Wo die Europa-Verträge Ihr Portemonnaie entlasten
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K-Tipp 9/2000
03.05.2000
Schweiz-EU Landwirtschaftsabkommen beseitigt Import-Hindernisse bei diversen Agrarprodukten - Käseliebhaber dürfen sich am meisten freuen.
Die bilateralen Verträge mit der EU bringen den Schweizern tiefere Lebensmittelpreise. Billiger werden voraussichtlich Olivenöl, Käse, Rohschinken und einige Spezialitäten.
Noch sind die sieben Abkommen zwischen der Schweiz und der EU nicht unter Dach. Sollten sie aber die Hürde der Volksabstimmung vom 21. Mai meistern, h...
Schweiz-EU Landwirtschaftsabkommen beseitigt Import-Hindernisse bei diversen Agrarprodukten - Käseliebhaber dürfen sich am meisten freuen.
Die bilateralen Verträge mit der EU bringen den Schweizern tiefere Lebensmittelpreise. Billiger werden voraussichtlich Olivenöl, Käse, Rohschinken und einige Spezialitäten.
Noch sind die sieben Abkommen zwischen der Schweiz und der EU nicht unter Dach. Sollten sie aber die Hürde der Volksabstimmung vom 21. Mai meistern, hat das hier zu Lande ab 2001 auch für die Konsumentinnen und Konsumenten spürbare Folgen (siehe auch Kästen).
Sehr direkt wirkt sich dann das Landwirtschaftsabkommen aus. Es sorgt dafür, dass bei vielen Agrarprodukten Importzölle und mengenbegrenzungen abnehmen oder ganz verschwinden (siehe Kasten).
Käseliebhaber dürfen sich besonders freuen, denn Preisabschläge sind bei diversen Sorten praktisch bereits gesetzt. Schon heute stammt zwar jedes vierte in der Schweiz konsumierte Kilo Käse aus dem Ausland. Doch hohe Zölle schmälern die Attraktivität der EU-Produkte. Beim griechischen Feta zum Beispiel beträgt der Zoll fast 3 und bei gewissen Halbhartkäsen wie Edamer gar rund 4 Franken pro Kilo.
Der Agrarvertrag baut nun die Einfuhrzölle auf Käse aus der EU stufenweise ab. Spätestens nach fünf Jahren existieren keine Taxen mehr; allfällige Mengenbeschränkungen fallen ebenso dahin.
Das Versprechen der Käse-Importeure
Angesichts dieser Perspektiven geben sich die Käse-Importeure grosszügig: "Für uns ist absolut klar, dass wir das Wegfallen der jetzigen Zollabschöpfung vollumfänglich weitergeben", verspricht Kaspar Engeli, Geschäftsführer des Importeure-Verbandes.
Mit tieferen Preisen rechnen auch der Direktor des Verbands der Käseverarbeiter "Fromart", Anton Schmutz, und sein Amtskollege bei den Schweizer Milchproduzenten, Samuel Lüthi. Welche Käsesorten um wie viel billiger werden, können beide aber noch nicht sagen. Klar ist für Lüthi indes, dass die günstigeren Käse aus der EU auf die Preise der Schweizer Käse Druck aus-üben: "Der Wettbewerb wird sicher härter."
Neben Käse müssten auch getrocknetes Rindfleisch sowie Rohschinken aus Parma oder San Da-niele güns-tiger werden. Beides kann neu nämlich bis zu einer bestimmten Menge zollfrei in die Schweiz gelangen.
Preisabschläge aufgrund sinkender oder wegfallender Zölle winken zudem bei Spezialitäten wie Olivenöl, Saf-ran, Portwein, Retsina und Schnittblumen. Auf den Frischfleisch-import hingegen hat das Landwirtschaftsabkommen keinen direkten Einfluss.
Obst und Gemüse werden kaum billiger
Nicht viel ändern wird sich ferner bei den Früchte- und Gemüsepreisen. Wohl nehmen auch hier die Import-Hindernisse ab. Die Zoll-ermässigungen betragen allerdings - ausser bei Pilzen - nirgends mehr als 10 Rappen pro Kilo. Zudem beschränken sie sich weitestgehend auf die Wintersaison und klammern Naturalien wie Lauch, Zwiebeln, Kartoffeln, Rüebli, Äpfel, Birnen oder Kirschen, die in der Schweiz selbst gut gedeihen, aus.
Der Direktor des Schweizerischen Obstverbandes, Bruno Pezzatti, ist daher überzeugt: "Preisreduktionen sind höchstens in marginalem Ausmass zu erwarten." Das sieht auch Ernst Maeder, Direktor der Schweizerischen Gemüse-Union, so. Laut Maeder hängt der Gemüsepreis ohnehin in erster Linie von der Witterung respektive der Erntemenge ab - und nicht von den Zollsätzen.
Aber selbst da, wo eine Entlas-tung fürs Portemonnaie wahrscheinlich scheint, gilt letztlich: Richtig freuen dürfen sich die Konsumenten erst, wenn sicher ist, dass Importeure und Verkäufer die diversen Zoll- und Einfuhrerleichterungen auch tatsächlich zu Preis-Reduktionen nutzen.
Simonetta Sommaruga, Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz,ist zuversichtlich: "Der Konkurrenzkampf in der Lebensmittelbranche wird dafür sorgen, dass Importeure und Verkäufer dies tun."
Kasten: Löhne
Bedenken trotz Schutzmassnahmen
Der Bundesrat befürchtet wegen der bilateralen Verträge keinen generellen Druck auf das Schweizer Lohnniveau. Sollte das Abkommen über die Personenfreizügigkeit mit der EU in gewissen Bra