Es lief wie geschmiert: Im ersten Halbjahr 2019 betrug die Rendite auf dem Finanzvermögen des AHV-Ausgleichsfonds 6,68 Prozent. Das dürfte dem Fonds rund 2 Milliarden Franken beschert haben. Sein Verlust aus dem Jahr 2018 war also Mitte 2019 nahezu wettgemacht (K-Tipp 13/2019).
Ende 2018 belief sich das Vermögen des AHV-Fonds auf 29,4 Milliarden Franken. Mit dem Geld, das ihr die IV schuldet, und mit den Reserven der 78 AHV-Ausgleichskassen lag das Gesamtvermögen gar bei 43,5 Milliarden Franken. Es war damit fast doppelt so hoch wie im Jahr 2000.
Die Suva hatte immer die Nase vorn
Möglicherweise hätte der AHV-Fonds von der guten Börsenstimmung im ersten Halbjahr 2019 noch stärker profitieren können. Diese Vermutung kommt auf, wenn man die Renditen der AHV mit jenen der Unfallversicherung Suva vergleicht. Die Suva sagt zwar nicht, welche Performance sie von Anfang bis Mitte 2019 erzielte. Aber der Blick auf die vergangenen acht Jahre von 2011 bis und mit 2018 zeigt: Im Vergleich mit dem AHV-Fonds hatte die Suva praktisch immer die Nase vorn (siehe Tabelle im PDF). Sie erreichte in diesen acht Jahren eine kumulierte Rendite von 34,7 Prozent. Der AHV-Fonds kam nur auf 24,7 Prozent.
Oder anders gesagt: Wären die Renditen auf den AHV-Anlagen so hoch gewesen wie bei der Suva, hätte die AHV von 2011 bis 2018 über zwei Milliarden Franken mehr erwirtschaftet.
Das Vermögen der AHV verwaltet Compenswiss, eine öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes. Ihr Verwaltungsrat ist bei der Festlegung der Anlagestrategie frei, solange er sich an die gesetzlichen Rahmenbedingungen hält. Diese verlangen im Wesentlichen eine Vermögensverwaltung, bei der «das bestmögliche Verhältnis zwischen Sicherheit und marktkonformem Ertrag» gewährleistet und «jederzeit genügend Liquidität» vorhanden ist.
Tieferer Aktienanteil bei AHV-Finanzvermögen
Der Ausgleichsfonds legt vergleichsweise wenig Vermögen in Aktien an. Zum Vergleich: Bei der Suva beträgt der Aktienanteil 32 Prozent, beim AHV-Finanzvermögen waren Mitte 2019 nur rund 22 Prozent in Aktien investiert. Das drückt auf die Rendite. Doch Compenswiss-Präsident Manuel Leuthold sagte schon vor über einem Jahr in einem Interview: «Es ist nicht erste Priorität, eine hohe Rendite zu erarbeiten, sondern die nötige Liquidität jederzeit zu garantieren.»
Compenswiss überprüft die Erträge
Nur: Das AHV-Vermögen wuchs in den letzten Jahrzehnten stets – in den letzten Jahren noch leicht. Die Erträge vermochten mit Ausnahme des Jahres 2018 die Differenz zwischen den Beitragseinnahmen der AHV und den Rentenzahlungen auszugleichen (K-Tipp 9/2019).
Im Mai dieses Jahres sagte das Stimmvolk Ja zu höheren AHV-Prämien. Deshalb wird das Vermögen der AHV in den nächsten Jahren wohl wieder steigen. Denn die Einnahmen sind ab 2020 wieder höher als die Ausgaben. Compenswiss überprüft nach eigenen Angaben zurzeit, inwieweit die neue Situation «es erlauben würde, aus den Vermögensanlagen zusätzliche Erträge zu erzielen».
Spitzenlöhne für AHV-Verwalter: 263 000 Franken pro Jahr
Die Compenswiss ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt und verwaltet das Vermögen der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV). Sie bezahlt höhere Löhne als die Grossbanken, wie die Zeitung «Sonntagsblick» berichtete. Demnach lagen bei der Compenswiss im vergangenen Jahr die Personalkosten pro Kopf im Durchschnitt bei rund 263 000 Franken.
Zum Vergleich: Der durchschnittliche Personalaufwand pro Kopf im Jahr 2018 betrug bei den Grossbanken, der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und den Bundesstellen (in Franken):
UBS: 241 000
CS: 211 000
SNB: 206 000
Pensionskasse des Bundes Publica: 171 000
Bundesverwaltung: 154 000