieren demnach Kinder von 6 bis 15 Jahren.
Auch die Oberengadiner Bergbahnen argumentieren mit «den Standards der internationalen Reisebranche». Sie haben übrigens auch die Alterslimite für Jugendliche gesenkt. Vom Jugendtarif profitieren junge Leute neu nur noch bis zum 18. statt bis zum 20. Geburtstag.
Dass Preissenkungen auch ohne Mätzchen möglich sind, beweist beispielsweise Engelberg. Der Vier-Jahres-Vergleich des K-Tipp zeigt, dass die Obwaldner die Kindertarife um über 30 Prozent gesenkt haben (siehe Tabelle Seite 14). Die Alterslimiten blieben unverändert.
Die Tabelle zeigt übrigens auch, wie die Bergbahnen ihre Tarife im Vergleich zum Landesindex der Konsumentenpreise verändert haben. Die allgemeine Teuerung betrug vom Oktober 2001 bis zum Oktober 2005 4,4 Prozent. Die Aufschläge der Bergbahnen sind zum Teil massiv höher.
Die teuersten Tageskarten verkauft Zermatt VS. Fürs ganze Skigebiet inklusive des italienischen Cervinia kosten sie für Erwachsene 75 Franken. Im Oberengadin zahlen Erwachsene für das ganze Gebiet immerhin auch noch 70 Franken, in den Quatre Vallées mit Verbier, Nendaz und Veysonnaz 62 Franken pro Tag.
Tarife immer am Schalter abchecken
Der Skispass lässt sich jedoch auch günstiger realisieren: Auf dem Jaunpass BE kostet die Tageskarte für die ganze Familie 65 Franken. Für 95 Franken ist auch noch das Mittagessen dabei. Und es hat immerhin drei Skilifte.
Damit Sie für Ihr Skiabo nicht zu viel bezahlen, beachten Sie am besten die folgenden Tipps:
- Prospekte, Internet: Studieren Sie die Tarif-Rabatte der Bergbahnen genau.
- Schalter: Verlassen Sie sich nicht allein auf Prospekte. Diese sind häufig unklar und unvollständig. Fragen Sie deshalb am Schalter nach.
- Familien: Erkundigen Sie sich nach Familienrabatten. Denken Sie daran, dass Sie meist ein «Beweisstück» wie Identitätskarte, Junior-Karte der SBB oder Familienbüchlein vorweisen müssen.
- Kleinkinder: Auch für Kinder unter sechs Jahren nehmen Sie am besten einen Ausweis mit. Ist Ihr Kind nämlich gross gewachsen, müssen Sie sonst eventuell mehr bezahlen.
- Ausbildung: Jugendliche in Ausbildung erhalten manchenorts länger Jugendrabatt. Unbedingt mitnehmen: Schüler-, Lehrlings- oder Studentenausweis.
- Senioren: Sie müssen meist den Ausweis vorlegen.
- Gästekarte: Rabatt gibts manchmal auch mit Gästekarte. Bewohner von Hotels oder Ferienwohnungen erhalten diese vom Gastgeber.
- Snow'n'rail: Für rund drei Dutzend Destinationen verkaufen die SBB kombinierte Bahnbillette und Skipässe mit gegen 30 Prozent Rabatt: www.snownrail.ch.
- GA: In Wildhaus SG kostet die Tageskarte für Erwachsene mit GA 37 statt 49 Franken. In Adelboden BE und in der Lenk BE müssen GA-Besitzer beweisen, dass sie mit Bahn oder Bus angereist sind, erst dann erhalten sie Rabatt. Also: GA nicht vergessen.
Günstiger: Tagespass für Teilgebiete
- Anfänger: Manche Skigebiete offerieren günstige Abos für Anfängerlifte. Der Kauf von Einzelbilletten oder Punkteabonnementen kann sich für Wenigfahrer lohnen.
- Teilgebiet: Selbst für gute Fahrer kann es vorteilhaft sein, das Abo nur für ein Teilgebiet zu lösen. Grosse Skigebiete bieten genügend Abwechslung.
- Tageswahlkarte: Stehen Sie nicht täglich auf den Skis, kaufen Sie am besten Tageswahlkarten. (Die Gültigkeitsdauer beachten.)
- Wochenende: Diverse Bahnen bieten Wochenendabos für eineinhalb oder zweieinhalb Tage an.
- Übertragbare Abos: Eltern eines kleinen Kindes können kaum gleichzeitig auf die Piste. Für sie gibts da und dort übertragbare Abos. Die Bahnen auf der Bettmer- und der Riederalp VS verlangen dafür nicht mal einen Zuschlag.
- Samstags-Vorteil: In Grindelwald, Mürren und Wengen BE zum Beispiel fahren Kinder samstags gratis, wenn ein Elternteil dabei ist.
- Nebensaison: Viele Bergbahnen verlangen in der Vor- und der Nachsaison weniger. Achten Sie auf die Daten. Am buntesten treiben es die Bahnen im Oberengadin GR. So kosten Tageskarten fürs ganze Gebiet für Erwachsene je nach Datum 57, 66 oder 70 Franken, Wochenkarten 265, 305 oder 339 Franken.