3800 Franken gespart, 200 zurückerhalten
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K-Tipp 4/2002
20.02.2002
Enttäuschte Kundin: «Der Skandia vertraue ich nie mehr Spargelder an»
Franziska Schmed zahlte für einen Fonds-Sparplan 19 Raten à 200 Franken ein. Als sie Geld brauchte, erhielt sie eine einzige Rate zurück. Grund: Man hatte ihr ein kundenfeindliches Angebot vermittelt.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Ein halbes Jahr lang war Franziska Schmed in Neuseeland und Amerika unterwegs, dann ging ihr das Geld aus. Kein Problem, dachte sie - zu Hau...
Enttäuschte Kundin: «Der Skandia vertraue ich nie mehr Spargelder an»
Franziska Schmed zahlte für einen Fonds-Sparplan 19 Raten à 200 Franken ein. Als sie Geld brauchte, erhielt sie eine einzige Rate zurück. Grund: Man hatte ihr ein kundenfeindliches Angebot vermittelt.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Ein halbes Jahr lang war Franziska Schmed in Neuseeland und Amerika unterwegs, dann ging ihr das Geld aus. Kein Problem, dachte sie - zu Hause wartet ja ein Sparschwein auf mich.
Doch die Sparerin aus Spiezwiler BE wurde enttäuscht. Von den 3800 Franken, die sie während rund eineinhalb Jahren eingezahlt hatte, schickte ihr die Skandia nach der Rückkehr in die Schweiz nur 200 Franken zurück.
Der Grund: Die Frau hatte den falschen Fonds-Sparplan erwischt.
Fonds-Sparplan heisst: Sparerinnen und Sparer zahlen in regelmässigen Abständen Geld ein (jeden Monat 100 Franken beispielsweise) und der Betreiber investiert das Geld in Anlagefonds.
Da kommt also ein Börsenrisiko ins Spiel - und das ist auch der Grund, warum das Ersparte von Franziska Schmed leicht schrumpfte. Weil die Börsenkurse nachgaben, büssten ihre Fonds rund 600 Franken ein.
Doch das allein erklärt den grossen Verlust noch nicht. Hauptverantwortlich für die enttäuschende Restsumme ist die von der Skandia angewandte Spesenpolitik, im Fachjargon Plansummen-System genannt.
Frühaussteiger zahlen ganze Vorausgebühr
Beim Plansummen-System verpflichten sich Kunden vertraglich, während mehrerer Jahre regelmässig einen bestimmten Betrag einzuzahlen. Die Spesen für den Kauf der Anteile (Ausgabekommission) werden aber nicht wie sonst bei Fonds-Käufen üblich von jeder einzelnen Einzahlung des Kunden abgezogen, sondern im Voraus gleich zu Beginn der Gesamt-Sparperiode, und zwar berechnet auf der ganzen eingeplanten Anlagesumme (Plansumme).
Die Konsequenzen sind dreifach konsumentenfeindlich:
- Der Kunde zahlt die Kosten im Voraus und gibt so der Gesellschaft quasi ein zinsloses Darlehen; dieses Geld könnte er sinnvoller anlegen.
- Weil zu Beginn unverhältnismässig viel Geld für die Kosten weggeht, verliert der Sparer einen erheblichen Teil des Zinseszins-Effektes. Im konkreten Fall gingen von jeweils 200 einbezahlten Franken nur gerade 117 Franken in den Spartopf.
- Und - besonders schlimm: Wenn eine Sparerin wie Franziska Schmed vorzeitig aus dem Vertrag aussteigt und die Rückzahlung verlangt, kassiert die Skandia dennoch die komplette Vorausgebühr und schmälert so den Sparertrag drastisch.
Die Kundin habe «wohl ihren persönlichen Anlagehorizont und ihre finanziellen Möglichkeiten nicht realistisch interpretiert», sagt die Skandia und schiebt damit die Schuld der Kundin in die Schuhe.
Für Sparerinnen und Sparer heisst das: Fonds-Sparpläne mit Plansummen-System sollte man meiden. Wie aus einer Übersicht im neuen Fonds-Führer des K-Tipp ersichtlich ist, verfährt neben der Skandia auch noch die Bank Sarasin nach diesem System, gemäss Skandia zudem noch JP Morgan Fleming, AIG und Pictet.
Im soeben aktualisierten Buch sind auch die Anbieter mit kundenfreundlichen Bedingungen aufgezählt: Bank Coop, Generali, Postfinance, Profitline, Swissca, UBS und ZKB.
Im Fall Skandia und Franziska Schmed kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, den Fonds-Sparer beachten sollten: Die Kundin hatte den Sparplan über die Firma ITE abgeschlossen. Das ist eine Verkaufsorganisation, die ähnlich wie ein Schneeball-System aufgebaut ist.
Das bedeutet, dass ein Teil des Spargeldes der Kunden für die Provision des Verkäufers weggeht.
Offenbar war die Skandia mit den Verkaufsmethoden der ITE nicht zufrieden. Sie hat deshalb die Zusammenarbeit per Juni 2001 gekündigt. Und das ist auch der Grund, warum die Skandia letztlich ihrer Kundin noch zusätzliche 1490 Franken ausbezahlt hat.
Für Sparerinnen und Sparer heisst das: Kaufen Sie einen Fonds-Sparplan nie über einen provisionsorientierten Vermittler, sondern direkt beim Anbieter.
Fonds-Buch: Ausgabe 2002
Mit welchen Fonds konnten Anlegerinnen und Anleger in den vergangenen drei Jahren am meisten Geld verdienen? Das erfahren Sie in der aktualisierten Ausgabe des Fonds-Führers, die soeben erschienen ist.
Das Buch enthält nicht nur aktuelle Ranglisten, sondern erklärt auch alle Details, die Fonds-Sparer kennen müssen. Es erläutert die Eigenheiten dieser Anlageform, und Sie erfahren, worauf Sie beim Kauf achten sollten.
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