K-Tipp-Leser Philippe Wyss aus Arlesheim BL ärgert sich. Er erkundigte sich in der Amavita-Apotheke nach einem Nasenspray und fragte nach dem günstigsten Medikament. Die Apotheke empfahl ihm den Nasenspray Xylo Mepha Plus zum Preis von Fr. 12.90 (10 Milliliter).
Nach dem Kauf stellte Wyss fest, dass es einen Nasenspray mit dem gleichen Wirkstoff gibt, der deutlich günstiger ist: Xylo Dexpanthenol von Spirig mit 5 Milliliter mehr Inhalt als das Amavita-Produkt kostet nur Fr. 3.30.
Philippe Wyss schreibt dem K-Tipp: «Man verlässt sich in der Apotheke auf die Beratung – doch sie dreht einem das Medikament an, an dem sie am meisten verdient.»
Nur eine Apotheke gab das billigere Produkt
Verkaufen Apotheken generell eher teure Medikamente statt günstige Alternativen? Der K-Tipp machte eine Stichprobe in 30 Apotheken in Basel, Bern, Luzern, Rapperswil SG, im Raum Schwyz sowie in Zug und Zürich: Eine 68-jährige Frau ohne Vorerkrankungen leidet unter Grippesymptomen. Sie benötigt ein Durchfallmedikament und einen Nasenspray. Beide Mittel sollten möglichst wenig kosten. Nach dem Vorschlag der Apotheke fragte die Testperson ausdrücklich nach dem günstigsten Medikament.
Resultat: 29 der 30 Apotheken wollten die teureren Präparate verkaufen – obwohl in allen Apotheken günstige Alternativen entweder vorhanden oder mindestens lieferbar gewesen wären. Beispiele:
- Die Apotheke Coop Vitality am Basler Bahnhof schlug das Durchfallmedikament Imodium lingual für Fr. 19.50 (2 Milligramm, 20 Tabletten) und den Nasenspray Xylo Mepha Plus für Fr. 13.70 (10 Milliliter) vor. Billigere Alternativen erwähnte die Verkäuferin nicht. Erst auf Nachfrage der Kundin nannte sie die Loperamid-Kapseln von Sandoz für Fr. 6.45 (2 Milligramm, 20 Kapseln) und den Spirig-Nasenspray für Fr. 3.30 (15 Milliliter) als günstigste Variante. Die Kundin konnte auf Nachfrage also Fr. 23.45 sparen: Fr. 13.05 beim Produkt gegen Durchfall und Fr. 10.40 beim Nasenspray. Coop Vitality schreibt dem K-Tipp, man werde das Verkaufspersonal «entsprechend schulen».
- Die Amavita-Apotheke beim Bahnhof in Bern empfahl ebenfalls Imodium lingual für Fr. 19.50 und den Nasenspray Xylo Mepha Plus für Fr. 12.40 (10 ml). Von günstigeren Alternativen riet die Verkäuferin sogar ab: Sie erklärte der Kundin, die Loperamid-Kapseln von Sandoz seien schlechter, weil man sie – anders als die Schmelztabletten von Imodium – nicht auf der Zunge zergehen lassen könne – das sei ein «erheblicher Nachteil». Der Pharmakonzern Galenica, dem die Amavita-Apotheken gehören, sagt, man werde den Vorfall analysieren und das Gespräch mit der Apotheke suchen.
- Als einzige Apotheke empfahl Coop Vitality im Einkaufszentrum Seewen-Markt in Schwyz auf Anhieb die günstigeren Präparate.
Viele Apotheken beraten schlecht
18 von 30 Apotheken machten der Kundin falsche Angaben. Die Pill-Apotheke Neumünster in Zürich zum Beispiel behauptete, Loperamid-Schmelztabletten von Mepha für Fr. 15.95 seien das günstigste Mittel gegen Durchfall. Doch dieses Mittel kostete in dieser Apotheke Fr. 9.50 mehr als das günstigste Präparat von Sandoz. Die Bahnhof-Apotheke Dr. Bähler in Zug gab fälschlicherweise an, für den Nasenspray Xylo Mepha 0,1 % (Fr. 10.10) gebe es keine günstige Alternative.
Auffällig: In vielen Apotheken wurden Produkte des Pharmamultis Mepha beworben – obwohl weder das Durchfallmedikament noch die Nasensprays von Mepha am günstigsten sind.
Der K-Tipp konfrontierte auch den Apothekerverband Pharma Suisse mit dem Resultat der Stichprobe. Dieser sieht kein Problem und sagt: Man könne von den Apotheken nicht verlangen, «dass diese stets das günstigste Präparat abgeben». Bei rezeptfreien Medikamenten müssen Kundinnen und Kunden also selbst aktiv werden, wenn sie sparen wollen.
Tipp: Nennen Sie in der Apotheke den gewünschten Wirkstoff (etwa Paracetamol) und verlangen Sie das günstigste Mittel. Angaben zu den Preisen finden sich auch auf Mymedi.ch.