Wirte drücken sich um Infos
Osteuropäische Eglifilets in Schweizer Seerestaurants: Viele Wirte lassen ihre Gäste im Glauben, der Fisch stamme aus dem Gewässer vor der Tür.
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K-Tipp 13/2006
23.08.2006
Fünf von sechs Egli, die auf Schweizer Tische kommen, sind ausländische Importware - hauptsächlich aus Polen und Estland. Dass Egli aus dem Inland rar sind, hat einen guten Grund: Schweizer Berufs?scher müssen Schonzeiten und Fangquoten respektieren. «Damit wird eine nachhaltige Nutzung der Fischbestände garantiert», kommentiert das Bundesamt für Umwelt die Fischfangstatistik 2004. Egli aus Zuchtanlagen bessern das Angebot nur minim auf: Bisher gibt es in der Schweiz erst eine einzige Eg...
Fünf von sechs Egli, die auf Schweizer Tische kommen, sind ausländische Importware - hauptsächlich aus Polen und Estland. Dass Egli aus dem Inland rar sind, hat einen guten Grund: Schweizer Berufs?scher müssen Schonzeiten und Fangquoten respektieren. «Damit wird eine nachhaltige Nutzung der Fischbestände garantiert», kommentiert das Bundesamt für Umwelt die Fischfangstatistik 2004. Egli aus Zuchtanlagen bessern das Angebot nur minim auf: Bisher gibt es in der Schweiz erst eine einzige Egli-Zucht.
Jedoch: Wes Fischers Fisch der Schweizer isst, lässt sich nur schwer eruieren: Anders als beim Fleisch müssen Restaurants beim Fisch die Herkunft nicht deklarieren. Besonders stossend ist dies bei Beizen am See, denn die Lage des Restaurants suggeriert, der Fisch sei eben noch im nahen Gewässer geschwommen.
Eine Umfrage von Kassensturz bei Restaurants an diversen Schweizer Seen ergab: Viele Wirte schreiben nicht aus freien Stücken an, woher ihre Egli stammen. Begründung: Sie seien schliesslich nicht dazu verpflichtet. Doch selbst wenn die Wirte die Herkunft angeben, sind die Infos mit Vorsicht zu geniessen. Eine Kontrolle des St. Galler Lebensmittelinspektorats im Jahr 2003 zeigte: Ein Fünftel der Restaurants gaben ausländischen Egli als einheimischen aus.
Tipps: Wer als Egli-Liebhaber sicher sein will, dass der Fisch nicht über Tausende von Kilometern in die Schweiz gekarrt wurde:
- Selber einkaufen und selber zubereiten ist die sicherste Strategie. Der Verein Fair-Fish emp?ehlt, darauf zu achten, dass die Filets von einem einheimischen Berufs?scher kommen. Dasselbe gilt für Felchen. Bei dieser Fischart ist zudem die Chance grösser, dass echte einheimische Ware im Angebot ist: 2004 gingen den Berufs?schern fast dreimal so viele Felchen wie Egli ins Netz.
- Andere einheimische Fische, wie Forelle, Hecht und Saibling, gibt es auch aus Zuchten. Laut Fair-Fish und WWF sollte man Fische aus einer Bio-Anlage bevorzugen.
- Mit gutem Gewissen können Fischliebhaber auch Meeresgetier aus Wildfang kaufen. Wer sicher sein will, damit nicht zum Leer?schen der Meere beizutragen, setzt auf das MCS-Label. Die Richtlinien des Marine Stewardship Council (MSC) garantieren, dass die Bestände nicht überfischt werden. Bei Zuchten gilt auch für Meeresgetier: Nur solche mit dem Bio-Label!
(ko)
Mehr Infos und den Fisch-Einkaufsführer gibt es beim WWF (www.wwf.ch, Tel. 044 297 21 21) und bei Fair-Fish (www.fair-fish.ch, Tel. 052 301 44 35).