Moderne Autos sind rollende Computer mit Internetverbindung. Sie enthalten verschiedene Zusatzfunktionen, die von den Herstellern aus der Ferne an- oder abgeschaltet werden können. Davon wollen die Autobauer neuerdings profitieren, indem sie diese Zusatzfunktionen in Form von Abos verkaufen. Sprich: Die Kunden sollen auch nach dem Autokauf noch regelmässig zur Kasse gebeten werden.
«Functions on demand» – Funktionen auf Abruf – nennt etwa der deutsche Audi-Hersteller dieses Geschäftsmodell. Er baut in das Elektromodell E-Tron Sportback zum Beispiel serienmässig spezielle Matrix-LED-Scheinwerfer ein. Die Scheinwerfer erkennen unter anderem entgegenkommende Fahrzeuge und sorgen dafür, dass diese weniger stark geblendet werden. Die Software passt den Lichtkegel automatisch an.
Wer diese Funktion benutzen will, muss sie im Internet «für einen Monat, ein Jahr oder dauerhaft» kaufen, wie dem Audi-Katalog zu entnehmen ist. In der Schweiz verlangt Audi nach dem ersten Monat für 1 Franken monatlich 34 Franken – für sechs Monate 175 Franken.
Audi-Kunden können seit November noch weitere Funktionen im Abonnement buchen – etwa einen Parkassistenten oder ein DAB-Radio.
Echtzeit-Verkehrsinfos für 80 Franken
Audi ist kein Einzelfall: Auch Hersteller BMW verkauft bei neueren Modellen Zusatzfunktionen im Abo. Dort nennt man das «Connected drive». BMW-Kunden können zum Beispiel Echtzeit-Verkehrsinformationen kaufen oder ihren Wagen mit dem Smartphone aus der Ferne aufschliessen oder orten lassen.
Mit den Echtzeit-Verkehrsinfos seien Autofahrer automatisch «über die aktuelle Verkehrslage informiert, vor Staus gewarnt und werden bei Bedarf zeitsparend umgeleitet», verspricht die BMW-Werbung. Das Abo kostet 80 Franken pro Jahr.
Auch der US-Hersteller Tesla arbeitet mit dem Abosystem. Tesla baut tabletähnliche Bildschirme in seine Autos ein. Damit steuert der Fahrer unter anderem das Navigationsgerät oder wählt das Musikprogramm. Kunden, die ihren Tesla vor dem 1. Juli 2018 gekauft haben, können die dort angebotenen Funktionen unbegrenzt verwenden. Für Bestellungen danach führte Tesla ein Abo ein.
Zusatzkosten von 156 Franken pro Jahr
Beispiel Tesla-Modell S: Im ersten Jahr nach dem Kauf sind Funktionen wie Satellitenbildkarten und Echtzeit-Verkehrsflussanzeige inklusive. Danach müssen Kunden monatlich 13 Franken zahlen, wenn sie diese Funktion weiter benutzen wollen. Das macht pro Fahrzeug also 156 Franken jährlich. Bei den seit Juli 2018 rund 10 000 verkauften Neuwagen in der Schweiz sind das total rund 1,5 Millionen Franken Zusatzeinnahmen.