Genau ein Jahr nachdem ihr Mann gestorben war, erhielt K-Tipp-Leserin Verena Riesterer Post: «Schenken Sie zum ersten Todestag im Namen von Peter P. Riesterer einem Schmetterling in Costa Rica die Freiheit.»

Das Projekt mit den schönen Worten nennt sich «Seelen-Flug», dahinter steckt Christa Höchli aus Weiningen ZH. Sie versuchte, bei Angehörigen von Verstorbenen Geld für ihr Privatprojekt einzutreiben: Für 150 Franken, so das Angebot, gibts einen Film auf DVD, auf dem zu sehen sein soll, wie ein verpuppter Schmetterling schlüpft und in die Freiheit entfliegt.


Adressen stammten aus Todesanzeigen

Mit dem Geld, so versprach Höchli, werde in Costa Rica eine Schmetterlingszucht unterstützt sowie gegen die Abholzung von Primärwald gekämpft.

Auf dem Film würde der Name des Verstorbenen eingeblendet, dessen man gedenken wolle. Anschliessend soll eine «einmalige Filmaufnahme» des eigenen - weil finanzierten - Schmetterling-Freiflugs erscheinen. Zudem wäre laut Höchli eine 17-minütige Filmsequenz über den seltenen blauen Schmetterling mit dem lateinischen Namen Morpho peleides zu sehen - die jedoch bei sämtlichen Filmen identisch ist.

Das Schmetterlings-Finanzierungsprojekt entpuppte sich schliesslich als Flop, wie Christa Höchli mittlerweile zugibt. Denn ihre Bettelbriefe kamen bei den meisten Angehörigen der Verstorbenen nicht gut an. Sie habe die Angehörigen keineswegs aggressiv bearbeitet, behauptet sie, sondern ihnen lediglich «ein Ritual» anbieten wollen. Höchli hat die Adressen den entsprechenden Todesanzeigen entnommen. Das gibt sie zu. Ihr Engagement sei ehrenamtlich gewesen. Mit den Einnahmen habe sie vier mit der Schmetterlingszucht beschäftigten Familien ein Einkommen sichern wollen.

Inzwischen hat Christa Höchli das Seelen-Flug-Projekt gestoppt. Von den über 300 umworbenen Angehörigen ging nur gerade eine einzige Filmbestellung ein.