Schweizerinnen und Schweizer trinken immer weniger Wein. Im Jahr 2022 waren es laut dem Bundesamt für Landwirtschaft 237 Millionen Liter – 30 Millionen weniger als noch vor zehn Jahren. Beliebter werden dagegen Bier, Säfte und Apérogetränke ohne Alkohol. Das zeigen Importzahlen des schweizerischen Zolls.
Weinhändler versuchen, auf diesen Trend aufzuspringen. Heute gibt es bei den Grossverteilern sowohl rote als auch weisse Rebensäfte ohne Alkohol. Sie werden ähnlich hergestellt wie klassische Weine: Im ersten Schritt wird Traubensaft vergoren. Der dabei entstandene Alkohol wird dann entzogen. Die Winzer nutzen dafür in der Regel eine sogenannte Vakuumdestillation. Sie lässt den Alkohol bei geringer Temperatur verdampfen.
Das Verfahren ist laut den Herstellern so schonend, dass das ursprüngliche Weinaroma erhalten bleibt. In der Praxis funktioniert das aber nur mässig, wie die K-Tipp-Degustation zeigt. Meist blieb ein Getränk zurück, das zu süss, zu sauer oder wässrig war.
Variante mit Alkohol sofort zu erkennen
Der K-Tipp liess von seiner Fachjury je fünf alkoholfreie Rot- und Weissweine degustieren. Was die Jury nicht wusste: Zum Vergleich waren zwei Weine mit Alkohol dabei – der rote «Sedotto Puglia Primitivo» und der weisse «Alsace Riesling Baron de Hoen».
Bei den Rotweinen erkannte die die Jury den alkoholhaltigen Vertreter sofort. Denn allen Alternativen ohne Alkohol fehlte die bittere Note klassischer Produkte. Diese entsteht durch Gerbstoffe, die in den Häuten, Kernen und Stielen der Trauben stecken. Bei der Entalkoholisierung gehen diese verloren.
Viele Rotweine ohne Alkohol schmeckten wie Fruchtsäfte. Der «Vinsenza rosso» erinnerte an Johannisbeersaft, der «Bolero Vin rouge» an Preiselbeersaft. Der «Rotwein Alc frei» gemahnte die Jury an «etwas zu sauren Saft». Und den «0 % Cabernet Sauvignon» der Coop-Marke Viv fand sie «eher wässrig».
Einiges besser schnitten die alkoholfreien Weissweine ab. Zwei Flaschen erhielten eine gute Bewertung. Den «Divin 0.0» lobte die Jury als «fruchtig-frischer Wein», der an einen Sauvignon blanc erinnere. Und den «Natureo 0,0 White» beurteilte sie als «spritzig» und «angenehm trocken». Beide Produkte schmeckten den Experten auch besser als die Riesling-Variante mit Alkohol. Laut Jury schmeckte sie «sehr bitter».
Kein Verlass auf «0,0 % Alkohol»
Gut zu wissen: Der Hinweis «0,0» bedeutet nicht, dass der Divin und der Natureo völlig frei von Akohol sind. Beide Weine enthalten nach Hersteller rund 0,05 Prozent Alkohol. Das ist laut Gesetz erlaubt: Getränke mit den Angaben «alkoholfrei», «0,0 %» oder «0 %» dürfen einen Alkoholanteil von bis zu 0,5 Prozent haben.
Coop sagt, der «0 % Viv Cabernet Sauvignon» enthalte nur wenig Zucker. Daher sei der Alkohogehalt bei diesem Wein so gering wie möglich.
Die Fachjury des K-Tipp
Die Jury degustierte die Weine blind – sie wusste also nicht, um welche Produkte es sich handelte. Für den K-Tipp degustierten:
Sandro Domeniconi, Weinberater
Benjamin Fisch, Winzer
Ursula Geiger, Wein- und Genussjournalistin
Dominik Vombach, Co-Chefredaktor des Genussmagazins «Falstaff»
Eva Zwahlen, Weinjournalistin