Sonntagmorgen am grössten Kiosk in der Schalterhalle des Bahnhofs St. Gallen: Drei Stapel der «NZZ am Sonntag» und einer mit dem «Sonntagsblick» liegen gut sicht- und erreichbar an der Stelle, wo man bei der Kioskverkäuferin seine Zigaretten, ein Getränk oder eben die Zeitung bezahlt. Exemplare der «Sonntagszeitung» aber sucht man vergeblich. Wer sich bei der Kioskfrau nach dieser Zeitung erkundigt, erfährt, dass sie nicht – wie vielleicht vermutet – ausverkauft ist. Im Gegensatz zu «NZZ am Sonntag» und «Sonntagsblick» werde sie bloss nicht in den Aus­lagen aufgelegt, sondern ausserhalb des Blickfeldes der Kunden hinter der Theke deponiert.

Warum?, fragt sich der erstaunte Kunde. Die Kioskver­käuferin liefert die simple Erklärung: «‹NZZ am Sonntag› und ‹Sonntagsblick› zahlen für den Platz in der Aus­lage.»

Dass die Verlage für eine prominente Platzierung ihrer Titel zahlen müssen, bestätigt Stefania Misteli von der Kiosk-Betreiberin Valora: «Die Verlage haben die Möglichkeit, ihre Titel bewusst an bestimmten Lagen auslegen zu lassen, aber das ist kostenpflichtig.» Wie viel ein Verlag dafür zahlen muss, darüber schweigen sich sowohl Valora als auch die Zeitungsverlage aus. Nur so viel: Je näher ein präsentiertes Produkt bei der Kasse liegt, desto teurer sind die gemieteten Plätze.