Am entschlossensten gibt sich die Migros: Sie will alle Eigenmarkenprodukte mit der Ampel Nutri-Score auszeichnen. Doch sie lässt sich damit bis zum Jahr 2025 Zeit. Die Migros begründet das damit, dass sie «mehrere tausend Artikel» umstelle. Das brauche Zeit. Nutri-Score zeigt auf einer Skala von A bis E und mit Ampelfarben von Grün bis Rot, wie ausgewogen ein Lebensmittel zusammengesetzt ist (siehe Kasten).
Gegenwärtig sind erst die vegetarischen Produkte der Marke Cornatur, Tiefkühlfisch von Pelican und frische Brote mit Nutri-Score gekennzeichnet. Auf den drei Broten, die es unter dem Label M-Budget gibt, fehlt hingegen die Ampel.
Der K-Tipp hat den Nutri-Score-Wert der M-Budget-Brote mit einer Tabelle des deutschen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft berechnet. Resultat: Die Brote schneiden ausgezeichnet ab. Das Ruch- und das Halbweissbrot verdienen sich ein B, das Vollkornbrot sogar ein A – die Ampel stünde also auf Grün. Warum werden diese Brote nicht mit Nutri-Score gekennzeichnet? Die Migros sagt dazu, die Produkte würden «nicht sortiments-, sondern markenweise umgestellt». Wann die M-Budget-Produkte mit Nutri-Score beschriftet sein werden, will die Migros nicht sagen.
Bei Aldi sind zurzeit Fertigmahlzeiten und Sandwiches der Marke Good Choice sowie Salatmischungen der Marke Fresh Cut mit Nutri-Score bedruckt. Als Nächstes sollen Tiefkühlprodukte der Marke Nature’s Gold sowie Brot und Backwaren der Marke Maître Boulanger folgen.
Im vergangenen Herbst führte Aldi Suisse eine Schulung für Lieferanten durch. Ziele unter anderem: «Chancen einer Rezeptoptimierung erkennen» und «kontinuierlich die Nährwertprofile verbessern». Denn der Nutri-Score-Wert lässt sich steigern, wenn nur wenig zum Aufstieg in die nächste Klasse fehlt – zum Beispiel mit etwas mehr Ballaststoffen oder Eiweiss.
Auch andere Händler lassen sich Zeit
Bei Coop sind – neben einigen Markenprodukten – bislang erst die Artikel der vegetarischen Linie Délicorn mit Nutri-Score bedruckt. Wie es weitergeht, sagt Coop nicht. Auch Denner äussert sich gegenüber dem K-Tipp nicht klar. Lidl erklärt, man sei «momentan in der Vorbereitungsphase für die Einführung».
Die Verbraucherzentrale in Baden-Württemberg (D) stellte fest, dass fast zwei Drittel der mit der Nutri-Score-Ampel gekennzeichneten Produkte ein A oder ein B tragen. Der Verdacht: Die Detailhändler kennzeichnen mit Priorität gesunde Lebensmittel – die anderen folgen erst später.
So funktioniert Nutri-Score
Das Ampelystem Nutri-Score zeigt auf einer Skala von A bis E und von Grün bis Rot, wie gesund ein Lebensmittel ist. Günstig wirken sich bei der Berechnung ein hoher Gehalt an Eiweiss, Ballaststoffen, Obst, Gemüse und Nüssen aus – negativ ein hoher Energiegehalt (Kalorien), Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz.
Tipp: Hilfe beim Einkaufen bietet die «Nutriscan+»-App des K-Tipp. Scannt man den Strichcode eines Produkts, zeigt sie, wie stark das Lebensmittel verarbeitet ist. Die App gibts im App-Store (Ktipp.ch/nutriscan-iphone) und im Play-Store (Ktipp.ch/nutriscan-android).