Ein Rentner verlässt die Herrentoilette im Bahnhof Altdorf UR und warnt: «Achtung, hier drin ist es dreckig!» Tatsächlich: Der Boden ist derart verschmutzt, dass man lieber gleich wieder kehrtmachen möchte. Der volle Abfallkübel verrät: Hier wurde schon länger nicht mehr gereinigt. Besonders ärgerlich: Wer in Altdorf aufs verdreckte Bahnhof-WC will, muss zuerst einen Franken zahlen.
Altdorf ist kein Einzelfall, wie der K-Tipp in einer Stichprobe feststellte. Unter die Lupe genommen wurden die 16 Damen- und Herrentoiletten in den Bahnhöfen von 15 Deutschschweizer Kantonshauptorten. Vier davon betreibt das Privatunternehmen McClean. Für die andern sind die SBB zuständig.
Untersucht wurde zuerst, ob die Toiletten die minimalen Anforderungen bezüglich Ausstattung erfüllen: Sind WC-Papier und Seife vorhanden? Kann man die Kabine abschliessen? Hat es Wickeltische? Fehlten beispielsweise Seifen, Hygienebeutel oder war kein Spiegel vorhanden, gab es Abzüge.
Danach wurde die Sauberkeit unter die Lupe genommen: Wie sauber sind die WC-Schüssel, das Lavabo und der Boden?
Üble Damen-WCs in Glarus und Herisau
Das Resultat: Den schlechtesten Eindruck hinterliessen die Damentoiletten im Bahnhof Glarus und in Herisau (siehe Tabelle). Während in Herisau die Benützung wenigstens gratis ist, kostet der Eintritt in Glarus 1 Franken. Trotzdem waren WC-Brille, -Schüssel, -Boden und auch das Lavabo verschmutzt.
Einen weiteren Abzug gab es beim Damen-WC in Glarus, weil keine Hygienebeutel vorhanden waren, Kleiderhaken und Wickeltisch fehlten.
Negativ aufgefallen sind auch die WCs im Bahnhof St. Gallen: Trotz modernstem Handtrockungsapparat hatte es weder auf der Damen- noch auf der Herrentoilette Seife – die Halterung dafür ist sogar abmontiert worden. Auf den Herrentoiletten in Frauenfeld, Stans und Schwyz fehlten Spiegel. In Sarnen hängt zwar einer, doch mangels Licht ist er praktisch nutzlos. Zudem: In Sarnen war das Damen-WC geschlossen, weshalb nur die Herrentoilette beurteilt werden konnte.
Kleinere Bahnhöfe mit Mängeln
Gebührenpflichtige Bahnhoftoiletten sind nicht unbedingt sauberer als die Gratis-WCs. In Chur beispielsweise ist das Benutzen der Bahnhoftoiletten gratis – und die Anlagen sind sauber und mit allem Nötigen ausgerüstet. Sogar auf der Herrentoilette ist ein Wickeltisch zu finden. Bloss genügende Noten erhielten hauptsächlich kleinere Bahnhöfe.
Sehr gute Noten erhielten die Toiletten der Bahnhöfe Basel, Luzern, Zürich und Bern. Sie werden von der Firma McClean betrieben, die auch in Deutschland, Frankreich und Luxemburg tätig ist. Die Sauberkeit, für die eine stets anwesende Angestellte sorgt, kostet aber: das kleine Geschäft Fr. 1.50, das grosse Fr. 2.–.
Unterschriftenbogen: Bestellen oder herunterladen
Mit der Volksinitiative «Pro Service public» wollen der K-Tipp und «Saldo» dafür sorgen, dass Bundesbetriebe wie SBB, Post und Swisscom den Bürgern einen guten und bezahlbaren Service bieten.
Unterschriftenbogen können Sie bestellen bei K-Tipp, «Pro Service public», Postfach 431, 8024 Zürich, über Tel. 044 266 17 17 oder unter www.proservicepublic.ch herunterladen. Wichtig: Auf einem Bogen dürfen sich nur Stimmberechtigte derselben politischen Gemeinde eintragen. Senden Sie bitte auch nicht voll ausgefüllte Listen ein!
1 Franken Eintritt für verdreckte Toilette
Die Zahl der Bahnbenützer nimmt ständig zu. Dennoch haben die SBB in den letzten Jahren viele Bahnhofstoiletten geschlossen. Die verbliebenen WCs werden deshalb häufiger benützt. Prompt hapert es oft bei Sauberkeit und Ausstattung. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe.
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