Aldi Suisse verkauft das Pulver-Waschmittel Tandil in der Schweiz in einem weissen statt blauen Karton, das Toastbrot heisst Le petit moulin statt Mühlengold und die Zahnpasta Dentofit statt Friscodent. Trotz dieses Verwirrspiels machte der K-Tipp ohne Mühe ein Dutzend Produkte ausfindig, die Aldi diesseits und jenseits der Grenze anbietet – vom gleichen Hersteller und in der gleichen Zusammensetzung. Auffallend:
Die Preisunterschiede sind sehr gross.
Die Sensitive-Zahnpasta, die hier Dentofit und in Deutschland Friscodent heisst, kostet bei Aldi in der Schweiz fast das Zweieinhalbfache (siehe Tabelle im PDF).
Das Gleiche gilt für die Cookies.
Im Durchschnitt waren die Produkte in der Schweiz 42 Prozent teurer, wenn die deutsche Mehrwertsteuer abgezogen wird.
Bei Lidl Schweiz wird nicht versteckt, dass viele Produkte vom gleichen Hersteller und in gleicher Zusammensetzung sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland erhältlich sind. Sogar der Strichcode auf den Packungen ist häufig gleich. Der K-Tipp hat die Preise von gut zwei Dutzend solcher Produkte verglichen. Dabei zeigt sich:
Auch Lidl verlangt für die gleichen Produkte bis zum Zweieinhalbfachen: für Rapsöl, Cookies und Zahnpasta. Für Glace und Joghurt zahlt man das Doppelte. Einzelne Produkte sind in der Schweiz billiger:
Kaffee, weil er in Deutschland hoch besteuert wird, und Schokolade, obwohl sie aus Deutschland stammt.
Im Durchschnitt 42 Prozent Mehrkosten
Trotzdem waren die verglichenen Produkte – wie bei Aldi – in der Schweiz nach Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer im Durchschnitt 42 Prozent teurer. Lidl erklärt die Preisunterschiede mit höheren Kosten für Immobilien, Logistik, Verwaltung und Löhne. Zudem seien auch die Zölle höher. So mache der Zoll etwa beim Rapsöl rund 60 Prozent des Verkaufspreises aus.
Aldi argumentiert gleich wie Lidl. Weiter schreibt Aldi: «Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Mehrsprachigkeit der Schweiz. Die Produkte müssen in allen drei Landessprachen gekennzeichnet sein.»
Doch das ist falsch. Das Gesetz schreibt lediglich vor, dass die Produkte «in mindestens einer Amtssprache» gekennzeichnet sind.
Produkte ohne spezielle Verpackung
Und: Viele der Aldi-Produkte sind nicht speziell für die Schweiz verpackt. Die Cookies und die weisse Schokolade zum Beispiel gehen in der gleichen Verpackung auch nach Österreich, Ungarn und Slowenien.
Lidl kritisiert ferner, dass der K-Tipp beim Preisvergleich die deutsche Mehrwertsteuer abzog.
Der K-Tipp ging aber bewusst so vor, weil sich die Schweizer Kundinnen und Kunden in Deutschland
die Mehrwertsteuer rückerstatten lassen können. Und Schweizer Mehrwertsteuer müssen sie im Grenzverkehr nicht bezahlen, sofern der Einkauf den Wert von 300 Franken pro Person nicht übersteigt. Die Preise in der Tabelle entsprechen also den realen Kosten aus der Sicht von Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten.
Hätte der K-Tipp in einer theoretischen Rechnung die hiesige Mehrwertsteuer von den Schweizer Produkten abgezogen, so wären diese in den Tabellen um 2,4 Prozent (Lebensmittel) beziehungsweise 7,4 Prozent (Nicht-Lebensmittel) billiger. Anders gesagt: Die Preisunterschiede zu Deutschland wären nur geringfügig kleiner.
So hat der K-Tipp verglichen
Der K-Tipp hat die Filialen von Aldi und Lidl in Oensingen SO und in Lörrach (D) besucht. In den Preisvergleich aufgenommen wurden nur gleiche Produkte, die auch in der gleichen Packungsgrösse erhältlich waren. Der Euro ist zum Kurs von Fr. 1.11 umgerechnet, die deutsche Mehrwertsteuer abgezogen.
Die letzte Spalte in der Tabelle zeigt, wie viel Schweizer Konsumenten gegenüber Kunden aus der Schweiz, die in Deutschland einkaufen, fürs gleiche Produkt drauflegen– wenn sie die Mehrwertsteuer zurückfordern.