Wirbel um die wirbelnden Zahlen
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K-Tipp 4/2002
20.02.2002
Millionen-Los: Ziehungsmaschine läuft anders, als man denkt
Tausende verfolgen am TV die Millionen-Los-Ziehung. Doch die Maschine zeigt nur Zahlen an, die bereits ermittelt sind.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Die Rechnung von Manuela Streckeisen aus Basel ist interessant - und brisant: 600 000 Millionen-Lose hat die Interkantonale Landeslotterie (Swisslos) für die Spielrunde vom vergangenen Dezember produziert. Auf jedem Los sind - unter anderem ...
Millionen-Los: Ziehungsmaschine läuft anders, als man denkt
Tausende verfolgen am TV die Millionen-Los-Ziehung. Doch die Maschine zeigt nur Zahlen an, die bereits ermittelt sind.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Die Rechnung von Manuela Streckeisen aus Basel ist interessant - und brisant: 600 000 Millionen-Lose hat die Interkantonale Landeslotterie (Swisslos) für die Spielrunde vom vergangenen Dezember produziert. Auf jedem Los sind - unter anderem - fünf siebenstellige Zahlen aufgedruckt, die zum Gewinn einer Million Franken führen können.
Gesamthaft gibt es also 3 Millionen mögliche Millionen-Gewinnzahlen (600 000 x 5); aus diesen werden 10 tatsächliche Gewinnzahlen gezogen. Nun hat Manuela Streckeisen festgestellt, dass bei der Ziehung in der TV-Show «Millionen-Gala - Prix Walo» vom 1. Januar eine Maschine zum Einsatz kam, die über sieben Räder verfügt. Zur Auslosung der siebenstelligen Gewinnzahl beginnen sich jeweils sämtliche Räder zu drehen, bis schliesslich jedes auf einer Ziffer zwischen 0 und 9 stehen bleibt.
Daraus folgt, dass die Maschine bei jeder Ziehungsrunde potenziell 107 Zahlen, sprich 10 Millionen Zahlen, anzeigen kann. Alles klar? Falls nicht, glauben Sies einfach; die Rechnung stimmt. Sie ist aber noch nicht fertig.
Streckeisen hat jetzt die von der Maschine potenziell ziehbaren 10 Millionen Zahlen jenen 3 Millionen auf den Losen effektiv vorhandenen Zahlen gegenübergestellt. Dabei ist sie zum ebenso logischen wie einfachen Schluss gekommen, dass die Maschine bei jeder Ziehungsrunde 7 Millionen Zahlen ermitteln kann, die es auf den Losen gar nicht gibt.
Schüttet die Interkantonale Landeslotterie also möglicherweise gar nicht alle Millionen-Gewinne aus?, lautet deshalb die bange Frage. Landeslotterie-Sprecher Fabio De Maria beruhigt - und hat eine plausible Erklärung: Die am TV gezeigte Ziehungsmaschine ist streng genommen gar keine. Zumindest funktioniert sie anders, als man vermuten würde.
Sie ermittelt die Gewinnzahlen nämlich - für die TV-Zuschauer unsichtbar - über eine Spezial-Software. Diese sorgt dafür, dass die Millionen-Treffer nur aus den 3 Millionen auf den Losen effektiv vorhandenen Zahlen stammen können.
Ist eine Gewinnzahl via Software ermittelt, wird sie separat nochmals verifiziert und dann «freigegeben», wie De Maria erklärt. Jetzt erst beginnen sich die Räder der Maschine zu drehen, um schliesslich so anzuhalten, dass sie die bereits ermittelte Gewinnzahl anzeigen. Die Räder «wissen» also, bevor sie zu rotieren anfangen, auf welcher Ziffer sie zum Stillstand kommen müssen.
Fabio De Maria versichert denn auch, dass alle 10 Millionen-Gewinne der Dezember-Runde ausbezahlt worden seien. Und: «Die gesamte Ziehung fand unter Aufsicht der Direktion für Sicherheit und Soziales des Kantons Zürich statt.»
GEWINNE - Was übrig bleibt, fliesst in Fonds
Beim Millionen-Los-Spiel vom Dezember gabs Preise im Gesamtwert von 32 Millionen Franken. Was aber geschieht mit jenen Gewinnen, auf die niemand Anspruch erhebt? «Sie verfallen zu Gunsten der kantonalen Lotteriefonds», erklärt Fabio De Maria von der Landeslotterie.
Umfangmässig dürfte das zwar kaum ins Gewicht fallen, doch das Millionen-Los ist trotzdem ein Bombengeschäft: Laut De Maria wurden fürs Dezember-Spiel 95 Prozent der 600 000 Lose verkauft. Bei einem Preis von 100 Franken pro Los resultiert ein Ertrag von 57 Millionen Franken; davon bleiben nach Auszahlung der Gewinne noch immer 25 Millionen übrig.
Das gefällt der Landeslotterie; energisch kämpft sie denn auch gegen Konkurrenz an. Die Bewilligung einer Umwelt-Lotterie hat sie bis vor Bundesgericht angefochten - mit Erfolg.