Der Tochter einer K-Tipp-Leserin aus Winterthur ZH gefällt das Buch «Globis neue Abenteuer bei der Post» durchaus. Doch die Mutter wunderte sich beim Vorlesen der Verse manchmal schon ein wenig: «Es fällt auf, wie positiv zum Beispiel der Ersatz von Postfilialen durch Agenturen dargestellt ist – als wären alle Kunden rundum glücklich damit», sagt sie gegenüber dem K-Tipp.
Das leise Unbehagen ist nicht allzu erstaunlich, wenn man das Buch genau anschaut. So lauten die ersten zwei Verse zum Kapitel «Die Post im Laden» (siehe Bild im PDF):
«Längst schon sind die speziellen vielen kleinen Postdienststellen in den Läden sehr beliebt, wo es viel zu kaufen gibt.
Keinen Umweg muss er laufen, Globi kann gleich vor dem Kaufen hier verschicken, wie ihr seht, ein sehr dringliches Paket.»
Globi bewundert aber nicht nur die Postagenturen mit ihrem stark reduzierten Service. Er staunt auch über das selbstfahrende Postauto, diesen «schmucken Wagen», und die Drohnen der Post:
«Den Transport von Laborproben, wie man’s hier macht, gilt’s zu loben: Wenn es eilt, wird, so wie jetzt, eine Drohne eingesetzt.
Es verpackt der Mitarbeiter, sachverständig wie kein Zweiter, in die Box das Gut behänd. Zeit zu sparen liegt im Trend.»
Globis Sachwissen kommt nicht von ungefähr. Die Post liess dem Verlag ihre «fachkompetente Begleitung» zuteil werden, wie aus dem Verlagstext zum 2021 erschienen Postabenteuer-Buch hervorgeht. Finanziell habe die Post das Werk aber nicht unterstützt, nicht einmal die Idee zum neuen Band stamme von ihr, sagen die Post und der Orell-Füssli-Verlag, dem der Globi-Verlag heute gehört, gegenüber dem K-Tipp.
Etwas unglücklich ist jedoch, dass das selbstfahrende Postauto seit vergangenem Oktober nicht mehr auf der Strasse anzutreffen, sondern nur noch im Verkehrshaus in Luzern zu bestaunen ist. Und dass die Post ihr Drohnenprojekt per Ende dieses Jahres aufgeben will, weil die Sache nicht rentiere. Dafür fehlt im Band jeglicher Hinweis auf die Zusammenarbeit der Post mit den Krankenkassen Assura und Sympany, die neu in Postfilialen teils mit eigenen Vertretern auf Kundenfang gehen dürfen.
Vielleicht könnte man darum für die nächste Überarbeitung des Postabenteuer-Buchs die Passage zu den Poststellen etwas realitätsnäher formulieren. Etwa so:
Globi sucht heut’ auf die Schnelle eine echte Postdienststelle.
Machen will er Einzahlungen. Doch die Wege sind verschlungen.
«Was für ein Fantast bist du, unsre Stelle ist längst zu», sagt ein Mann. Da hilft kein Fluchen, Globi muss halt weitersuchen.
Fündig wird er erst nach Stunden – wie ganz viele Swiss-Post-Kunden. Doch was solls: Nach all den Qualen will er seine Rechnung zahlen.
Brav harrt Globi in der Schlange. Plötzlich wird ihm angst und bange. Vor ihm steht ein akkurater Krankenkassenfachberater.