«Wir fühlen uns betrogen»
Suchen Sie eine Sparversicherung, die von der Jahresprämie von 3892 Franken volle 2507 Franken für ihre Kosten abzwackt? Fragen Sie die Skandia!
Inhalt
K-Tipp 15/2007
19.09.2007
Ernst Meierhofer
Man hat uns grosse Gewinne in Aussicht gestellt. Nun fühlen wir uns hintergangen und betrogen.» Die Empörung von Barbara und Stephan Widmer aus Gebenstorf AG ist gross. Sie haben vor sechs Jahren einem Versicherungsvermittler geglaubt – und das bereuen sie heute bitter.
Stephan Widmer zahlte 2001 erstmals 5324 Franken in eine Sparversicherung der Skandia ein. In diesem Jahr zog die Skandia insgesamt 1247 Franken von seiner Prämie für «Abschlusskosten&ra...
Man hat uns grosse Gewinne in Aussicht gestellt. Nun fühlen wir uns hintergangen und betrogen.» Die Empörung von Barbara und Stephan Widmer aus Gebenstorf AG ist gross. Sie haben vor sechs Jahren einem Versicherungsvermittler geglaubt – und das bereuen sie heute bitter.
Stephan Widmer zahlte 2001 erstmals 5324 Franken in eine Sparversicherung der Skandia ein. In diesem Jahr zog die Skandia insgesamt 1247 Franken von seiner Prämie für «Abschlusskosten» und «Verwaltungskosten» ab. In den beiden folgenden Jahren gingen bei gleichbleibender Prämie jedes Mal 1030 Franken weg.
Dann passierte das, was bei jungen Leuten völlig normal ist: Das Paar bekam Kinder, die Mutter gab ihren Job auf, das Familienbudget wurde kleiner. Stephan Widmer musste seine Prämie reduzieren. 2004 zahlte er erstmals nur noch 3892 Franken ein.
Wer weniger einzahlt, wird finanziell bestraft
In diesem Jahr zwackte ihm die Skandia insgesamt 2507 Franken für ihre Kosten ab. Darunter 1881 Franken für «nichtamortisierte Abschlusskosten», also quasi eine Strafzahlung, weil Widmer seine Prämie reduziert hatte. Das ist deshalb besonders stossend, weil die Verkäufer von Lebensversicherungen immer wieder behaupten, eine Reduktion der Prämie sei jederzeit problemlos möglich.
«Über solche gigantischen Gebühren hat uns niemand aufgeklärt», klagt Stephan Widmer. In den Versicherungsbedingungen sind «Kosten» zwar in allgemeiner Form erwähnt, aber nicht deren Höhe. Und in der Offerte stand damals gar nichts zum Thema Kosten.
Doppeltes Pech mit Sparpolice Säule 3a
Auch Barbara Widmer wird kräftig gerupft. Sie musste ihre Prämie ebenfalls reduzieren. Als sie 2004 nur noch 2460 Franken einzahlte, kostete
sie das einen zusätzlichen Strafabzug von 1216 Franken.
Barbara Widmer hat sogar doppeltes Pech: Der Versicherungsvermittler verkaufte ihr die Police im Rahmen der steuerbegünstigten Säule 3a. Dort muss sie zwar wegen des langfristigen Vertrages weiterhin einzahlen – aber bei den Steuern abziehen darf sie die Prämie nicht mehr, weil sie jetzt nicht mehr erwerbstätig ist.
Die Skandia sagt dazu, ihre Kosten seien «branchenüblich». Der Versicherungsvermittler war ein Angestellter der Fidicon, die heute OVB Vermögensberatung heisst. Die OVB ist der Meinung, sie habe «ausschliesslich im Interesse der Eheleute Widmer» beraten.
Hände weg: Geldverlust ist programmiert
Die Sparversicherung ist eine teure Kombination von Sparprozess und
Versicherungslösung.
Die Sparversicherung ist unflexibel und mit einer langjährigen Zahlungsverpflichtung verbunden. Sie heisst auch kapitalbildende Lebensversicherung, Vorsorgepolice oder gemischte Versicherung.
Wer frühzeitig aussteigt, verliert viel Geld. Dies gilt auch, wenn man die Versicherung in die prämienfreie Variante umwandelt.
Sparversicherungen sind zu teuer. Kunden zahlen die Provision für die Verkäufer sowie hohe Verwaltungs- und andere Gebühren. Diese Kosten sind beim Abschluss in der Regel nicht ersichtlich.
Sparversicherungen haben ein Todesfallkapital mitversichert: Stirbt die versicherte Person, erhalten Erben oder andere Begünstigte Geld ausbezahlt. Gerade für junge Leute ist ein solcher Versicherungsschutz hinausgeworfenes Geld, weil es nicht nötig ist, dass jemand Geld erhält, wenn sie sterben.
Der bessere Weg ist das getrennte Vorgehen: sparen bei der Bank, sich versichern bei der Versicherung. In Frage kommen hier die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung und allenfalls eine Todesfallrisiko-Police.
Alle Infos dazu finden Sie im K-Tipp-Ratgeber «So sind Sie richtig versichert»