Sie heissen «SBB Mobile», «Einfach mobil», «Fairtiq» und «Lezzgo»: Mit einer dieser Apps auf dem Smartphone kann man Bahn, Bus, Tram oder Schiff benutzen, ohne vorher ein Billett zu kaufen. Der Passagier schiebt beim Einsteigen einen Startknopf nach rechts und am Ende der Reise wieder nach links (K-Tipp 1/2020). Die Apps sollen automatisch den günstigsten Preis für die zurückgelegte Strecke berechnen. Zahlen können Kunden etwa per Kreditkarte.
Zu den Apps «Einfach mobil», «Fairtiq» und «Lezzgo» gingen beim K-Tipp nach Erscheinen des Artikels fast keine negativen Rückmeldungen aus der Leserschaft ein. Anders bei «Easyride» in der App «SBB Mobile»: Folgende Beispiele zeigen, dass die SBB ihre vollmundigen Werbeversprechen nicht einlösen.
Die SBB werben: «Einfach einchecken»
Fakt ist: In unterirdischen Haltestellen ortet die App den Standort wegen der schlechten Funkverbindung möglicherweise nicht oder falsch – und berechnet Kunden dann ein falsches Billett. Die SBB empfehlen, «Easyride» bereits vor dem Betreten der Haltestelle zu aktivieren.
Tipp: Kontrollieren Sie den vorgeschlagenen Abfahrtsort. Ist er falsch, können Sie ihn korrigieren: unter «Abfahrtsort ändern» die richtige Haltestelle auswählen.
SBB: «Easyride erkennt die gefahrene Strecke»
Fakt ist: Einigen Bahnkunden wurde eine falsche Strecke belastet. So etwa Heidi Sauder aus Weiningen TG. Sie und ihr Mann reisen regelmässig von Chur nach Frauenfeld – und zwar über Ziegelbrücke GL und Wattwil SG statt über Zürich. «Auf dieser Strecke hat es weniger Leute, und das Ticket ist günstiger», sagt Sauder. Trotzdem berechnete die App jeweils die rund 5 Franken teurere Strecke über Zürich.
SBB: «Zum Glück erinnert mich Easyride daran, auszuchecken»
Fakt ist: Das funktioniert nicht immer. Etwa bei Walter Tschopp-Buxtorf aus Dornach SO: Er vergass mehrmals, am Ende der Reise auszuchecken. Die App warnte ihn nicht. Deshalb berechneten ihm die SBB zu viel – für die Strecke von Aesch BL nach Bern beispielsweise rund 40 statt 23 Franken. Gegenüber Tschopp-Buxtorf erklärte der Kundendienst, dass die SBB «leider nicht garantieren können, dass die Check-out-Warnung korrekt funktioniert». Immerhin erstatteten die SBB dem Solothurner das zu viel bezahlte Geld zurück.
Tipp: Stellen Sie an Ihrem Handy einen Alarm ein (Timer oder Kalendereintrag), um sich an das Check-out erinnern zu lassen. Das funktioniert zuverlässig.
SBB: «Easyride bucht automatisch das passende Billett zum fairsten Preis»
Fakt ist: Für gewisse Strecken berechnet «Easyride» nicht den tiefsten Preis. Die SBB versprechen, dass sie maximal den Preis einer Tageskarte belasten, wenn der Preis für die gefahrene Strecke höher ist. Die Tageskarte kostet in der 2. Klasse 75 Franken. Es geht allerdings günstiger – aber nicht mit «Easyride».
Tipp: Wer im Voraus weiss, dass er eine Reise antritt, sollte auf Spartageskarten setzen. Diese kosten 29 bis 59 Franken und sind zwischen 60 Tagen und einem Tag vor der Abfahrt ebenfalls via App erhältlich. Suchen Sie zudem für einzelne Strecken am Reisetag nach Sparbilletten. Sie sind in der SBB-App bis eine Stunde vor Abfahrt des Zugs erhältlich – aber nicht via «Easyride». Anhand eines «%»-Symbols ist bei der Fahrplanabfrage ersichtlich, für welche Verbindungen es Sparbillette gibt.
Die SBB schreiben dem K-Tipp, «Easyride» erkenne in der Regel die gefahrene Strecke und die benutzte Verbindung sehr gut. Man arbeite daran, die Zuverlässigkeit der Reiseerfassung noch zu verbessern. Bei der Check-out-Warnung habe es auf Geräten mit dem Betriebssystem Android 10 tatsächlich Probleme gegeben.
Die SBB versprechen, dass sich der Kundendienst in der Einführungsphase bei Rückerstattungen kulant zeige – etwa wenn das Check-out vergessen ging. Und zu den Sparbilletten: Da sie an eine bestimmte Strecke gebunden seien und im Voraus gekauft werden müssten, würden sie nicht zur Check-in-Logik von «Easyride» passen.