Aktionen, die keine sind
«Preissturz», «Top-Aktionen», «Special Offers»: Im Internet locken Ferien-Sonderangebote in grosser Zahl. Doch wer blind zugreift, reist nicht immer günstiger.
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K-Tipp 14/2005
07.09.2005
Gery Schwager - gery.schwager@ktipp.ch
Eine Woche im Arenella Resort auf Sizilien für zwei Personen (ab 23. September): 2914 Franken.
Eine Woche im Hotel Zorbas Beach auf Kos für zwei Personen (ab 24. August): 3386 Franken.
Zwölf Nächte im Risata Bali Resort auf Bali für zwei Personen (ab 26. August): 3784 Franken.
All diese Arrangements haben eines gemeinsam: Obwohl auf den Websites von Hotelplan und M-Travel unter «Aktionen & Special Offers» aufgeführt, waren sie bei der Abfrage am 19. A...
Eine Woche im Arenella Resort auf Sizilien für zwei Personen (ab 23. September): 2914 Franken.
Eine Woche im Hotel Zorbas Beach auf Kos für zwei Personen (ab 24. August): 3386 Franken.
Zwölf Nächte im Risata Bali Resort auf Bali für zwei Personen (ab 26. August): 3784 Franken.
All diese Arrangements haben eines gemeinsam: Obwohl auf den Websites von Hotelplan und M-Travel unter «Aktionen & Special Offers» aufgeführt, waren sie bei der Abfrage am 19. August nicht günstiger als die gleich lautenden Angebote in den ordentlichen Katalogen.
Kein Schnäppchen machte auch, wer sich zur gleichen Zeit auf der Website von Imholz unter «Preissturz: Top-Aktionen» für das Arrangement Magic Roulette in Tunesien entschied: Für eine Woche (ab 1. September) mit Vollpension bezahlte ein Erwachsener insgesamt 1511 Franken - und damit genau gleich viel, wie wenn er das Angebot aus dem Imholz-Katalog gebucht hätte.
Der K-Tipp hat bereits vergangenen November im Internet Reise-Arrangements entdeckt, die als Sonderaktionen ausgeschrieben waren, obwohl es sich um ganz gewöhnliche Katalogangebote gehandelt hatte. In der Kritik stand damals Kuoni-Tochter Helvetic Tours - also wie Hotelplan und Imholz ein bekannter Name und nicht irgendein «Hinterhof-Veranstalter».
Und schon damals stellte Rechtsprofessor Bernd Stauder von der Uni Genf klar: Wer Angebote in einer die Kunden irreführenden Weise anpreist, verstösst gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb.
Das ist noch immer so. Bei Helvetic Tours scheint man die Hausaufgaben inzwischen gemacht und die als «bedauerliche Fehler» bezeichneten Pseudo-Spezialangebote eliminiert zu haben. Jedenfalls hat der K-Tipp auf der Helvetic-Tours-Website unter «Sonderaktionen» keine unveränderten Katalog-Arrangements mehr vorgefunden.
«Bedauerliche Fehler» kanns wieder geben
Von «unglücklichen Fehlern» und «Einzelfällen» ist jetzt auch bei Hotelplan und Imholz die Rede. Man werde diese «so rasch als möglich richtig stellen», betroffene Kunden würden «kulant behandelt», sagt Hans-Peter Nehmer von Hotelplan. Und wie Imholz-Sprecher Roland Schmid beteuert auch er, man habe die Kunden nicht absichtlich irreführen wollen.
Dennoch zeigen die Fälle klar: Wer bei Reise-Schnäppchen auf Nummer sicher gehen will, sollte vor der Buchung die ausgeschriebenen Preise einer kritischen Prüfung unterziehen. Denn wer kann schon garantieren, dass sich «bedauerliche Fehler» der erwähnten Art nie mehr wiederholen?
«Last minute» heisst nicht «günstiger» und Sonderangebote sind oft kaum verbilligt
Reise-Schnäppchen bucht man besser nicht, ohne zuvor den Katalogpreis abgeklärt zu haben.
Ein kritischer Blick ist besonders bei Last-Minute-Angeboten angezeigt. Entgegen weit verbreiteter Meinung müssen sie nämlich - im Unterschied zu Sonderaktionen - nicht zwingend unter dem Katalogpreis offeriert werden. So bot zum Beispiel 1-2-Fly am 22. August auf seiner Schweizer Website ein Last-Minute-Arrangement im Royal Belvedere Village auf Kreta an, das exakt gleich teuer war wie das identische Katalogangebot.
Das ist kein Einzelfall: «"Last Minute" wird oft als Marketing-Instrument eingesetzt, um den Kunden glauben zu lassen, es handle sich um ein verbilligtes Angebot», warnte die zum K-Tipp gehörende Zeitschrift SPEZIAL schon 2003.
Aber auch als Sonderangebote angepriesene Reisen werden von den Veranstaltern zuweilen nur bescheiden verbilligt. Der K-Tipp hat Arrangement-«Aktionen» gefunden, deren Preis gegenüber dem Katalog bloss um 3 bis 3,5 Prozent reduziert war. Die Einsparungen beliefen sich in diesen Fällen für zwei Personen auf rund 100 Franken - bei Gesamtkosten von über 3000 Franken.