Heimwerker, die für fast jede Situation in Wohnung und Werkstatt gewappnet sein wollen, benötigen Akkuschrauber, Bohrmaschine, Stichsäge, Kreissäge und Schleifgerät. Als Alternative zu diesen meist sperrigen und teuren Maschinen werben Baumärkte für Multifunktionswerkzeuge. So könne man mit einem einzigen Gerät schleifen, sägen, und raspeln. Einige Systeme sind zusätzlich als Bohrer und Schrauber einsetzbar. K-Tipp Wohnen nennt die Vor- und Nachteile elektrischer Multi-Tools.
Multi-Tools: Immer ein Kompromiss
Was Sparpotenzial und Einsatzmöglichkeiten von Multi-Tools betrifft, klingen die Anpreisungen verheissungsvoll. Trotzdem sollte man im Bau- und Hobbymarkt nicht einfach zugreifen: Die meisten Heimwerker besitzen ja eine Grundausrüstung an Geräten. Und ein Multifunktionswerkzeug kann immer nur ein Kompromiss sein.
Beispiel: Mit der Stichsäge lassen sich Latten und Bretter nicht nur kürzen. Man kann damit auch Kurven sägen, weil das Blatt flexibel ist und das Gerät auch enge Schnittradien ermöglicht. Mit der Sägefunktion eines Multifunktionswerkzeugs gelingen so knifflige Arbeiten nicht gleich präzis. Kommt dazu: Die Leistungsfähigkeit ist meist um einiges geringer als beim Einzelgerät.
Vorteile von Multi-Tools:
- Multifunktionswerkzeug und Zubehör haben in einem einzigen Koffer Platz. Das ist ideal, wenn man weder Garage noch Werkstatt hat.
- Das relativ geringe Gewicht und die kompakte Bauweise erleichtern das Arbeiten in engen Räumen und an schwer erreichbaren Stellen. Das Werkzeug lässt sich schnell wechseln, weil man nicht für jede Arbeit eine andere Maschine installieren muss. Nur der Aufsatz wird ausgetauscht.
- Günstige Multifunktionswerkzeuge gibts schon für unter 100 Franken, ein gutes Grundset für rund das Doppelte. Zubehör-Aufsätze kosten je nach Modell 20 bis 80 Franken.
Nachteile:
- Bei besonders handlichen Modellen mit Akku ist die Leistung teils mässig. Der Akku kann bereits nach 20 Minuten leer sein.
- Die kompakte Bauweise kann beim Sägen und Bohren mühsam sein: Man muss mehr Kraft aufwenden und die Maschinen vibrieren stärker.
Es gibt zwei Typen von Multifunktions-Tools:
Schwingende Geräte
Die meisten Multifunktionswerkzeuge schwingen. Die austauschbaren Aufsätze werden vom Elektromotor extrem schnell hin- und herbewegt. Solche oszillierenden Apparate gibt es von Markenherstellern wie Bosch, Fein, Stanley, Makita, Einhell und Black & Decker, aber auch als Eigenmarken wie «Ayce» von Jumbo und «Pattfield» von Hornbach. Mit diesen Modellen kann man besonders gut auf engem Raum arbeiten, etwa in Ecken. Man kann damit schneiden, schleifen, sägen, Teppichkleber abschaben, Fugen entfernen und Plättli herausschneiden.
Der Haken: Solche Geräte ersetzen Bohrer und Akkuschrauber nicht.
Rotierende Geräte
Dabei werden die Aufsätze im Kreis gedreht. So lassen sich Materialien abtrennen, schleifen, bohren und Gegenstände gravieren. Bündige Schnitte sind schwieriger auszuführen als mit schwingenden Geräten.
Weit verbreitet sind die handlichen Modelle von Dremel, die für den Modellbau und andere feine Arbeiten empfohlen werden. Black & Decker bietet ebenfalls ein rotierendes System an: Der «MultiEvo» ist in erster Linie ein leistungsstarker Akkuschrauber, bei dem sich der ganze Werkzeugkopf mit einem Klick auswechseln lässt. So wird aus dem Gerät mit dem entsprechenden Aufsatz sogar eine Kreissäge oder eine elektrische Gartenschere. Nachteile: Der Pistolengriff ist nicht für alle Nutzungsarten gleich handlich. Und die einzelnen Zusatzköpfe kosten teils mehr als 70 Franken. Andreas Schildknecht
Checkliste für den Kauf
Wer ein Multifunktionswerkzeug kaufen will, sollte im Laden auf diese Punkte achten:
Nehmen Sie das Werkzeug in die Hand und lassen Sie es laufen. Liegt es gut in der Hand? Ist es zu dick oder zu schmal? Lassen sich die Bedienungsknöpfe einfach erreichen? Wie laut ist der Motor? Vibriert das Gerät in der Hand schon im Leerlauf unangenehm stark? Sind die Griffe solide gummiert, damit man nicht allzu leicht abrutscht?
Testen Sie den Wechsel von Aufsätzen wie Schaber und Sägeblätter. Sitzen diese satt und gelingt der Wechsel einfach und schnell?
Bei einigen Geräten wird das Zubehör mit einer Schraube am Gerät befestigt. Zum Wechseln benötigt man zusätzliches Werkzeug wie einen Inbusschlüssel. Das Wechseln dauert so zwar etwas länger, garantiert aber in der Regel eine feste Verbindung von Gerät und Zubehör.
Andere Modelle haben Schnellverschlüsse: Sie versprechen einen raschen Werkzeugwechsel per Klick oder Knopfdruck. Den sollte man unbedingt ausprobieren: Schnellverschlüsse können nämlich lotterig sein.
Geräte mit Akku sind am handlichsten, weil kein Kabel bei der Arbeit stört. Wer allerdings regelmässig aufwändigere Arbeiten mit seinem Multifunktionswerkzeug ausführen möchte, greift mit Vorteil zu einem Modell mit Kabel.
Gerade bei günstigeren Modellen ist der Akku in der Regel fest verbaut. Das Problem: Gibt der Akku den Geist auf, muss man gleich das ganze Werkzeug ersetzen. Gut zu wissen: Einige Hersteller wie Black & Decker bieten auch Geräte mit auswechselbarem Akku an.