Schweizerinnen und Schweizer bezahlen pro Kopf schon heute mehr fürs Militär als etwa die Bevölkerung in Deutschland, Österreich und Italien («Saldo» 7/2024). In den nächsten Jahren soll es noch mehr werden: Bundesrat und Parlament wollen die jährlichen Armeeausgaben auf über 10 Milliarden Franken verdoppeln.
Für einen Auftrag an die Firma Zeam GmbH mit Sitz in Vitznau LU reicht das Geld allerdings schon heute. Das Verteidigungsdepartement (VBS) heuerte die Agentur im Herbst 2022 an, um sich in Bezug auf die sogenannte Generation Z beraten zu lassen. Das ist die Altersgruppe von Leuten, die nach 1995 geboren wurde.
Junge verstehen für 44'000 Franken
Zeam hilft laut eigener Aussage Unternehmen, «junge Menschen zu verstehen und zu gewinnen». Der Auftrag aus dem Militärdepartement umfasste zwei Reden vor dem Kaderpersonal, vier halbtägige Kurse, fünf «qualitative» Interviews und eine Umfrage bei VBS-Angestellten.
Das Departement wollte gemäss Vertrag mit Zeam «verstehen, was diese Generation vom Leben und Job erwartet, was sie mag und was nicht und wie sie tickt». Das VBS schreibt dem K-Tipp dazu auf Anfrage, dafür sei eine «Aussensicht» nötig.
Dazu gehörte auch eine Umfrage. 881 junge VBS-Angestellte hatten Fragen zu beantworten wie: «Hast du das Gefühl, dass du bereits aufgrund deines Alters nicht ernst genommen wurdest?» Das Kostendach des Auftrags lag bei 44'000 Franken und wurde laut Verteidigungsdepartement «ausgeschöpft».
Nicht bekannt ist der Inhalt der erwähnten Vorträge und Kurse. Das ist laut Zeam Geschäftsgeheimnis. Yaël Meier, Co-Geschäftsführerin von Zeam und «Influencerin» auf Internetplattformen, äussert sich häufig öffentlich über die Generation Z. Auf dem Portal Linkedin zeigte sie sich gemeinsam mit Verteidigungsministerin Viola Amherd (Foto). Vorträge lässt sich Meier fürstlich vergüten: «Bei Auftritten verdiene ich zwischen 8000 und 15'000 Franken», sagte sie in der Serie «Money Maker» des TV-Senders ARD.
Günstiger und aussagekräftiger wäre wohl gewesen, wenn die Armee mit der Generation Z dort geredet hätte, wo sie jedes Jahr Kontakt mit ihr hat – bei der Rekrutierung.
Grosse PR-Kompanie am Werk
Für Öffentlichkeitsarbeit gab das VBS letztes Jahr insgesamt 26,4 Millionen Franken aus. Es verfügt über den grössten und teuersten PR-Apparat der ganzen Bundesverwaltung. 95 Vollzeitstellen sind damit beschäftigt, das Departement unter Bundesrätin Viola Amherd in der Öffentlichkeit möglichst gut dastehen zu lassen.
Trotz dieser PR-Kompanie heuerte die Armee im April dieses Jahres auch noch die Firma Pressrelations AG aus Stans NW an. Der Auftrag: Sie soll bis 2031 herausfinden, warum die Armee in der Presse nicht häufiger positiv erwähnt wird. Kosten: rund 750'000 Franken.
Gratis-Tipp nach Bern: Ein Mangel an positiven Schlagzeilen über die Armee ist vielleicht darauf zurückzuführen, wie sie mit dem Geld der Steuerzahler umgeht.