"Wir wollen uns breit abstützen"
Inhalt
K-Tipp 12/2000
14.06.2000
Interview mit Simonetta Sommaruga, Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz
Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) gibt ihre eigene Zeitschrift "Tipp & Test" auf und informiert stattdessen ab August regelmässig im K-Tip.
K-Tip: Warum arbeitet die SKS künftig mit dem K-Tip zusammen?
Simonetta Sommaruga: Im K-Tip kann die SKS alle zwei Wochen eine Million Leserinnen und Leser erreichen und darüber berichten, wo und wie sie die Anliegen der Konsumentinnen ...
Interview mit Simonetta Sommaruga, Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz
Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) gibt ihre eigene Zeitschrift "Tipp & Test" auf und informiert stattdessen ab August regelmässig im K-Tip.
K-Tip: Warum arbeitet die SKS künftig mit dem K-Tip zusammen?
Simonetta Sommaruga: Im K-Tip kann die SKS alle zwei Wochen eine Million Leserinnen und Leser erreichen und darüber berichten, wo und wie sie die Anliegen der Konsumentinnen und Konsumenten vertritt.
Zum Beispiel?
Wenn wir Strafanzeigen einreichen wegen unlauterer und täuschender Werbung, wenn wir uns für bessere Lebensmittel-Deklarationen einsetzen, für konsumentenfreundlichere Gesetze oder schärferes Vorgehen gegen Preisabsprecher. Hoffentlich können wir vor allem über Erfolge berichten, doch wir werden auch Misserfolge nicht verschweigen.
Dank der Zusammenarbeit mit dem K-Tip möchten Sie die Zahl Ihrer Gönnermitglieder innerhalb eines Jahres vervierfachen?
Ja, denn eine starke Konsumentenorganisation braucht auch eine breite Unterstützung. Unsere Arbeit ist teuer.
Sie erhalten doch Subventionen......bescheidene 120 000 Franken. In den letzten Jahren hat der Bund den Konsumentenorganisationen immer mehr Aufgaben zugeschaufelt und ihnen dabei ständig das Geld gekürzt. Heute gibt der Bund für die Schafzüchter mehr Geld aus als für den ganzen Konsumentenschutz in der Schweiz.
Gäbe es nicht fortschrittliche Unternehmen aus der Privatindustrie, welche die SKS unterstützen würden?
Vielleicht. Aber wir nehmen kein Geld von Anbietern, denen wir auf die Finger schauen müssen. Da müssen wir völlig unabhängig bleiben. Deshalb sind wir auf Gönnerbeiträge von Einzelpersonen angewiesen.
Bleibt die SKS denn unabhängig, wenn sie regelmässig in einer Zeitschrift informiert, die Inserate aufnimmt?
Das mussten wir uns tatsächlich gut überlegen. Ausschlaggebend für unseren Entscheid war schliesslich, dass wir die SKS-Seite im K-Tip völlig unabhängig gestalten können. So ist ausgeschlossen, dass Inserenten unsere Arbeit beeinflussen können.
Trotzdem mussten Sie sich deshalb Kritik gefallen lassen.
Nehmen Sie das Beispiel des Kassensturz: Er ist immer unbestechlich geblieben, obwohl diese TV-Sendung von teuren und gefragten Werbeblöcken umrahmt ist. Auch der K-Tip hat in den letzten Jahren bewiesen, dass er keine Rücksicht auf mögliche Inserenten nimmt. Und wir haben die vertragliche Zusicherung, dass wir die SKS-Seite als Plattform frei zur Verfügung haben. Unsere Informationen und Meinungen müssen wir auch nicht mit dem K-Tip abstimmen.
Bis jetzt war die SKS von Gewerkschaften getragen. Nun wollen Sie die Trägerschaft öffnen. Warum?
Das ist der zweite Teil unserer neuen Strategie. Eine starke Konsumenten-Organisation muss sich möglichst breit abstützen. Deshalb möchten wir andere Organisationen, die ebenfalls Interessen von Konsumenten vertreten und eine soziale und ökologische Konsumentenpolitik mittragen, in die Trägerschaft aufnehmen.
Das Konsumentenforum (KF) hat Ihnen bereits eine Absage erteilt...mit dem Argument, wir seien politisch einseitig gewerkschaftslastig. Doch ein Mitmachen des KF und anderer Organisationen würde ja gerade dazu führen, dass wir breiter abgestützt sind. Einige Organisationen haben ihre Zusage signalisiert. Wir werden eine Öffnung anstreben und erreichen. Im Herbst informieren wir darüber.
Sie selber sind natürlich als SP-Nationalrätin auch politisch eingebunden.
Es ist wichtig, dass Exponentinnen des Konsumentenschutzes im Parlament vertreten sind. Die langjährige KF-Präsidentin Monika Weber war ein gutes Beispiel. Auch ich mache in erster Linie Konsumentenpolitik und nicht Parteipolitik. Deshalb habe ich auch viele bürgerliche Stimmen erhalten.
Was ist das wichtigste Ziel in den nächsten Jahren?
Mit der neuen Zusammenarbeit verfolgen K-Tip und SKS ein gemeinsames Ziel: Wir wollen den Konsumentenschutz in der Schweiz massiv stärken. Damit Konsumentinnen und Konsumenten endlich zu ihren Rechten kommen und der Kunde tatsächlich König ist.