6000 Franken für einen Ordner
Wie zieht man Jobsuchenden das Geld aus der Tasche? Mit einer Mischung aus Druck und rosigen Versprechungen, wie Opfer der Firma Max-Life berichten.
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K-Tipp 08/2008
20.04.2008
Gery Schwager
Die Masche ist nicht neu. Doch nach wie vor fallen viele Stellensuchende darauf herein. Sie stossen auf ein Inserat, die Partnervermittlung Max-Life suche Single-Berater. Sie hoffen auf den im Inserat angekündigten «gehobenen Verdienst».
Sie unterschreiben – und lassen sich bis zu 6000 Franken abknöpfen, laut Vertrag «als Entgelt für das von der Max-Life GmbH zur Verfügung gestellte Know-how sowie als Abgeltung für die Ausbildung»...
Die Masche ist nicht neu. Doch nach wie vor fallen viele Stellensuchende darauf herein. Sie stossen auf ein Inserat, die Partnervermittlung Max-Life suche Single-Berater. Sie hoffen auf den im Inserat angekündigten «gehobenen Verdienst».
Sie unterschreiben – und lassen sich bis zu 6000 Franken abknöpfen, laut Vertrag «als Entgelt für das von der Max-Life GmbH zur Verfügung gestellte Know-how sowie als Abgeltung für die Ausbildung». Hinterher haben die Stellensuchenden allen Grund, diesem Geld nachzutrauern. Fragt sich nur: Weshalb waren sie als Stellensuchende bereit, einer Firma bis zu 6000 Franken vorzuschiessen? Drei Betroffene erzählen:
Fall 1: Elvira Kern (Name geändert)
«Auf das Inserat von Max-Life habe ich reagiert, weil es mir im Job und psychisch nicht gut ging. An einem Treffen schwärmte die Max-Life-Vertreterin vom tollen Verdienst als Single-Beraterin. Sie untermauerte dies, indem sie beindruckende Zahlen auf ein Blatt kritzelte. Zudem gab sie an, sie selber habe dank dieser Arbeit Wohneigentum kaufen können.
Zu den 6000 Franken meinte sie, ich würde das Geld ja wieder zurückerhalten, wenn ich als Single-Beraterin genügend Umsatz – konkret 90 000 Franken in 18 Monaten – erzielte. Das sei kein Problem.
Trotzdem wollte ich die Sache erst überdenken. Doch schon auf dem Heimweg rief mich die Frau an und drängte zur Unterschrift. Man werde sonst jemand anderen berücksichtigen, setzte sie mich unter Druck. Also fuhr ich zu Max-Life ins aargauische Fislisbach und unterschrieb.»
Fall 2: Petra Franz (Name geändert)
«Die Firma, bei der ich damals arbeitete, hatte Konkurs angemeldet. Da kam die Anzeige von Max-Life wie gerufen. Bei einem Treffen wurde mir die Tätigkeit als Single-Beraterin in den schönsten Farben geschildert. Zur Unterschrift gebracht hat mich letztlich aber, dass mir Max-Life eine lange Adressliste in Aussicht stellte und versicherte, es seien ausnahmslos Personen auf Partnersuche darauf verzeichnet. Ich war deshalb sicher, den Einstieg in die neue Arbeit problemlos zu schaffen.»
Fall 3: Katrin Vollmer (Name geändert)
«Ich war arbeitslos. Also meldete ich mich auf das Max-Life-Inserat. Als mir eine Mitarbeiterin der Firma eröffnete, dass ich 6000 Franken zahlen sollte, machte mich das schon skeptisch. Doch sie sagte, Max-Life wolle sich so gegen Leute absichern, die Schulung und Unterlagen in Anspruch nähmen, um sich danach sofort abzusetzen und selbständig zu machen. Und immer wieder unterstrich sie, wie schön es sei, als Single-Beraterin anderen Menschen zum Glück zu verhelfen. Da wurde ich schwach – zumal sie mir klar zu verstehen gab, dass ich nicht die einzige Interessentin sei.»
Ihr Ja zu Max-Life bereuen die drei Frauen heute sehr. Die Ausbildungs-Schnellbleiche und der Schulungsordner seien niemals 6000 Franken, sondern wenig bis gar nichts wert, sind sie sich einig. Umsatz erzielten sie als Single-Beraterinnen praktisch keinen. Auch die zur Verfügung gestellten Adresslisten hätten kaum etwas gebracht: «Ein Grossteil der darauf verzeichneten Personen war verheiratet oder hatte eine feste Beziehung», so Petra Franz.
Der K-Tipp bat Max-Life-Chef Christian Süssli Anfang April schriftlich um eine Stellungnahme zu den geschilderten Erfahrungsberichten. Bis Redaktionsschluss traf keine Antwort ein.
Geld zurück? Die Chance besteht
Wer einen Vertrag als Berater unterzeichnet und der Partnervermittlungsfirma mehrere tausend Franken für «Ausbildung» und Unterlagen zahlt, kann zumindest einen Teil des Geldes zurückfordern. Das zeigt der Fall einer Betroffenen, die der (praktisch gleich wie Max- Life vorgehenden) Firma Life Bernardi GmbH 4850 Franken überwiesen hatte.
Die Frau widerrief ihre Unterschrift kurz nach Vertragsabschluss. Mit Unterstützung der Zeitschrift Saldo klagte sie vor dem Amtsgericht Dornach SO auf Rückgabe des Geldes.
Ihr Anwalt machte geltend, sie habe keinerlei Leistungen in Anspruch genommen und sei rechtzeitig vor Kursbeginn vom Vertrag zurückgetreten. Das Verfahren endete mit einem Vergleich: Life Bernardi muss der Frau 3000 Franken zurückzahlen.