Deutsche Kunden mit einem Handyabo der Telekom bezahlen für einen Anruf in ein anderes EU-Land rund 22 Rappen pro Minute. Die Swisscom verlangt von ihren Schweizer Handykunden dafür 60 Rappen – sowohl für Anrufe ins Fest- als auch ins Mobilfunknetz der EU.
Bei Sunrise kostet der Anruf in die EU Fr. 1.20 und bei Salt Fr. 1.49 pro Minute – also mehr als sechs Mal so viel, wie die deutsche Telekom von ihren Kunden verlangt. Alle drei Schweizer Telecomfirmen berechnen zudem jede angebrochene Minute voll – was die Kosten nochmals erhöht.
Schweizer Telecomkunden telefonierten 2022 via Handy 24,8 Millionen Stunden und übers Festnetz 83,8 Millionen Stunden lang in die EU. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Kommunikation.
Das bedeutet: Schweizer Telecomunternehmen machen mit Auslandgesprächen einen Umsatz von mehreren Hundert Millionen Franken.
Salt, Sunrise und Swisscom begründen die hohen Tarife damit, dass sie bei Auslandgesprächen hohe Gebühren an EU-Telecomfirmen zahlen müssten.
Diese Behauptung stellt Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Moneyland infrage: «Die internationalen Verbindungskosten sind aufgrund der Digitalisierung stark gesunken.» Mit wenigen Ausnahmen würden die Verbindungen von der Schweiz in die EU unter 5 Rappen pro Minute kosten.
Swisscom profitiert vom EU-Geschäft
Salt nennt als einziges Unternehmen eine konkrete Zahl: In Deutschland beträgt der Aufschlag für den aus der Schweiz stammenden Verkehr 1,3 Rappen pro Minute auf Mobilfunknummern und 2,45 Rappen auf Festnetzanschlüsse. Ihren Kunden ohne Spezialabo berechnet Salt dagegen fast Fr. 1.50.
Die Swisscom zeigt, dass sie schon mit den tiefen EU-Preisen Gewinne erzielen kann: Sie ist seit Jahren in Italien Besitzerin des Telecomunternehmens Fastweb. Nun will sie auch noch Vodafone Italia kaufen und ist bereit, dafür 8 Milliarden Euro zu bezahlen.
Das Geschäft ist also auch zu den viel tieferen EU-Preisen hochrentabel: Italienische Fastweb-Kunden zahlen 40 Rappen für Telefonate in die Schweiz. Schweizer Swisscom-Kunden dagegen zahlen 60 Rappen für Anrufe nach Italien.
Auslandanrufe: So lässt sich viel Geld sparen
- Monatspakete: Wer vorübergehend viel ins Ausland telefonieren muss, kann je nach Abo Zusatzpakete kaufen. Diese erlauben unlimitierte Anrufe in Fest- und Handynetze der EU, der USA und Kanadas: Salt verlangt dafür zusätzlich zum Monatsabo Fr. 19.95 pro Monat, die Swisscom 20 Franken und Sunrise 30 Franken. Die im Paket inbegriffenen Länder unterscheiden sich je nach Anbieter – auch wenn «Europa» draufsteht.
- Monatsabos: Wer viel ins Ausland telefoniert, fährt mit Monatsabos am besten, bei denen Auslandanrufe inklusiv sind: Ein Abo von Post Mobile mit unlimitierten Anrufen ins Fest- und ins Handynetz der Schweiz und der EU kostet Fr. 34.95 pro Monat, bei Lebara zahlt man Fr. 39.95 pro Monat.
- Whatsapp und Co.: Mit Nachrichtenapps wie Whatsapp, Threema oder Telegram telefoniert man ohne Mehrkosten ins Ausland, wenn man in der Schweiz über eine DatenFlatrate verfügt. Der Gesprächspartner im Ausland muss die App allerdings auch installiert haben.
- Festnetz benutzen: Der Tarif für einzelne Anrufe ist über das Festnetz viel günstiger als mit dem Handy. Die Swisscom verlangt von Festnetzkunden für Anrufe ins EU-Festnetz 12 Rappen, Anrufe ins Mobilfunknetz kosten 42 Rappen pro Minute. Sunrise verlangt 30 Rappen für Anrufe ins EU-Festnetz und 60 Rappen für Anrufe ins Mobilnetz der EU. Nur Salt macht keinen Unterschied: Anrufe vom Festnetz ins EU-Ausland kosten generell 29 Rappen pro Minute.