Das Schweizer Unternehmen Betterhomes bietet zurzeit auf seiner Website rund 2800 Liegenschaften zum Kaufen oder Mieten an. Die Firma nennt sich selbst «ImmobilienFAIRmittler».
Mit «fair» sind wohl nicht die Arbeitsbedingungen gemeint. Denn bevor Kandidaten einen Arbeitsvertrag erhalten, müssen sie eine Schulung absolvieren. Diese kostet 1870 Franken für fünf Tage.
Wie viele andere ging auch Martha Bader (Name geändert) aus Zürich davon aus, dass sich die Kurskosten lohnen könnten. Die Marketing-Fachfrau stiess auf der Suche nach einer neuen Stelle auf ein Inserat von Betterhomes. Darin war von «einem praxisorientierten Einstieg in die Immobilienbranche» und «unbegrenzten Einkommensmöglichkeiten» die Rede. Bader fühlte sich angesprochen, bewarb sich und erhielt die Stelle.
Allerdings: Vorher musste Martha Bader die Basis-Schulung für 1870 Franken absolvieren. Am ersten Schulungstag sass sie mit über 30 anderen Einsteigern in einem Raum – unter ihnen Krankenschwestern, Bauarbeiter, Hausfrauen, Metzger und Studenten. Niemand von ihnen hatte eine Ahnung, wie das Geschäft mit Immobilien funktioniert.
Ausbildung mit fragwürdiger Prüfung
Am Ende der mehrtägigen Schulung mussten die Teilnehmer einen Test absolvieren. Die Prüfung entpuppte sich jedoch als Farce: «Der Vorgesetzte gab die richtigen Fragen und Antworten im Voraus bekannt», so Bader gegenüber dem K-Tipp.
Mit der Berufstätigkeit begannen dann die Probleme erst richtig: Angestellte von Betterhomes arbeiten auf Provisionsbasis. Eine Provision erhalten sie für zwei Leistungen: den Abschluss von Immobilienverträgen und für das Anwerben von weiteren Einsteigern, «Betterhomes-Bringer-Bonus» genannt.
Für den Abschluss von Makler-Verträgen war Bader auf die Adressen potenzieller Kunden angewiesen. Solche Termine vermittelt das Callcenter von Betterhomes an die Angestellten. Bader erhielt in dreieinhalb Monaten die Adressen von elf potenziellen Kunden. Keine führte zu einem Abschluss. In der Folge bekam sie keine Termine mehr. Als sie bei Betterhomes nachfragte, hiess es, die Auftragslage sei gerade schlecht.
Nichts verdient in dreieinhalb Monaten
Also begann sie, auf eigene Faust Kunden zu akquirieren. Sie konnte zwei Mandate an Land ziehen, was ihr Anspruch auf eine kleine Provision von 40 Franken verschafft hätte. Erhalten hat sie bis heute nichts.
Nach dreieinhalb Monaten wurde ihr gekündigt. Das machte sie sprachlos: «Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich an etlichen geschäftlichen Treffen teilgenommen, viele Kilometer mit meinem Auto zurückgelegt und berufliche Anrufe mit meinem Privathandy geführt.» Insgesamt war sie dreieinhalb Monate für Betterhomes tätig. Verdient hat sie dabei nichts. Der monatliche «Provisionsvorschuss» von 1000 Franken, auf den sie laut Vertrag Anrecht hat, wurde nie ausbezahlt. Dazu Betterhomes: «Da Frau Bader die im Vertrag für diesen Provisionsvorschuss geforderten 10 Stunden Arbeitsleistung pro Woche nie erreicht hat, erhielt sie diesen Provisionsvorschuss nicht.»
Auch andere machten schlechte Erfahrung
Dem widerspricht Bader: «Eine Arbeitszeit von 10 Stunden war gar nicht möglich. Dafür hat Betterhomes viel zu wenig Aufträge vermittelt.»
Nicht einmal eine Entschädigung für ihre Spesen habe sie erhalten. Levent Künzi, Country Manager von Betterhomes Schweiz, sagt dazu: «Frau Bader ist ein einzigartiger Fall. Sie erhielt von Betterhomes elf Termine bei potenziellen Kunden und konnte daraus keinen einzigen Ermittlungsauftrag gewinnen. Unser Angebot, sie zu schulen und zu coachen, lehnte sie ab und verzichtete damit freiwillig auf weitere Termine bei Kunden.» Er bestätigt, dass Martha Bader in den dreieinhalb Monaten bei Betterhomes keine Vermittlungsprovisionen erhielt.
Martha Bader war nicht die Einzige, die schlechte Erfahrungen mit Betterhomes machte. Auf der Internetplattform Kununu.com sprechen weitere Betroffene von «mangelhaftem Betriebsklima» und «schlechter Betreuung». Auf Kununu.com melden Angestellte ihre Erfahrungen punkto Bewerbung, Umgang mit Mitarbeitern und Arbeitsverhältnissen von Unternehmen.
Der Erfahrungsbericht von Martha Bader lässt den Verdacht aufkommen: Betterhomes möchte vor allem mit den Schulungen Geld verdienen. Dem widerspricht Levent Künzi. «Mit der Schulung will Betterhomes neue, fähige Mitarbeitende gewinnen und ausbilden.»
Laut Betterhomes nehmen pro Jahr rund 120 Bewerberinnen und Bewerber an Schulungen teil. Davon arbeite ein Jahr später immer noch ein Drittel beim Unternehmen.
Kündigung wegen ausbleibenden Erfolgs
Betterhomes habe für Martha Bader wegen «ihrer schlechten Erfolgsquote» die Aufträge gestoppt. Solche Phasen nutze man, um Angestellte weiterzuschulen. Gekündigt habe man ihr aufgrund «objektiver Faktoren wie ausbleiben-den Erfolgs und Arbeitseinstellung».
Zu Martha Baders Vorwurf, der Test am Ende der Schulung sei eine reine Farce, räumt Künzi ein: Es habe tatsächlich zwei Führungskräfte gegeben, die die Prüfungsfragen unerlaubt im Voraus bekannt gegeben hätten. Diese würden nicht mehr für Betterhomes arbeiten.
Tatjana Jaun
Arbeitsvertrag bei Betterhomes: Kein Lohn – nur Provision
Im «Arbeitsvertrag für Vertriebsmitarbeiter» von Betterhomes wird keine Arbeitszeit definiert. Der Umfang werde in Absprache beider Parteien festgelegt und solle «maximal 20 Stunden pro Woche» betragen, heisst es dort. Dann wird ein «durchschnittlicher Zeitbedarf» anerkannt für Besichtigungen mit Kunden, Shootings und Servicetermine. «Überstunden können so keine entstehen und sind jedenfalls durch den vereinbarten Lohn vollumfänglich als abgegolten erklärt.» Der Lohnanspruch beschränkt sich aber auf Provisionen. Pro Monat wird laut Vertrag ein «Provisionsvorschuss» von 1000 Franken bezahlt.
Im «Anhang Fahrzeugbenutzung» heisst es, die Angestellten von Betterhomes müssten 60 Rappen pro Kilometer bezahlen, wenn sie den Geschäftswagen nicht im Voraus reservieren. Auch müssten sie für selber verschuldete Verschmutzungen und Beschädigungen aufkommen.