Die Caritas schreibt, in ihren Läden gebe es für «Menschen mit minimalem Einkommen Lebensmittel und Hygieneartikel zu Tiefstpreisen». Die Einsparungen gegenüber den Detailhändlern betrügen bis zu 50 Prozent. Bei der Caritas einkaufen dürfen nur Bedürftige mit einem entsprechenden Einkaufsausweis.
Die Produkte im Caritas-Laden stammen aus Überproduktionen, Fehllieferungen oder Liquidationen – bei manchen ist die Verpackung beschädigt. Die Preise sind meist deutlich reduziert. Allerdings sind es oft Markenartikel, die häufig teurer sind als Prix-Garantie-Produkte im Coop und M-Budget-Waren in der Migros. Das zeigen zwei Stichproben im Caritas-Laden in Bern, einem von 20 Läden in der Schweiz. Beide Male erhob der K-Tipp den Preis eines Warenkorbs mit 20 Produkten des täglichen Bedarfs, etwa Milch, Kartoffeln und Shampoo.
Bei Coop und Migros nur halb so teuer
Der Warenkorb kostete im Caritas-Laden einmal Fr. 49.96 und einmal Fr. 58.61. Dieser Unterschied erklärt sich durch das wechselnde Sortiment. Bei Coop und Migros war der Warenkorb 40 bis 50 Prozent günstiger.
Milch, Butter, Mehl oder Spaghetti waren bei der Caritas ein paar Rappen günstiger als bei Coop und Migros.
Andere Produkte waren viel teurer: 5 kg Kartoffeln kosteten bei der ersten Stichprobe Fr. 7.–, bei der zweiten sogar Fr. 8.25. Prix-Garantie- und M-Budget-Kartoffeln kosteten hingegen nur Fr. 4.40.
Richtig teuer sind viele Hygieneartikel im Caritas-Laden: Bei der ersten Stichprobe gab es nur Markenzahnbürsten. Drei Stück kosteten Fr. 8.55. Bei Coop und Migros gibts drei Stück schon für Fr. 1.25.
Noch krasser war es beim Shampoo: Bei der zweiten Stichprobe gabs bei der Caritas nur ein Marken-Shampoo für Fr. 11.25 pro 500 ml. Das ist 17 Mal so viel, wie die gleiche Menge bei den Coop- und Migros-Billiglinien kostet (65 Rappen pro 500 ml).
Der Betrieb ist nicht kostendeckend
Die hohen Preise sind allerdings nicht das einzige Problem. Teuer wird der Einkauf im Caritas-Laden auch wegen der Reisekosten der Bedürftigen. Denn im bevölkerungsreichsten Kanton Zürich hat es gerade mal drei Caritas-Läden, im grössten Kanton Graubünden nur einen. Zudem sind gewisse Produkte rationiert. In Bern gibt es pro Einkaufsausweis nur einen Liter Milch. Störend ist auch, dass bei manchen Produkten die Preisschilder fehlen.
Fazit: Der Einkauf bei dem Hilfswerk lohnt sich für Bedürftige kaum. Und auch für die Caritas sind die 20 Läden ein schlechtes Geschäft. Ihr Betrieb ist nach Angaben des Hilfswerks nicht kostendeckend. Wie viel Defizit die Läden schreiben, verrät die Caritas nicht. Nach K-Tipp-Hochrechnungen, die auf Zahlen aus den Geschäftsberichten basieren, dürften es gegen 2 Millionen Franken pro Jahr sein. Und die Ladenzentrale in Sempach LU kostet pro Jahr nochmals rund 1 Million Franken. Ein Loch von rund 3 Millionen Franken also, das mit Subventionen und Spenden gestopft wird.
Die Caritas hält weiter daran fest, dass die Kunden dank den Läden «ihr Budget deutlich entlasten» können. Darüber hinaus biete sie mit den Läden «Wiedereinstiegsoptionen für Langzeitarbeitslose an», die dort arbeiten. Die Läden seien zudem «soziale Treffpunkte».