Zu viel Bio für den Boden
Nicht nur Chemie kann Böden und Pflanzen schaden. Viele Hobbygärtner überdüngen Rasen und Beete massiv mit Kompost.
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K-Tipp 7/2004
07.04.2004
Bernhard Matuschak - redaktion@ktipp.ch
Mehr als 90 Prozent unserer Hausgärten sind überdüngt», sagt Walter Käppeli, Umwelt- und Kompostberater in Hochdorf LU. Generell sollte auf den Einsatz von Kunstdünger im eigenen Garten verzichtet werden. Doch auch bei der Verwendung von Kompost ist mehr Zurückhaltung angebracht.
Grundsätzlich gilt für den Einsatz von Naturdünger im Garten: So wenig wie möglich, so viel wie nötig, empfiehlt die Fachstelle Bodenschutz (FaBo) im Amt für Landschaft und Natur des Kantons ...
Mehr als 90 Prozent unserer Hausgärten sind überdüngt», sagt Walter Käppeli, Umwelt- und Kompostberater in Hochdorf LU. Generell sollte auf den Einsatz von Kunstdünger im eigenen Garten verzichtet werden. Doch auch bei der Verwendung von Kompost ist mehr Zurückhaltung angebracht.
Grundsätzlich gilt für den Einsatz von Naturdünger im Garten: So wenig wie möglich, so viel wie nötig, empfiehlt die Fachstelle Bodenschutz (FaBo) im Amt für Landschaft und Natur des Kantons Zürich in ihrem Merkblatt «Gartenböden schützen und pflegen». Die natürlichen Abfälle aus dem eigenen Garten und die organischen Reststoffe aus der Küche reichen laut FaBo als Kompost-Rohstoffe völlig aus, um die Kulturen im Garten mit Nährstoffen zu versorgen. Allerdings sollten je nach Kultur nicht mehr als 1 bis 3 Liter Kompost pro Quadratmeter und Jahr zugesetzt werden.
Überdüngung: Mangel an Infos
Die Dosis ist von der angebauten Kultur abhängig: Starke Nährstoffzehrer wie Kohl, Kartoffeln, Sellerie, Tomaten, Zucchetti und Gurken benötigen mehr Dünger. Bohnen, Erbsen oder Nüsslisalat kommen mit weniger Nährstoffen aus, Gleiches gilt für Rasen und Hecken. Ab Mitte August sollte nicht mehr gedüngt werden. Die vorhandenen Nährstoffe reichen bis zum Saisonende.
Auch beim Bundesamt für Umwelt (Buwal) ist das Problem überdüngter Gärten ein Dauerbrenner. In den 90er-Jahren lancierte es die Aktion «Gesunde Gärten - Gesunde Umwelt». «Es zeigte sich, dass die Hobbygärtner aus Mangel an Information unsorgfältig mit Hilfsstoffen im eigenen Garten hantierten», sagt Projektleiter Hansjürg Hörler. Dabei wird der Boden nicht nur durch ein Übermass an Nährstoffen belastet. Mit dem Kompost gelangen auch giftige Schwermetalle ins Erdreich. Hörler warnt auch vor dem Einsatz von Asche oder Klärschlamm, die besonders viele Schwermetalle enthalten können. «Sie vermindern die Aktivität von Bodenorganismen, wirken hemmend auf die Humusbildung und gefährden die Bodenfruchtbarkeit.» Der sinkende Humusgehalt führt zur Übersäuerung des Bodens und die freigesetzten Schwermetalle landen so auch im Gemüse.
Ab und zu eine Probe ins Labor schicken
Um eine ausgewogene Düngung sicherzustellen, sollte man alle 5 bis 8 Jahre eine Bodenprobe seines Gartens untersuchen lassen. Und so gehen Sie vor: An 15 bis 20 Stellen im Gemüsegarten mit dem Spaten ein Loch von 20 Zentimeter Tiefe ausheben und von der Lochwand eine 3 bis 5 Zentimeter dicke Scheibe senkrecht über die ganze Tiefe abstechen. Die nicht zu feuchte Erde in einem sauberen Eimer zerkleinern und gut vermischen. Einen Joghurtbecher voll ohne Steine in einen sauberen Plastiksack füllen und mit dem Namen der Parzelle beschriften. Proben aus verschiedenen Kulturen (Gemüse, Beeren, Obstgarten) sollten dabei nicht vermischt werden. Man kann auch mehrere Proben aus verschiedenen Kulturen einschicken.
Analyse und Auswertung einer Probe inklusive Kommentar und Düngeempfehlung kosten 85 Franken. Informationen und Probesäckchen sind erhältlich bei der Gesellschaft für biologischen Landbau (Bioterra), Dubsstr. 33, 8003 Zürich, Tel.: 01 463 55 14, Fax: 01 463 48 49, Mail: service@ bioterra.ch.
Herbizid-Verbot in Privatgärten
Auch bei Unkraut- und Insektenbekämpfung im eigenen Garten tun Herr und Frau Schweizer zu viel des Guten. «Die Böden sind teilweise enorm mit Giften belastet», sagt Rolf Wagner vom Amt für Abfall, Energie und Luft des Kantons Zürich. Teilweise ist die Verwendung der chemischen Keulen sogar verboten, weil sie das Grundwasser belasten. Was viele Gärtner nicht wissen: Seit vier Jahren darf auf Wegen, Plätzen und Terrassen kein Unkrautvernichtungsmittel mehr ausgebracht werden. Das Verbot gilt auch für giftklassefreie Herbizide. Buwal und Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch) haben deshalb Ende März die Aktion «Auf Gedeih und Verderb» lanciert. Dabei haben Hobbygärtner Gelegenheit, ihre Herbizide zur Entsorgung zurückzubringen.
Weitere Auskünfte unter www. umweltschutz.ch sowie bei Pusch, Hottingerstr. 4, Postfach 211, 8024 Zürich, Tel.: 01 267 44 11, Mail: herbizid@umweltschutz.ch.