Der neue Mobilfunk-Standard 5G wird seit Monaten landesweit breit beworben: Sunrise verspricht den Kunden «maximale Geschwindigkeit», «ultrakurze Reaktionszeiten» und «erweiterte Kapazität». Nur: Diese Versprechen können die meisten Smartphone-Benutzer vergessen. Bei den beworbenen Leistungen handelt es sich um theoretische Maximalwerte, die in der Realität höchst selten erreicht werden. Zudem sind laut der Fachzeitschrift «Connect» auch neue Smartphones nicht immer kompatibel mit der 5G-Technologie.
Hintergrund der landesweiten 5G-Kampagnen: Den Telecomfirmen winken noch mehr Umsatz und höhere Gewinne als bisher. Wer im neuen 5G-Netz surfen will, braucht nämlich ein neues Smartphone und ein neues Abo – und die sind unverhältnismässig teuer. Beispiele:
Smartphones: Ob Samsung, LG oder Huawei – die meisten 5G-fähigen Geräte gehören zu den teuersten auf dem Markt. So kostet zum Beispiel das «LG V50 ThinQ 5G» bei Swisscom 1299 Franken, das «Samsung Galaxy S10 5G» bei Microspot 1098 Franken oder das «Xiaomi Mi Mix 3 5G» bei Sunrise 847 Franken.
Abos: Nur bei den teuersten Abos ist der Zugang zum 5G-Netz inklusive: Bei Swisscom kostet dieses 200 Franken pro Monat (inOne mobile premium), bei Sunrise 130 Franken (europe & US).
Bis 240 Franken mehr Abo-Kosten im Jahr
Mit allen anderen Abos hingegen müssen Kunden fürs 5G-Netz extra bezahlen: Bei Swisscom kosten die Zusatz-Optionen je nach Abo 20 Franken pro Monat (Connect Pack) oder 10 Franken pro Monat (Premium Speed). SunriseKunden mit einem Freedom-Mobilabo und unlimitiertem HighspeedInternet (swiss unlimited und europe data) können 5G für 10 Franken pro Monat dazukaufen. Für Prepaid-Kunden gibt es 5G für Fr. 19.90 pro Woche.
Swisscom und Sunrise-Kunden mit den günstigsten Handy-Abos bleibt der Zugang zum 5G-Netz verwehrt. Denn sie können keine Zusatz-Option kaufen, sondern müssten zuerst auf ein teureres Abo wechseln.
Salt verkauft zurzeit keine speziellen 5G-Abos.
Die Batterielaufzeit könnte sich verkürzen
5G hat auch weitere Nachteile: Laut der Fachzeitschrift «Chip» könnten 5G-Downloads die Batterielaufzeit der Handys massiv verkürzen. Fazit: Die meisten Kunden können sich zurzeit den Wechsel auf den neuen 5G-Standard sowohl bei Abos wie auch bei den Handys sparen.
2G-Handys funktionieren bald nicht mehr – sind aber noch im Verkauf
Die Swisscom schaltet auf Ende Jahr den Mobilfunk-Standard 2G ab. Handys von Swisscom-Kunden, die nur im 2G-Modus funktionieren, kann man dann nicht mehr benützen. Doch Elektronikhändler wie Digitec, Interdiscount, Conrad, Techmania, PCP und Steg Electronics verkaufen nach wie vor neue Handys, die ausschliesslich mit 2G funktionieren. Beispiele: Digitec/Galaxus verkaufen das Modell Emporia Pure für Fr. 58.90, Conrad das Seniorenhandy AEG SM250 für Fr. 33.95, und Pcp.ch verkauft das Modell Switel M190 für Fr. 70.05.
Aufgrund der K-Tipp-Recherche hat Interdiscount nun entschieden, keine Handys mehr mit 2G-Standard zu verkaufen: «Kunden, die ein 2G-Gerät bei uns gekauft haben, das noch in Garantie ist, können dieses bei Bedarf gegen ein 3G-Gerät austauschen – und zwar ohne Aufpreis», schreibt Interdiscount.
Digitec/Galaxus beschränken sich darauf, Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass das 2G-Netz bei Swisscom demnächst abgeschaltet werde. Die Handys blieben aber im Verkauf, weil bei den anderen Netz-Betreibern in der Schweiz und in Europa 2G-Handys auch künftig funktionieren würden.
Die PCP-Gruppe mit Verkaufskanälen wie Techmania, Steg Electronics oder PC-Ostschweiz hat nach der K-Tipp-Recherche ebenfalls entschieden, auf die Abschaltung des 2G-Netzes bei betroffenen Handys hinzuweisen. Zudem sollen diese Produkte «sukzessive aus dem Sortiment» genommen werden.
Salt plant den schrittweisen Abbau des 2G-Netzes in den nächsten drei bis fünf Jahren. Bei Sunrise bleibt 2G bis mindestens 2021 in Betrieb.