Im November 2016 war Sibylle Studerus im Stress: Sie hatte in Lenzburg AG gerade ihre Praxis für Kinesiologie eröffnet. Da erhielt sie Besuch eines Vertreters der Firma Alpenweb. «Er sagte, man wolle Start-ups fördern und habe daher ein einmaliges Angebot für eine Website. Das koste nur 300 Franken», erzählt die 32-Jährige. Sie zögerte und wollte den Vertrag in Ruhe zu Hause studieren. Doch der Alpenweb-Vertreter drängte zur Unterschrift: «Es gibt viele Anfragen, das Angebot gilt nur für heute.» Studerus unterschrieb, blieb aber mit einem mulmigen Gefühl zurück.
Ihre Zweifel waren begründet: Laut Vertrag musste sie während vier Jahren jeden Monat 376 Franken plus Mehrwertsteuer bezahlen – total also fast 20 000 Franken. Studerus kündigte den Vertrag noch am gleichen Tag. «Mir wurde ein Vertrag untergejubelt, der völlig überteuert ist», schrieb sie Alpenweb. Doch das Unternehmen akzeptierte die Kündigung nicht und verlangte zwölf Monatsraten als Schadenersatz, total 4872 Franken. Studerus zahlte nicht. Zwei Jahre hörte sie nichts mehr von der Internetfirma.
Anfang 2019 meldete sich ein Rechtsanwalt als Vertreter von Alpenweb. Er forderte von Studerus die 4872 Franken. Als sie nicht bezahlte, klagte er sie ein. Die Verhandlung beim Friedensrichter fand Mitte Juni in Zürich statt. Studerus und Alpenweb schlossen einen Vergleich. Sie einigten sich auf eine einmalige Zahlung von 1800 Franken.
«Ich wollte endlich Ruhe haben»
Sibylle Studerus ist kein Einzelfall: Der K-Tipp weiss von fünf Personen, bei denen Alpenweb alte Forderungen eintreibt. Einer von ihnen ist Franz Huber (Name geändert) aus Egerkingen SO: Nach einer Schlichtungsverhandlung im Februar 2019 zahlte er Alpenweb 2500 Franken als Entschädigung für einen Vertrag, den er vor acht Jahren abgeschlossen und gleich wieder gekündigt hatte. «Ich wollte endlich Ruhe haben», sagt Huber.
Ähnlich Julija Betschart aus Zürich: Die Kosmetikerin unterschrieb im April 2014 einen Vertrag und kündigte ihn im Juni wieder. Fünf Jahre lang weigerte sie sich, die geforderten 3600 Franken zu bezahlen. Alpenweb zerrte sie vergangene Woche vor den Friedensrichter. Man einigte sich auf eine Zahlung von 1500 Franken.
Ein ähnlicher Fall kam vor sechs Jahren vor Gericht: Euroweb – so der frühere Name von Alpenweb – gewann damals vor dem Bezirksgericht Zürich einen Musterprozess gegen eine Coiffeuse, die ihre überteuerte Homepage ebenfalls nicht bezahlen wollte.
Prominente Kanzlei vertritt Firma
Euroweb liess sich in diesem Prozess von der renommierten Zürcher Wirtschaftsanwaltskanzlei Homburger vertreten. Das Gericht kam zum Schluss, dass weder Übervorteilung noch Täuschung vorliege. Die Coiffeuse musste 6000 Franken bezahlen, um aus dem Vertrag auszusteigen.
Fakt ist: Die Preise für eine Alpenweb-Homepage sind massiv überteuert. Das zeigen beispielsweise die Websites
Fadenlauf.ch und
Janefinefood.com. Beide werden von Alpenweb als Referenzen angegeben. Iris Bircher zahlte für ihre Fadenlauf-Website seit 2014 fast 24 000 Franken. Fotos und Texte musste sie selber liefern. Res Nägeli von der Firma Verve Webdesign und Grafik GmbH hat die Homepage für den K-Tipp angeschaut: «Der Preis ist überrissen. Gerechtfertigt wäre höchstens die Hälfte», sagt Nägeli. Die Kosten für die Website
Janefinefood.com schätzt er auf maximal 15 000 Franken. Inhaberin Jane Ingold zahlte während der vergangenen sechs Jahre aber total über 30 000 Franken.
Alpenweb nahm zu den Vorwürfen nicht Stellung.
Sibylle Studerus hat sich mittlerweile selber eine Homepage zusammengestellt. Dafür zahlt sie pro Jahr Fr. 70.80 Franken.
So kommen Sie günstig zu einer eigenen Internetseite
Referenzen: Erkundigen Sie sich bei Freunden und Verwandten nach einem Website-Gestalter, mit dem diese gute Erfahrungen gemacht haben. Wenn Sie einen Website-Gestalter in Betracht ziehen: Lassen Sie sich vergleichbare Websites von anderen Kunden zeigen. Erkundigen Sie sich bei diesen, ob sie mit dem Ergebnis zufrieden waren.
Budget: Legen Sie fest, wie viel Sie bereit sind, für Ihre Homepage und die Folgekosten zu bezahlen. Eine gute, individuell gestaltete Website bekommen Sie ab rund 5000 Franken (einmalige Kosten).
Offerte: Holen Sie verschiedene Offerten ein. Prüfen Sie, ob sie Ausführungen zu folgenden Punkten enthalten: technische Ausführungen (CMS-Tool zur Verwaltung der Website, Programmierung), Responsive Design (passt sich die Website an Tablet, Desktop oder Smartphone an), inhaltliche Möglichkeiten (Bilder, Videos, Texte), Suchmaschinenoptimierung, Hosting/Domain, Schulung zur Verwaltung der Website, Preis.
Buchtipp: Weitere Informationen zum Aufbau und Betrieb einer Website liefert der K-Tipp-Ratgeber KMU: So nutzen Sie das Internet.
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