Achtung, Fusspilz!
Unappetitliche Schuhmiete: 45 von 60 Paar Ski- und Schlittschuhen waren mit Haut- und Hefepilzen sowie mit Eiterbakterien infiziert.
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K-Tipp 3/2007
14.02.2007
Stephan Dietrich
Das feuchte Klima in Schlitt- und Skischuhen bildet für Pilze und andere Krankheitsserreger einen idealen Nährboden», stellt Professor Hans-Jürgen Tietz vom Berliner Institut für Pilzkrankheiten fest, das die Proben für den K-Tipp analysiert hat. Der Hautpilz Trichophyton rubrum, der häufigste Erreger von Fuss- und Nagelpilzen, wurde in 5 von 60 Schuhen entdeckt. In nicht weniger als 41 Schuhen fand das Labor verschiedene Hefepilze, davon 32-mal Candida albicans. Er gilt als häufigster E...
Das feuchte Klima in Schlitt- und Skischuhen bildet für Pilze und andere Krankheitsserreger einen idealen Nährboden», stellt Professor Hans-Jürgen Tietz vom Berliner Institut für Pilzkrankheiten fest, das die Proben für den K-Tipp analysiert hat. Der Hautpilz Trichophyton rubrum, der häufigste Erreger von Fuss- und Nagelpilzen, wurde in 5 von 60 Schuhen entdeckt. In nicht weniger als 41 Schuhen fand das Labor verschiedene Hefepilze, davon 32-mal Candida albicans. Er gilt als häufigster Erreger von Vaginalinfektionen, kann aber auch andere Krankheiten auslösen. Anders als beim Hautpilz sind bei den Hefepilzen vor allem Personen mit geschwächtem Immunsystem gefährdet. Daneben hat das Berliner Institut auch vereinzelt Schimmelpilze und Eiterbakterien nachgewiesen.
Erschreckend hoch war die Erregerzahl bei den Leih-Schlittschuhen: 27 von 32 Schuhen wiesen mindestens eine Sorte Krankheitskeime auf.
Das erstaunt nicht, denn an Spitzentagen wechseln Leih-Schlittschuhe mehrmals den Benutzer. Zum Trocknen bleibt da keine Zeit, und desinfiziert werden sie lediglich «fast jede Woche» (Luzern) oder «bei jedem Schleifen» (Basel).
Trotz der hohen Erregerquote gibt sich Herbert Zehnder, Geschäftsführer des Verbands Schweizer Kunsteisbahnen, gelassen: «Die Wahrscheinlichkeit, in einem Hotelzimmer oder einer Turnhalle einen Fusspilz aufzulesen, ist viel grösser als beim Mieten von Schlittschuhen», sagt er.
In jedem zweiten Skischuh hats Keime
Bei den Skischuhen war «nur» jeder zweite mit Erregern infiziert. Das ist plausibel: Skischuhe werden höchstens einmal pro Tag ausgeliehen. Damit sie über Nacht eher trocknen, haben Skigeschäfte spezielle Trocknungsgeräte installiert. Zudem versicherten alle Geschäfte, die Skischuhe nach jedem Gebrauch mit Spezialsprays zu desinfizieren. «Wenn es trotz der empfohlenen Vorsichtsmassnahmen zu so vielen Fällen von Pilzbefall kommt, dann haben wir ein Problem», konstatiert Claude Benoit, Direktor des Verbandes Schweizer Sportfachhandel.
K-Tipp-Stichprobe: 68 unterschiedliche Krankheitserreger gefunden
Der K-Tipp hat bei acht Schlittschuhbahnen und in sieben Sportgeschäften bei je zwei Damen- und Herrenschuhen Proben entnommen und ins Labor geschickt. Von 60 getesteten Schuhen waren 45 von mindestens einem Krankheitserreger befallen. In einem Schlittschuh der Kunsteisbahn Küssnacht am Rigi SZ wurden gleich drei verschiedene Pilztypen nachgewiesen. Total wurden 68 verschiedene Keime identifiziert.
- Der besonders leicht übertragbare Haut- und Fusspilz (Trichophyton rubrum) fand sich in Schlittschuhen der Kunsteisbahnen von Interlaken, Luzern, Winterthur und Zug sowie in einem Paar Skischuhe von Bernet Sport in Grindelwald BE.
- Bei den Hefe- (H), Schimmelpilzen (S) und Bakterien (B) ergab die Analyse folgende Resultate (in Klammer die Zahl der infizierten Schuhe):
- Schlittschuhe: Kunsteisbahn Basel Margarethen (3 H, 2 B), Grindelwald BE (2 H, 1 S, 1 B), Interlaken BE (3 H), Küssnacht am Rigi SZ (3 H), Luzern (4 H), St.Gallen (3 H, 1 B), Winterthur (3 H), Zug (2 H).
- Skischuhe: Engelberg OW: Swiss Quatro Sport (1 H, 2 S, 1 B),
Grindelwald: Bernet (3 H), Graf (3 H, 1 S, 1 B),
Interlaken: Intersport Oberland (2 H, 1 S),
Wildhaus SG: Alpiger (2 H), Steiner (4 H, 1 B).
Titlis Sport in Engelberg war der einzige Verleiher, bei dem kein Fusspilz oder sonstige Erreger nachgewiesen wurde.
Die Probenentnahme verweigert haben die Kunsteisbahn Rheinfelden AG und das Sportgeschäft Murer in Beckenried NW.