«Auch Produkte auf pflanzlicher Basis sind mit Vorsicht anzuwenden»
Die Dermatologin und Allergologin Gabriela Senti vom Unispital Zürich über Strategien gegen trockene Haut
Inhalt
K-Tipp 19/2003
12.11.2003
K-Tipp: Warum ist im Winter die Haut trockener als im Sommer?
Gabriela Senti: In der kalten Jahreszeit nimmt die Luftfeuchtigkeit ab. Die kalte Luft wirkt wie ein Schwamm, der die Feuchtigkeit aus unserer Haut zieht. An diese veränderten Verhältnisse muss sich die Haut erst gewöhnen, sie verliert deshalb zunächst vermehrt Feuchtigkeit.
Wer leidet besonders an trockener Haut?
Trockene Haut tritt bei Kindern unter 10 Jahren und mit fortschre...
K-Tipp: Warum ist im Winter die Haut trockener als im Sommer?
Gabriela Senti: In der kalten Jahreszeit nimmt die Luftfeuchtigkeit ab. Die kalte Luft wirkt wie ein Schwamm, der die Feuchtigkeit aus unserer Haut zieht. An diese veränderten Verhältnisse muss sich die Haut erst gewöhnen, sie verliert deshalb zunächst vermehrt Feuchtigkeit.
Wer leidet besonders an trockener Haut?
Trockene Haut tritt bei Kindern unter 10 Jahren und mit fortschreitendem Alter vermehrt auf - ab dem 60. Lebensjahr fast bei jedem zweiten Erwachsenen.
Etwa 30 Prozent der Bevölkerung leiden an einer sehr trockenen fettarmen oder feuchtigkeitsarmen Haut. Zirka 10 Prozent neigen zu Neurodermitis, das heisst zu trockener Haut mit Ekzemen.
Was sind die Ursachen?
Neben einer erblichen Veranlagung kann die nachlassende Talgproduktion mit zunehmendem Alter dafür verantwortlich sein. Andere Gründe sind ein Mangel an natürlichen Stoffen auf der Haut, die Feuchtigkeit zurückhalten, sowie äussere Faktoren wie zu häufiges Waschen.
Reagiert gesunde Haut gleichermassen auf die Temperaturumstellung wie kranke Haut?
Feuchtigkeitsarme Haut ist davon besonders betroffen. Hauterkrankungen wie Neurodermitis treten im Winter häufiger auf.
Aber auch die gesunde Haut ist gefährdet. Die Talgdrüsen der Haut produzieren bei einer Temperatur unter 8 Grad fast kein Fett mehr. Dies muss der Haut in Form von Körpercremen künstlich zugeführt werden.
Welche Rolle spielt das Fett?
Fett bildet in den oberen Hornschichten der gesunden Haut eine Barriere gegen die Wasserabgabe und schützt so den Körper vor Austrocknung.
Worauf sollte man bei der Körperreinigung achten?
Die richtige Hautreinigung ist von grosser Bedeutung. Zur Reinigung der Haut sollten keine alkoholhaltigen Produkte verwendet werden, denn Alkohol verstärkt das Austrocknen. Verwenden Sie stattdessen milde Reinigungsmilch, nachfettende Seifen, Waschöl oder synthetische Seifen, so genannte Wasch-Syndets. Diese haben keinen entfettenden Effekt.
Beim Baden sind ölhaltige Zusätze zu empfehlen (zum Beispiel medizinische Ölbäder), Schaumbäder hingegen zu vermeiden.
Ist Duschen oder Baden besser für die trockene Haut?
Duschen ist besser als Baden. Es empfiehlt sich, die Haut nur kurz und nicht zu warm abzuduschen. Falls man trotzdem ein Bad vorzieht, ist es wichtig, dass die Wassertemperatur 37 Grad nicht übersteigt. Das Bad sollte nicht länger als 10 Minuten dauern. Beim Abtrocknen ist Abtupfen schonender als Rubbeln. Noch besser ist es, sich an der Luft trocknen zu lassen - die Verdunstung wirkt kühlend. Idealerweise cremt man sich gleich nach dem Baden oder Duschen ein, noch bevor die Haut ganz trocken ist.
Worauf muss man bei der Wahl der Lotion achten?
Grundsätzlich gilt: fetthaltige Pflegeprodukte auf trockene Haut, wässrige für die Behandlung von nässenden Ekzemen und zum Ablösen von schuppiger Haut.
Sind parfümfreie Körperlotionen hautschonender?
Pflegeprodukte, die Parfüm- oder Farbstoffe enthalten, können zu Hautreizungen führen. Produkte auf pflanzlicher Basis sind aber ebenfalls mit Vorsicht anzuwenden, da auch natürliche Substanzen zu Allergien führen können, oft erst, nachdem sie bereits einige Zeit angewendet wurden. Wird die Haut gerötet oder schuppig, sollte man unbedingt das Produkt wechseln.
Wann ist der Gang zum Arzt angezeigt?
Wenn sich auf der trockenen Haut langsam Juckreiz, Rötung, Risse und Schuppung bilden und sich die Symptome auch mit Einsatz von fettenden Pflegeprodukten nicht mehr entschärfen lassen.
(rom)