Glaubt man den Pensionskassen, steht es schlecht um die Finanzen. Die Kassen behaupten seit Jahren, die Renten seien zu hoch – der Umwandlungssatz müsse gesenkt werden. Doch das Gegenteil trifft zu: Noch nie verfügten die Pensionskassen über so hohe Reserven. Sie betragen heute insgesamt rund 116 Milliarden Franken («Saldo» 4/2017).
Trotzdem fanden die Pensionskassen und Versicherer im Parlament Gehör: National- und Ständerat bewilligten im März höhere Lohnabzüge und tiefere Renten (K-Tipp 6/2017). Diesen Entscheid können die Stimmbürger im September noch kippen – sofern sie Nein sagen zur Reform der Altersvorsorge.
1800 Kassen: Riesiges Sparpotenzial
Sollte es der zweiten Säule tatsächlich einmal schlecht gehen, besteht ein riesiges Sparpotenzial. Denn die Schweiz leistet sich im Unterschied zu anderen Ländern nicht eine einzige Pensionskasse, sondern nicht weniger als 1800. Dazu kommen acht Lebensversicherer, die mit der zweiten Säule Jahr für Jahr ein gutes Geschäft machen (K-Tipp 1/2017, 20/2013).
Die Verwaltung so vieler Kassen kostet jedes Jahr Milliarden: Gemäss der aktuellen Pensionskassenstatistik des Bundes betrug der Verwaltungsaufwand der Pensionskassen im Jahr 2015 fast 900 Millionen Franken. Diese Ausgaben enthalten unter anderem die Löhne der Angestellten sowie Ausgaben für die Infrastruktur.
Bei den Lebensversicherern waren es gemäss der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma 824 Millionen Franken. Das macht also insgesamt über 1,7 Milliarden Franken.
Über 4 Milliarden für Vermögensverwaltung
Der noch grössere Brocken sind die Kosten für die Anlage und Verwaltung des Vermögens. Denn auch das macht jede Kasse selbst. Bei den Honoraren für externe Vermögensverwalter, Banken, Anlage- und Hedgefonds usw. lagen die Kosten gemäss der letzten Pensionskassenstudie von Swisscanto bei durchschnittlich 0,51 Prozent des verwalteten Vermögens.
Das tönt nach wenig. Doch die Pensionskassen herrschen über rund 800 Milliarden Franken. Rechnerisch ergibt das Verwaltungskosten von 4 Milliarden Franken. Bei den Lebensversicherern betragen diese Kosten rund 360 Millionen Franken – bei einem verwalteten Vermögen von rund 170 Milliarden Franken.
Verwaltungskosten in Norwegen klar tiefer
Die zersplitterte Struktur ist ineffizient und kostet die Versicherten Milliarden. Ein Blick in den hohen Norden zeigt, dass es auch anders geht. Dort verfügte der norwegische Staatsfonds Ende 2015 über ein Vermögen von umgerechnet knapp 880 Milliarden Franken. Das ist vergleichbar mit der Schweiz. Verwaltet wird der Staatsfonds von der norwegischen Zentralbank.
Die Verwaltungskosten inklusive Gebühren an externe Verwalter betrugen in Norwegen 0,06 Prozent oder umgerechnet knapp nur 450 Millionen Franken. Das ist weniger als ein Zehntel der Kosten in der Schweiz.
Und die Rendite in Norwegen war in diesem – für Pensionskassen schlechten – Jahr mit 2,7 Prozent erst noch deutlich höher als in der Schweiz. Hier betrug sie gemäss dem Pensionskassenverband Asip nur gerade 0,7 Prozent.