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K-Tipp 16/2000
04.10.2000
Richtig einkaufen Jeder Laufschuh hat seine spezifischen Eigenschaften
Ein Laufschuh muss passen - zur Fussform, zum Laufstil und zum Körpergewicht. Er muss gleichzeitig dämpfen und stützen. Kaufen Sie deshalb nur einen Schuh, mit dem Sie ein paar Hundert Meter gelaufen sind.
Marco Diener mdiener@k-tip.ch
Darf ich mal Ihre alten Laufschuhe sehen?» Wundern Sie sich nicht, wenn Sie in einem Sportgeschäft mit dieser Frage empfangen werden. Vielmehr ...
Richtig einkaufen Jeder Laufschuh hat seine spezifischen Eigenschaften
Ein Laufschuh muss passen - zur Fussform, zum Laufstil und zum Körpergewicht. Er muss gleichzeitig dämpfen und stützen. Kaufen Sie deshalb nur einen Schuh, mit dem Sie ein paar Hundert Meter gelaufen sind.
Marco Diener mdiener@k-tip.ch
Darf ich mal Ihre alten Laufschuhe sehen?» Wundern Sie sich nicht, wenn Sie in einem Sportgeschäft mit dieser Frage empfangen werden. Vielmehr können Sie davon ausgehen, dass Sie ein gutes Geschäft gewählt haben.
Denn der Verkäufer will schauen, wie die Schuhe verformt und wie die Sohlen abgelaufen sind. Daraus kann er schliessen, ob Sie beim Laufen zuerst mit der Ferse oder mit dem Fussballen auf dem Boden auftreffen. Ob Sie nach dem Aufprall zu stark nach innen knicken. Oder ob Sie über die grosse Zehe oder die Fussaussenseite abrollen. Und er wird Ihnen geeignete Schuhe zum Anprobieren geben.
Professionelle Verkäufer arbeiten mit so genannten Fussspiegeln. Diese bestehen aus einer Glasplatte, auf die sich der Kunde stellen muss, sowie einem Spiegel, in dem der Verkäufer die Füsse von unten betrachten kann. So erkennt er, ob es sich um Normal-, Senk- oder Hohlfüsse handelt und ob sie schmal oder breit sind.
Es gibt sogar Läden, welche den Laufstil der Kunden auf einem Laufband analysieren. Das ist indessen wenig sinnvoll, weil Ungeübte auf dem Laufband häufig nicht ihren persönlichen Laufstil finden.
«Wenn ein Kunde seine alten Schuhe nicht mitbringt, sind wir auf seine Auskünfte angewiesen», erklärt Markus Ryffel, Olympia-Zweiter von 1984 über 5000 Meter und somit Experte für Laufschuhe.
Gute Laufschuhe dämpfen die Kräfte, die beim Aufprall auf den Boden auf den Körper einwirken. Sie führen den Fuss so, dass er über die grosse Zehe abrollt. Und sie stützen dort, wo der Fuss zu einer unsauberen Bewegung neigt.
Diese drei Eigenschaften sind bei den verschiedenen Laufschuhen unterschiedlich ausgeprägt. Denn jeder Laufstil verlangt nach den geeigneten Schuhen. Wer sauber läuft, braucht ein Modell, das vor allem dämpft und nur sehr beschränkt führt und stützt. Wer hingegen stark nach innen knickt, braucht einen Schuh, der dämpft, führt und auch gut stützt.
Unbewegliche Schuhe - verkümmerte Fussmuskeln
Doch Vorsicht: Kaufen Sie keine Schuhe, die derart unbeweglich sind, dass sie der Fussmuskulatur die Arbeit abnehmen. Sonst verkümmern die Muskeln.
Wichtig ist, dass die Schuhe im Rück- und im Vorfuss ein Dämpfungselement haben. Solche Laufschuhe kosten zwischen 170 und 250 Franken. Welche Marke Sie wählen, ist nebensächlich. Die Hauptsache ist, dass der neue Schuh zur Form Ihres Fusses, zu Ihrem Laufstil und zu Ihrem Gewicht passt.
«Wer auf die Marke oder die Farbe achtet, macht leicht einen Fehlgriff», sagt Markus Ryffel. Wer beim Laufen unbedingt modisch aussehen will, sollte die Kleider passend zu den Schuhen kaufen und nicht umgekehrt, rät er.
Die Lebensdauer von Laufschuhen beträgt etwa 800 bis 1200 Kilometer. «Sie hängt wesentlich vom Gewicht und vom Laufstil des Läufers ab», meint Ryffel.
Ihre Laufschuhe können Sie auch zum Spazieren oder zum Wandern benützen. Aber für Spiele wie Fussball oder Tennis sind sie nicht geeignet. Sie würden ziemlich rasch kaputtgehen. Denn für abruptes Abbremsen sind Laufschuhe nicht konstruiert.
Wichtig: Rechtzeitig neue Laufschuhe kaufen
Warten Sie mit dem Kauf neuer Schuhe nicht zu lange. «Wenn die Fersenkappe eines alten Schuhs zwei Millimeter nach innen hängt, dann ist das bereits gravierend», sagt Ryffel. «Denn dadurch ergibt sich im Knie bereits eine Fehlstellung von zwei und in der Hüfte von drei Zentimetern.»
Ersetzen Sie Ihre Schuhe bereits, während Sie die alten noch tragen. So haben Sie die Möglichkeit, das neue Paar behutsam einzulaufen.
Überhaupt ist es gut, wenn Sie mehrere Paar Laufschuhe besitzen. So können Sie abwechseln. Und die Gefahr, dass Sie wegen nicht ganz optimaler Schuhe Beschwerden bekommen, ist kleiner.
Denken Sie beim Kauf neuer Laufschuhe an Folgendes:
- Nehmen Sie Ihre alten Laufschuhe mit.
- Sagen Sie dem Verkäufer, ob Sie mit den Schuhen auf Waldwegen oder auf Asphalt laufen wollen. Ob Sie täglich trainieren oder nur gelegentlich. Und ob Sie auch Wettkämpfe bestreiten wollen.
- Genieren Sie sich nicht: Lassen Sie sich eine Auswahl an Schuhen geben.
- Ziehen Sie zum Probieren immer Ihre eigenen Laufsocken an.
- Machen Sie mit Schuhen, die für Sie in Frage kommen, nicht nur ein paar Schritte im Geschäft. Nur wenn Sie draussen ein paar Hundert Meter laufen, merken Sie, ob Ihnen die Schuhe behagen.
- Kaufen Sie nur Schuhe, die Sie vollständig überzeugen.
- Sollte sich der neue Schuh während einiger Wochen bewährt haben, kaufen Sie allenfalls ein zweites Paar. Denn beim nächsten Jahrgang ist Ihr Lieblingsmodell vielleicht bereits nicht mehr erhältlich.
- Wenn es in Ihrer Nähe kein gutes Laufsport-Geschäft gibt, informieren Sie sich am besten anhand von Prospekten. Viele Hersteller informieren darin ausführlich, für wen sich welches Schuhmodell eignet.
Internet-Informationen zum Kauf von Laufschuhen: www.laufladen.de/Service/ Laufservice.shtml
Überpronieren: Fuss knickt zu stark nach innen
Laufschuh-Hersteller verwenden viele Fachausdrücke, die für den Laien kaum verständlich sind. Hier die wichtigsten Begriffe und ihre Bedeutung.
- Fersenläufer: Der Fersenläufer trifft zuerst mit der Ferse auf dem Boden auf. Dann rollt er über den ganzen Fuss ab.
- Vorfussläufer: Der Vorfussläufer landet zuerst mit dem Fussballen, berührt den Boden danach kurz mit der Ferse und stösst wieder ab. Der Vorfusslauf ist der seltenere, aber natürlichere Laufstil. Versuchen Sies selber: Laufen Sie barfuss auf einem Rasen, und Sie werden merken, dass Sie automatisch auf dem Vorfuss landen. Denn nur so kann der Körper den Aufprall dämpfen.
- Supination: Wenn die Bewegung des Fusses zu sehr nach aussen gerichtet ist, spricht man von Supination. Supinierer sind sehr selten.
- Pronation: Beim Laufen trifft der Fuss mit der Aussenseite auf dem Boden auf. Danach kippt er leicht nach innen. Mit dieser so genannten Pronationsbewegung dämpft der Fuss den Aufprall.
- Überpronation: Von Überpronation ist dann die Rede, wenn der Fuss zu stark nach innen knickt. Folgen der Überpronation können Beschwerden an Knien, Achillessehnen, Knochenhaut und am Schienbein sein. Etwa drei Viertel der Läufer und Läuferinnen sind Überpronierer.
- Normalfuss: Ein gesunder Fuss hat ein Fussgewölbe, das elastisch ist. Unter Belastung kann es sich senken, danach wieder aufrichten.
- Senkfuss: Vom Fussgewölbe ist nicht sehr viel zu sehen. Und beim Gehen knickt der Fuss nach innen. Überpronierer haben in der Regel Senkfüsse.
- Hohlfuss: Das Fussgewölbe ist sehr hoch und so steif, dass es sich unter Belastung nicht absenken kann.