Auto-Rückrufe: «2014 war ein Negativrekordjahr»
Unzuverlässige Airbags, schlecht befestigte Heckklappen, Kurzschluss-Gefahr: Die Autohersteller haben massive Qualitätsprobleme und nehmen sie teils bewusst in Kauf.
Inhalt
K-Tipp 09/2015
06.05.2015
Darko Cetojevic
Der Audi A4 schaffte es letztes Jahr in die Top Ten der meistverkauften Neuwagen-Modelle. Dies geht aus der Statistik von Auto-Schweiz hervor, der Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure.
In den ebenfalls von Auto-Schweiz veröffentlichten Rückrufen sorgt der Audi A4 für den Negativrekord des Jahres (Sportmodelle S4 und RS4 inkl.): Ende Oktober 2014 mussten 9700 Wagen «unplanmässig» in die Garage. Wegen eines Softwarefehlers könnten b...
Der Audi A4 schaffte es letztes Jahr in die Top Ten der meistverkauften Neuwagen-Modelle. Dies geht aus der Statistik von Auto-Schweiz hervor, der Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure.
In den ebenfalls von Auto-Schweiz veröffentlichten Rückrufen sorgt der Audi A4 für den Negativrekord des Jahres (Sportmodelle S4 und RS4 inkl.): Ende Oktober 2014 mussten 9700 Wagen «unplanmässig» in die Garage. Wegen eines Softwarefehlers könnten bei einem Unfall Airbags versagen.
Doch der Audi-Rückruf ist nur einer von 348, die das Bundesamt für Strassen letztes Jahr zählte. Innert fünf Jahren hat sich die Zahl der Autorückrufe fast verdreifacht. In der Schweiz gibt es keine weiteren Zahlen. In Deutschland sieht es wie folgt aus: Im Verhältnis zu den verkauften Neuwagen liegt Subaru an der Spitze der Rückrufliste, gefolgt von Jaguar/Land Rover, Toyota, Honda und BMW. In absoluten Zahlen belegt VW mit über 510 000 Rückrufen Platz 1.
Kostendruck wirkt sich aus
Eine Studie des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach (D) bestätigt: «2014 geht mit deutlichem Abstand punkto Rückrufe als Negativrekordjahr in die Autogeschichte ein.» In Deutschland stieg die Zahl zurückgerufener Autos gegenüber dem Vorjahr um rund 75 Prozent. Besonders häufig waren Mängel beim Insassenschutz – zum Beispiel schlecht funktionierende Airbags.
Laut Studienleiter Stefan Bratzel nehmen Hersteller «zur kurzfristigen Gewinnmaximierung» Unfälle bewusst in Kauf. Dies zeige etwa der Zündschlossdefekt bei General Motors. Das Problem sei dem Hersteller schon lange vor dem Rückruf bekannt gewesen.
Einige der Gründe für zunehmende Qualitätsprobleme laut Studie:
- Technik: Die Autos seien grundsätzlich sicherer, aber auch fehleranfälliger.
- Verkürzte Entwicklungszeit: In den letzten zehn Jahren kamen in immer kürzeren Abständen neue Modelle auf den Markt. Der Zeitdruck kann die Qualität beeinträchtigen.
- Kostendruck: Hersteller wollen immer mehr sparen und verlangen von ihren Zulieferern tiefere Preise. Diese machen das Gleiche bei ihren Rohstofflieferanten. Unter dem ständigen Kostendruck leidet dann die Qualität.