Adieu Freemail!
Swisscom will seine Kunden zwingen, über Bluewin zu surfen. Wer nicht reagiert, verliert seine Bluemail-Adresse.
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K-Tipp 5/2005
09.03.2005
Patrick Gut - pgut@ktipp.ch
Mehr als 600 000 Kunden droht der Verlust ihrer Bluemail-Adresse. Der Hintergrund: Swisscom-Tochter Bluewin fusioniert mit Swisscom Fixnet. Im gleichen Zug «wird ein Wechsel der Angebotsstruktur vorgenommen», wie es in einer Bluewin-Pressemitteilung heisst.
Die bedeutsamste Änderung ist die Abschaffung des Gratis-Maildienstes Bluemail. Damit ist auch Schluss mit anonymen Mail-Adressen bei Bluewin. Wer über eine Bluemail-Adresse verfügt (xy@bluemail.ch), aber nicht über Bluew...
Mehr als 600 000 Kunden droht der Verlust ihrer Bluemail-Adresse. Der Hintergrund: Swisscom-Tochter Bluewin fusioniert mit Swisscom Fixnet. Im gleichen Zug «wird ein Wechsel der Angebotsstruktur vorgenommen», wie es in einer Bluewin-Pressemitteilung heisst.
Die bedeutsamste Änderung ist die Abschaffung des Gratis-Maildienstes Bluemail. Damit ist auch Schluss mit anonymen Mail-Adressen bei Bluewin. Wer über eine Bluemail-Adresse verfügt (xy@bluemail.ch), aber nicht über Bluewin ins Internet geht, muss eine der folgenden Massnahmen ergreifen:
- Internet-Zugang auf Bluewin ändern und die verwendete Bluemail-Adresse direkt mit dem neuen Internet-Zugang zusammenführen.
- Wer den Internet-Zugang via ADSL oder Fernsehkabel bei einem anderen Anbieter belassen will, muss sich alle 180 Tage mindestens einmal über eine Bluewin-Zugangsnummer ins Internet einwählen (Dial-up).
- Das Service Package Light für Fr. 4.- pro Monat lösen. Dann kann man bei einem anderen Internet-Provider bleiben und weiterhin seine Bluemail-Adresse nutzen.
Wer eine Bluemail-Adresse besitzt und bereits über Bluewin surft, muss den bestehenden Internet-Zugang und die Bluemail-Adresse in seinem Benutzerkonto zusammenführen.
Tut man nichts von alledem, verliert man Ende April unwiederbringlich seine Adresse, vorhandene Mails werden gelöscht, das Konto geschlossen.
Myriam Ziesack von Swisscom Fixnet Bluewin relativiert die Zahl von mehr als 600 000 Betroffenen: «Rund 40 Prozent der Konsumenten nutzen ihre Bluemail-Adresse gar nicht mehr.»
Andererseits dürften aber auch Tausende von Surfern mit einer Bluewin-Adresse (xy@bluewin.ch) betroffen sein. Aktiv werden muss, wer zwar eine solche verwendet, den Internet-Zugang aber nicht mehr über Bluewin laufen lässt. Ihm bleiben dieselben Möglichkeiten wie den Kunden mit einer Bluemail-Adresse.
Skandalöses Vorgehen von Bluewin
Für Ralf Beyeler, Telekom-Experte des Internet-Vergleichsdienstes Comparis, ist das Vorgehen von Bluewin skandalös: «Man will offensichtlich jene Kunden loswerden, die bis anhin ausschliesslich den Freemail-Dienst nutzten.» Sich alle 180 Tage über eine Bluewin-Nummer ins Web einzuwählen, hält Beyeler für eine Zumutung.
Von einem Zwang will Myriam Ziesack nichts wissen: «Der betriebliche Aufwand für Bluewin ist enorm. Ein Service auf diesem Hightech-Level kann nicht gratis sein.» Dass es doch geht, zeigt der Vergleich von Freemail-Diensten in der nächsten Ausgabe von K-SPEZIAL, die am 23. März erscheint.
Auf die Nutzer von Freemail-Diensten kommen möglicherweise noch schlechtere Zeiten zu. Branchenkenner gehen davon aus, dass Bluewin zumindest in der Schweiz das Ende der klassischen Freemail-Dienste einläuten könnte: Es könnte gut sein, dass die anderen Anbieter warten, bis sich der Sturm gelegt hat, und dann ebenfalls mit kostenpflichtigen Diensten nachziehen.