Zähneputzen ist keine kinderleichte Sache
Neben Zucker schadet auch Säure - vor allem in Soft-Drinks enthalten - den Zähnen. Richtiges Zähneputzen wird zur Kunst.
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K-Tipp 14/2003
03.09.2003
Georges Müller - gmueller@ktipp.ch
Während mindestens zweier Generationen galt die eiserne Regel, sofortiges und gründliches Zähneputzen nach dem Essen sei gut und richtig. Doch Vorsicht: Gewisse Speisen und Getränke, vor allem Soft-Drinks, enthalten auch Säuren, die den schützenden Zahnschmelz aufweichen. Wer die Bürste unmittelbar nach dem Genuss beispielsweise von Cola, Orangensaft oder Eistee ansetzt, trägt die Schutzschicht drei- bis fünfmal so stark ab wie ohne saure «Vorbehandlung».
Darum empfiehl...
Während mindestens zweier Generationen galt die eiserne Regel, sofortiges und gründliches Zähneputzen nach dem Essen sei gut und richtig. Doch Vorsicht: Gewisse Speisen und Getränke, vor allem Soft-Drinks, enthalten auch Säuren, die den schützenden Zahnschmelz aufweichen. Wer die Bürste unmittelbar nach dem Genuss beispielsweise von Cola, Orangensaft oder Eistee ansetzt, trägt die Schutzschicht drei- bis fünfmal so stark ab wie ohne saure «Vorbehandlung».
Darum empfiehlt eine neue Studie der Universität Göttingen, die Zähne erst 30 bis 60 Minuten nach dem Konsum von sauren Getränken oder Lebensmitteln zu reinigen. Adrian Lussi, ausserordentlicher Professor für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin an der Zahnmedizinischen Klinik der Universität Bern, geht sogar einen Schritt weiter: «Wir haben diese Frage schon vor vier Jahren abgeklärt und gesehen, dass selbst eine Wartefrist von 60 Minuten nicht genügt, um den Säureanteil auf ein unschädliches Mass abzubauen.»
Weiterhin ist Karies die grössere Gefahr
Trotzdem soll man nicht aus Angst, den Zähnen mit vorschnellem Putzen zu schaden, ganz auf das Bürsten verzichten (siehe Tipps unten). «80 Prozent der Menschen haben Karies, aber nur 15 bis 20 Prozent Probleme mit übermässigem Abrieb», unterstreicht Lussi. «Regelmässiges und gründliches Zähneputzen ist also bedeutend wichtiger als eine übertriebene Rücksicht auf Erosion.»
Milchprodukte: Trotz Säure nicht schädlich
Ohnehin sagt der Säureanteil eines Getränks allein noch nicht alles aus über seine Schädlichkeit für den Zahnschmelz. «Wichtig ist auch der Anteil an Kalzium und Phosphat, weil diese die Hauptbestandteile des Zahns sind», erläutert Präventivzahnmediziner Lussi. Diese beiden Elemente schützen darum das Gebiss vor Säureattacken.
So haben Milchprodukte wie Joghurt, Sauermilch und Molke einen ähnlich hohen Säuregrad wie Fruchtsäfte, sind aber dank ihrem hohen Kalzium- und Phosphatgehalt ungefährlich für das Gebiss (siehe Box unten). Lussi: «Selbst in einer sauren Umgebung fühlt sich der Zahnschmelz pudelwohl, wenn Kalzium und Phosphat im Spiel sind.»
Käse und Kaugummi für gesunde Zähne
Empfehlungen für Patientinnen und Patienten, die viel Säure konsumieren, von Professor Adrian Lussi von der Zahnmedizinischen Klinik der Universität Bern.
- Speisen und Getränke mit hohem Säureanteil reduzieren und nicht übermässig lange im Mund behalten. Saures wenn möglich nur zu den Hauptmahlzeiten zu sich nehmen.
- Essen mit neutralisierenden Stoffen (beispielsweise Käse) beenden. Den Mund mit Wasser oder Mundwasser spülen (auch nach Erbrechen).
- Nach der Einnahme von Säuren Kaugummi kauen, um die neutralisierende Speichelproduktion anzuregen.
- Zähneputzen vor der Einnahme von sauren Speisen und Getränken sorgt mit den in der Zahnpasta enthaltenen Elementen für Schutz vor Säuren.
- Die Verwendung von hochkonzentrierter Fluoridpaste einmal pro Woche verstärkt den Schutz, weil sie eine Kalzium-Fluorid-Schicht um die Zähne aufbaut.
Säure schadet, Kalzium schützt
- Getränke, die sauer sind, einen kleinen Kalzium- und Phosphatgehalt haben und Erosionen (Abrieb am Zahnschmelz) verursachen können:
Apfelsaft/Apfelmus, Cola, Eistee, Fanta orange, Grapefruitsaft, Hooch Lemon (Alcopop), Isostar, Multivitaminsaft, Orangensaft, Orangina, Randensaft, Red Bull, Schweppes, Rüeblisaft.
- Getränke/Nahrungsmittel, die sauer sind, aber dank hohem oder mittlerem Kalzium- und Phosphatgehalt keine Erosionen verursachen:
Sauermilch, Trinkmolke, Joghurt, kohlesäurehaltiges Mineralwasser, Bier.