Auf den Internetseiten von «Blick» und «20 Minuten» war ein vielversprechender Artikel aufgeschaltet: «Zuverlässiger Corona-Selbsttest für zu Hause». Alles sei ganz einfach: In den Finger piksen, das Blut in ein Röhrchen füllen und an ein Labor in Kloten ZH einschicken. Alles drin, alles dran, für knapp 80 Franken.
Der Artikel war eine als redaktioneller Beitrag verkleidete Werbung mit einem direkten Link zu einem Internetshop. Und zwar zum Sexshop Amorana. Ich wollte wissen, was da dran ist oder ob es nur ein Schabernack ist – und bestellte. Mit dem Test auf Antikörper im Blut soll man feststellen können, ob man schon einmal mit dem Coronavirus infiziert war.
Tags darauf hatte ich ein kleines Plastikbehältnis im Briefkasten. Darin lagen ein Röhrchen, zwei Pflaster, zwei Alkoholtupfer, eine Gaze sowie zwei Gerätschaften, mit denen ich mich zwecks Blutentnahme in den Finger stechen sollte.
Die ersten Bedenken kamen auf, als ich sah, dass eine grössere Menge Blut verlangt wurde. Ich tat, wie auf der schriftlichen Anleitung geheissen, und stach zu. Auf meiner Fingerkuppe bildete sich ein grosser Blutstropfen. Doch so sehr ich mich mühte, er war einfach nicht in das Röhrchen zu bekommen – und weiteres Blut gab mein Finger nicht her.
Ich bat einen Freund um Hilfe. Er war im Militär Sanitäter und positionierte den zweiten Pikser auf einem unversehrten Finger. Dann stach er zu. Es passierte nichts. Die Nadel war in der Plastikhülle blockiert. Der Freund bot an, in der Apotheke die nötigen Gerätschaften zu besorgen, um mir intravenös Blut abzuzapfen. Auch er fand, es brauche ziemlich viel Blut, um das Röhrchen zu füllen. Ich verzichtete dankend.
Ob ein solcher Corona-Antikörper-Test überhaupt aussagekräftig ist, sei dahingestellt. Wenn aber schon die Anwendung nicht praxistauglich ist, kann man wohl nur eines tun: unbedingt die Finger davon lassen.