Anfänger, aufgepasst!
In manchen Fitness-Studios sind Anfänger schlecht bedient: Viele Trainer sind zu wenig kompetent, um Neulinge zu instruieren.
Inhalt
K-Tipp 5/2006
08.03.2006
Nicole Schönenberger, Bennie Koprio
Mehr als eine halbe Million Schweizerinnen und Schweizer haben ein Sportstudio-Abo: Das ist Europarekord. Die Infrastruktur der Studios ist entsprechend: Das Angebot ist breit, die Center haben gute Geräte, sind sauber und fast durchwegs auch hell und grosszügig. Das ergab eine Stichprobe von K-Tipp und Kassensturz bei zehn der grössten Fitness-Anbieter.
Weniger gut ist die Betreuung. «Mich erstaunt, dass in vielen Fitness-Centern die Instruktoren nicht kompetent genug sind, u...
Mehr als eine halbe Million Schweizerinnen und Schweizer haben ein Sportstudio-Abo: Das ist Europarekord. Die Infrastruktur der Studios ist entsprechend: Das Angebot ist breit, die Center haben gute Geräte, sind sauber und fast durchwegs auch hell und grosszügig. Das ergab eine Stichprobe von K-Tipp und Kassensturz bei zehn der grössten Fitness-Anbieter.
Weniger gut ist die Betreuung. «Mich erstaunt, dass in vielen Fitness-Centern die Instruktoren nicht kompetent genug sind, um Anfänger zu instruieren», sagt Physiotherapeutin Petra Waldmeier. Sie hat die Probetrainings in den Studios absolviert und bewertet. Die Fachfrau gab sich dabei als Anfängerin aus und sagte, sie habe Knie- und Rückenbeschwerden.
Am schlechtesten abgeschnitten hat Swiss Training in Aarau, mit einem Jahresbeitrag von 490 Franken das günstigste Studio. «Die Instruktorin hat mich an Geräte gesetzt, die für Anfänger gefährlich sind», so Waldmeier. Sie habe ihr auch Übungen gezeigt, die für die angegebenen Beschwerden Gift seien.
«Es ist schlicht unmöglich, in einem Probetraining jemandem das perfekte Training zusammenzustellen», sagt dazu Roland Lüscher von Swiss Training. «Wir müssen den Menschen während der Einführungsphase erst einmal kennen lernen.» Anfänger würden deshalb die ersten drei Male von einem Instruktor begleitet.
«Das billigste Center kann unmöglich die beste Betreuung anbieten», argumentiert Martin Steinhauer vom Fitness Center Verband: Gut genug ausgebildetes Personal anzubieten, sei teuer. Die Stichprobe hat jedoch gezeigt, dass auch günstige Studios sehr gut sein können.
Auf dem zweitletzten Platz landete Athena Solothurn. Hauptkritik: Der Instruktor hat die Anfängerin kein einziges Mal korrigiert. Athena schreibt, die «schlechte Arbeit unseres Mitarbeiters» entspreche nicht dem Athena-Standard. Man ziehe intern Konsequenzen.
Trainieren muss nicht weh tun
Und so verläuft ein gutes Probetraining: «Der Instruktor ist die ganze Zeit anwesend, er beobachtet, erklärt gut und korrigiert Fehler», so Petra Waldmeier. Klagt der Anfänger über Schmerzen, fragt der Trainer nach und schickt den Kunden allenfalls zum Arzt. «Sagt einer, das müsse ein wenig weh tun, dann ist ein Anfänger am falschen Ort.»
Abo-Vertrag genau durchlesen
Es gilt einiges zu beachten, wenn Sie im Studio fit werden und Scherereien vermeiden wollen.
- Ausdauer und Krafttraining sind wichtig für die Gesundheit - vor allem für Menschen ab 50. Denn bei ihnen baut sich die Muskelmasse schneller ab. Entscheidend für den Erfolg sind:
- mindesten zweimal pro Woche trainieren
- ein individuell abgestimmter Trainingsplan
- Übungen korrekt ausführen
Damit sich ein Anfänger im Studio zurechtfindet, muss ihn das Personal kompetent anleiten: Wer falsch übt, kann sich krank trainieren.
Wer gesundheitliche Probleme hat, sollte vorher einen Arzt konsultieren: Viele Fitnessinstruktoren sind bei Gesundheitsfragen überfordert. Einige Studios offerieren ihren Kunden eine Trainingsberatung durch einen Arzt.
- Es gibt Studios, die den Kunden verbieten, Getränke mitzubringen. Dabei ist es wichtig, vor und während des Trainings viel zu trinken - am besten Wasser. Stark gezuckerte Getränke sind ungeeignet.
- Vor dem Unterzeichnen des Vertrags sollten Sie unbedingt die Allgemeinen Geschäftsbedingungen durchlesen: Verlängert sich das Abo automatisch ohne Vorwarnung, falls der Kunde nicht fristgerecht kündigt? Mit der Vergesslichkeit trainingsmüder Abo-Inhaber machen manche Studios ein gutes Geschäft.
Streichen Sie die Klausel durch. Lässt das Studio dies nicht zu, kündigen Sie den Vertrag gleich nach der Unterzeichnung.
Ein heikler Punkt ist die vorzeitige Kündigung des Fitness-Abos. Das ist möglich - allerdings nur aus wichtigen Gründen wie Krankheit und Wegzug aus der Region. Und auch dann nur, wenn die Fortsetzung des Trainings unzumutbar ist. Die meisten Studios der Stichprobe gewähren bei Krankheit und Unfall nur eine Auszeit. Wenn Sie jemanden finden, der Ihr Abo übernimmt, können Sie hingegen jederzeit aus dem Vertrag aussteigen.
- Schliessen Sie keine Zusatzversicherung ab, nur weil dann die Krankenkasse rund 300 Franken ans Jahres-Abo beisteuert: Mit rund 25 Franken Monatsprämie bezahlen Sie der Kasse unter dem Strich gleich viel, wie Sie von ihr erhalten.
(ko)