Auto aus Uruguay gefällig?
Deutsche Luxusautos zum halben Preis, verspricht ein Händler aus Südamerika. Doch womöglich gibt es die Fahrzeuge gar nicht.
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K-Tipp 17/2005
19.10.2005
Otto Hostettler - otto.hostettler@ktipp.ch
Nigelnagelneu seien die Mercedes der Luxusklasse, und ihr Preis sei sensationell: Wer bei der RDF International Ltd. in Montevideo (Uruguay) einen Mercedes SL 600 bestelle, zahle nur 116 500 Franken. Weitere Kosten: 7,6 Prozent Mehrwertsteuer, 4 Prozent Einfuhrzoll und 4637 Franken für den Transport. Total sind das 134 651 Franken. Zum Vergleich: Wer in der Schweiz einen fabrikneuen Mercedes SL 600 kaufen will, muss mit gut 200 000 Franken rechnen.
Doch der Handel stinkt zum Himm...
Nigelnagelneu seien die Mercedes der Luxusklasse, und ihr Preis sei sensationell: Wer bei der RDF International Ltd. in Montevideo (Uruguay) einen Mercedes SL 600 bestelle, zahle nur 116 500 Franken. Weitere Kosten: 7,6 Prozent Mehrwertsteuer, 4 Prozent Einfuhrzoll und 4637 Franken für den Transport. Total sind das 134 651 Franken. Zum Vergleich: Wer in der Schweiz einen fabrikneuen Mercedes SL 600 kaufen will, muss mit gut 200 000 Franken rechnen.
Doch der Handel stinkt zum Himmel: Die Autos würden zuerst fabrikneu von Deutschland nach Uruguay, dann zurück nach Europa verschifft, erklärte Kalle Berger, Geschäftsführer der RDF International Ltd., dem K-Tipp. Berger nennt den Handel «Re-Import» und meint, es gebe «kein Risiko für den Käufer». Wer auf das verlockende Kleininserat (u. a. im «Tages-Anzeiger» erschienen) reagiert, erhält ein Fax mit einer Preisliste.
Als K-Tipp-Leser und Importeur John Trapletti Interesse für ein Fahrzeug signalisierte, erfuhr er von Autohändler Berger, wie der Deal angeblich funktionieren soll: Die Hälfte der Frachtkosten seien im Voraus zu bezahlen, erst dann werde der Wagen verschifft. Sobald das Geld eingetroffen sei, würden die Fahrzeugpapiere per Kurier in die Schweiz geschickt. 26 Tage später sei das Fahrzeug in der Schweiz.
Doch Trapletti brach den Handel ab. Stutzig geworden war er, weil der Mercedes SL 600 laut Berger mit einer Standheizung ausgerüstet sei. Laut offizieller Mercedes-Preisliste ist das schnittige Cabrio so gar nicht erhältlich. Bei Mercedes-Benz Schweiz bestätigt Pressesprecher Oliver Peter: «Dieses Fahrzeug ist ab Werk nicht mit Standheizung lieferbar.»
Trapletti vermutet deshalb: «Das Auto gibt es überhaupt nicht. Dieser Händler hat es nur auf die Anzahlung von Kaufinteressenten abgesehen.»
Detaillierte Infos zum Autokauf finden Sie im K-Tipp-Auto-Ratgeber; Bestellmöglichkeit Seite 9
Ein Fahrzeug selber importieren: So funktionierts
Auf eigene Faust im Ausland ein Auto kaufen? Privatpersonen sollten dabei einige Punkte beachten.
- Der Verkäufer im Ausland muss dem Fahrzeug eine so genannte EWG-Übereinstimmungsbescheinigung ausstellen (auch EU-Zertifikat genannt).
- Der Händler lässt bei seinem Binnenzollamt eine Ausfuhrerklärung ausfüllen sowie eine Warenverkehrsbescheinigung.
- Das vom Händler unterschriebene Serviceheft muss Fahrgestellnummer und Garantiebeginn enthalten.
- Rechnung/Kaufvertrag muss den Kaufpreis brutto/netto ausweisen.
- Verkauft Ihnen der Händler das Auto inklusive ausländische Mehrwertsteuer, sollte dies schriftlich festgehalten werden. Nach erfolgter Ausfuhr können Sie mit der Quittung des Zolls die Mehrwertsteuer des anderen Landes vom Händler zurückfordern.
- Für die Fahrt in die Schweiz benötigen Sie Tagesschilder oder ausländische Überführungsschilder. Besorgen kann sie der Lieferant.
- Vor dem Verlassen der EU müssen Sie am letzten EU-Zoll die Ausfuhranmeldung abstempeln lassen.
- Auf Schweizer Seite müssen Sie das Auto unaufgefordert am Zoll anmelden (Achtung Bürozeiten).
- Bei der Einfuhr benötigen Sie Rechnung/Kaufvertrag und Herkunftsnachweis.
- In der Schweiz: Das Auto beim Kantonalen Strassenverkehrsamt zur Fahrzeugprüfung anmelden (mit Prüfbericht, Zollquittung, Fahrzeugpapieren, EU-Zertifikat, Versicherungsnachweis).
- Zur Fahrzeugprüfung dürfen Sie ohne Nummernschilder fahren (EU-Zertifikat, Prüfbericht, aktuelles Abgaswartungs-Dokument mitnehmen).
Würden Sie das Risiko eingehen, einen Neuwagen selber zu importieren? Antworten Sie bitte auf www.ktipp.ch.