Das Bundesamt für Strassen (Astra) liess im April auf der A1 zwischen Luterbach SO und Recherswil SO eine Hilfsbrücke installieren. Grund dafür waren Sanierungsarbeiten. Die Brücke war 236 Meter lang. Darüber hätte der Verkehr mit Tempo 60 rollen sollen. Darunter waren die Arbeiter am Werk. Vor der Montage schrieb das Bundesamt von «einer bestechenden Idee».
Nur: Sie funktionierte nicht. Das Astra musste die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 60 auf 40 Kilometer pro Stunde senken. Viele Auto- und vor allem Lastwagenfahrer wagten sich sogar nur mit Tempo 20 über die Brücke. Denn beim Übergang von der Strasse auf die Brücke gab es einen harten Schlag. Tiefergelegte Sportwagen setzten sogar auf. Die Folge: ständig Stau und viel Umwegverkehr in den umliegenden Dörfern.
Noch vor den Sommerferien brach das Astra die Übung ab – schon nach zwei statt sechs Monaten. Nun soll der Übergang vom Flachen in die Steigung verbessert werden.
Die Probleme sind nicht weiter erstaunlich. Das Astra hat die Brücke gar nie richtig getestet. Die Tests fanden nur mit Autos und einem Car statt. Die Autos fuhren nach Angaben des Astra mit Tempo 60 darüber. Lastenzüge und Sattelschlepper fuhren in der Testphase nie über die Brücke, wie das Astra bestätigt. Jetzt erst sollen «vertiefte Fahrtests insbesondere mit Lastwagen mit verschiedenen Ladungen durchgeführt werden». Nur wenn «diese positiv ausfallen», kommt die 20-Millionen-Brücke im nächsten Frühling wieder zum Einsatz.
Die Staus sind nicht das einzige Problem. Fachleute, die nicht namentlich genannt sein wollen, sagen dem K-Tipp: «Auf einer Autobahnbaustelle braucht es Platz, damit wir effizient arbeiten können – Platz in der Breite, Platz in der Länge und Platz in der Höhe.» Doch dieser fehlt unter der Brücke. Der Baustellenbereich ist 100 Meter lang, 5 Meter breit und nur 3 Meter hoch. Offen will sich keines der zwölf angefragten Bauunternehmen zu den Arbeitsbedingungen äussern. Auch die Baufirma Marti nicht, die unter der Astra-Brücke arbeitete.
Belag weist viele Schwachstellen auf
Immerhin gibt das Astra zu: «Die Sanierungsarbeiten dauern länger als ein konventioneller Belagsersatz.» Und: «Sie sind etwas teurer.» Klar ist aber, dass der Belag viele Schwachstellen aufweisen wird. Weil die einzelnen Bauabschnitte so kurz und so schmal sind, gibt es drei bis zehn Mal so viele Querfugen wie bei konventioneller Bauweise und eine zusätzliche Längsfuge. Das Astra räumt ein: «Jede Fuge birgt ein gewisses Risiko der Schwächung.» Es betont aber: «Korrekt ausgeführt hat sie die gleiche Nutzungsdauer wie der Belag.»
Trotz allem zieht man beim Astra eine positive Zwischenbilanz: «Die Brücke verbessert die Sicherheit für die Arbeiter.» Diese seien nicht «direktem Verkehrslärm» ausgesetzt. Die Verkehrssicherheit sei «deutlich besser». Und «die Anwohner werden von lärmigen Nachtarbeiten verschont».
Deutschland saniert Autobahn günstiger und schneller
Mit der Astra-Brücke hätte der Verkehr minimal behindert werden sollen. Nachteil: Die Sanierung dauert dieses und nächstes Jahr je sechs Monate. Baukosten: 22 Millionen Franken. Deutschland geht einen anderen Weg: Letzten Sommer blieb die Autobahn A2 zwischen Hannover und Braunschweig in einer Richtung auf einer Länge von vier Kilometern vier Tage und vier Nächte lang gesperrt. 300 Arbeiter ersetzten den Belag im Eiltempo. Die Kosten betrugen im Vergleich zur Baustelle in der Schweiz, auf einen Kilometer umgerechnet, nur einen Drittel, obwohl die A2 in Deutschland dreispurig ist.