Berset schraubt an den Franchisen»: So oder ähnlich lauteten die Schlagzeilen im Januar 2015. Der Sozialminister will zum Beispiel die selten gewählten Stufen 1000 und 2000 Franken streichen. Und die maximal erlaubten Franchisenrabatte sollen sinken. Die meisten Versicherten mit der Maximalfranchise 2500 Franken müssten dann mit einer ausserordentlichen Prämienerhöhung von rund 10 bis 20 Prozent rechnen – je nach Kasse und Kanton.
Ob Alain Berset seine Ideen so durchsetzen kann, ist offen. Die Vernehmlassung läuft noch bis am 12. November 2015, und die geplanten Änderungen werden – wenn überhaupt – erst auf Anfang 2017 wirksam.
Das heisst: Wer die obligatorische Grundversicherung mit der höchsten Franchisestufe von 2500 Franken abschliesst, kann auch noch 2016 mit einer Prämienermässigung um bis zu 45 Prozent rechnen. Dies im Vergleich zur Grundprämie mit Franchise 300 Franken.
Günstigere Prämien dank Kassenwechsel
Weitere Informationen zur Franchise stehen auf der nächsten Seite unten. Ganz wichtig: Vorderhand kann man die Franchise noch jedes Jahr ändern. Wer zum Beispiel von der höchsten Franchise 2500 Franken auf die Minimalfranchise von 300 Franken hinunter will, muss dies bis am 30. November der Kasse gemeldet haben. Umgekehrt gilt: Eine Erhöhung der Franchise ist bis Mitte Dezember möglich.
Die Übersicht auf der nächsten Doppelseite zeigt die Prämien mit der Maximalfranchise 2500 Franken (ohne Unfall). Zu sehen ist auch hier, wie gross das Sparpotenzial beim Wechsel sein kann. Ein extremes Beispiel: Wer mit der Franchise von 2500 Franken im Kanton Nidwalden von der Sanitas zur SLKK wechselt, zahlt nächstes Jahr Fr. 138.70 statt Fr. 303.50. Also weniger als die Hälfte. Aufs Jahr gerechnet, ergibt das eine Prämieneinsparung von fast 2000 Franken.
Wer nur auf die Prämie schaut, fährt in sehr vielen Kantonen bzw. Prämienregionen bei der Assura am günstigsten. Deren Kundenservice lässt allerdings zu wünschen übrig. Das belegen die Umfragen, die der K-Tipp regelmässig publiziert (siehe Ausgabe 14/2015).
Der Befund wurde nun quasi «amtlich» bestätigt: Das Bundesamt für Gesundheit hat geprüft, wie lange Versicherte auf Rückerstattungen von der Kasse warten müssen. Im Durchschnitt sinds 10 Tage – bei der Assura 34.
Tipp: Für den Wechsel der Krankenkasse können Sie sich an den Musterbrief auf dieser Seite halten. Ihr Kündigungsbrief muss spätestens am Montag, 30. November, bei der bisherigen Kasse eingetroffen sein. Sie haben also genug Zeit, sich die Sache in Ruhe zu überlegen und die Prämien zu vergleichen.
Jahresfranchise von 300 oder 2500 Franken? Das müssen Sie wissen
Wer in einem Jahr Arzt-, Spital- und Medikamentenkosten von über 2000 Franken hat, nimmt am besten die tiefste Jahresfranchise von 300 Franken. Wer jedoch kerngesund ist, spart viel Geld, wenn er sich mit der Höchstfranchise von 2500 Franken versichert.
Bei einer hohen Franchise gilt es folgende Punkte zu beachten:
- Man muss in der Lage sein, eine hohe Rechnung zu begleichen. Im schlimmsten Fall muss man so gleich 3200 Franken zahlen können: nämlich die Franchise von 2500 Franken plus den maximalen jährlichen Selbstbehalt von 700 Franken.
- Wer Pech hat und über Neujahr im Spital liegt, muss die maximale Kostenbeteiligung gleich für zwei Kalenderjahre übernehmen.
- Hat man sich bei seiner Krankenkasse für ein Sparmodell (HMO, Hausarzt oder Telemedizin) entschieden, ist es nicht immer sinnvoll, die höchste Franchise zu wählen. Oft erhält man schon mit der Franchise von 2000 Franken den gleich hohen Rabatt, die Maximalfranchise von 2500 Franken bringt dann keine zusätzliche Einsparung.
- Modellszenarien mit mutmasslichen künftigen Arztkosten und unterschiedlichen Franchisestufen kann man selber auf dem K-Tipp-Rechner durchspielen (www.ktipp.ch/Service/Rechner/Krankenkasse-Franchise). Dazu muss man die effektiven Prämien der eigenen Krankenkasse eingeben.
- Der Rechner zeigt: Über fünf Jahre betrachtet lohnt sich die höchste Franchise selbst dann, wenn man in einem Jahr sehr hohe Arztkosten hat. Und: Mit den Franchise-Zwischenstufen 500, 1000, 1500 und 2000 Franken legt man meist drauf.
- Weitere Informationen zum Thema Krankenkassen im K-Tipp-Ratgeber «So sind Sie richtig versichert».