Gabor Piskoty aus Dübendorf ZH holte im Januar seinen neuen Jeep Renegade in der Garage Bühlmann in Winterthur ZH ab. Seine Freude über das Auto trübte sich rasch. Denn das Radio blieb oft stumm. Auch die Parksensoren gaben keinen Warnton. Und das automatische Einparkieren funktionierte genauso wenig wie die Sprachführung des Navigationssysstems und die Freisprechanlage.
Ist es zu kühl, versagt die Elektronik
Piskoty bemerkte, dass die Elektronik versagte, wenn die Lufttemperatur unter 15 Grad lag. Deshalb stellte er in der Einstellhalle einen Heizstrahler ins Auto, brachte den Innenraum auf 20 Grad – und siehe da: Die Elektronik funktionierte tadellos.
Doch Piskoty rätselte weiter: Ist die Software schuld? Die Hardware? Oder ein Wackelkontakt? Jeep-Importeur Astara teilte mit, eine neue Software sei erst in einem halben Jahr verfügbar. Und wann ein neuer Verstärker für die Audioanlage geliefert werden könne, sei unklar. Für den Importeur war die Sache damit erledigt.
Piskotys Garagist gab sich trotzdem alle Mühe. Schliesslich fand er eine eigenwillige Lösung: Aus einem fabrikneuen Jeep, der eben erst angeliefert worden war, baute er den Verstärker aus und diesen in Piskotys Wagen ein. Seither funktioniert das Radio einwandfrei.
Und der «ausgeweidete» fabrikneue Jeep? Die Garage sitzt auf einem Auto, das sie nicht verkaufen kann. Es taugt nur fürs Schaufenster, bis der Ersatzverstärker eintrifft und eingebaut ist. Wann das sein wird, kann niemand sagen.
«Garagisten stochern im Nebel»
Mit seinem modernen Auto hat nicht nur Gabor Piskoty Probleme. Auch in deutschen Internetforen ist der Ärger gross. Skoda-Besitzer etwa beklagen sich darüber, dass ihre Bordcomputer alle paar Minuten neu starten. Und die Garagisten seien ratlos: «Sie stochern im Nebel.» Sie würden hoffen, «dass sich das Problem von selbst löst». Und darauf warten, «dass der Kunde aufgibt». Fazit: «Die Hersteller verkaufen Produkte, die nicht ausgereift sind. Und wir Kunden müssten als Tester herhalten.»
Ein Skoda-Besitzer hat schon länger Probleme mit dem Spurhalteassistenten und dem Kollisionswarnsystem. Hilfe bekommt er nicht. Er schreibt: «Bezüglich Aussitzen, Totschweigen und Sich-nicht-mehr-Rühren – da ist Skoda spitze.» Der Besitzer eines VW ID.3 beklagt sich, dass das drahtlose Software-Update (over the air) nicht möglich sei. Aber niemand helfe: «VW schickt mich in die Garage, die Garage schickt mich zu VW.» Ein weiterer Besitzer eines Elektro-VW klagt über Softwareprobleme: «Es dauert einfach zu lange, bis alles läuft und man losfahren kann.» Auf seinen Eintrag im Internetforum erhielt er über 500 Antworten.
Langes Warten auf ein Karten-Update
K-Tipp-Leser Jürg Tenisch aus Glis VS wollte für seinen Alfa Romeo Stelvio ein Karten-Update machen. Auf der entsprechenden Website stand: «Karten-Update ganz leicht gemacht.» Te-nisch konnte sich anmelden und per Video eine Anleitung anschauen. Doch ganz am Schluss hiess es, er müsse zuerst in die Garage fahren, um ein Abo zu lösen. Doch auch so kann Tenisch die Karten nicht herunterladen, wie der K-Tipp herausgefunden hat: Da für die Marke Alfa Romeo ein neuer Importeur zuständig ist, funktionieren die Computersysteme der Händler noch nicht richtig. Neue Karten erhält Jürg Tenisch deshalb frühestens im dritten Quartal.
Navigerät: Heimweg führt nach Rom
Auch K-Tipp-Leser Roland Wuhrmann (Name geändert) hat Probleme mit dem Navigationssystem seines Autos. Er kaufte im März 2020 bei der Autobahngarage in Lyss BE einen Jeep Compass und stellte fest, dass die Karten im Navigationsgerät schon zwei Jahre alt waren. Deshalb stimmten die darin verzeichneten Tempolimiten nicht mehr. Neue Karten liessen sich aber nicht auf das Navigationsgerät laden. Wuhrmanns Fazit: «Das neue Auto wurde mit alten Karten verkauft, und neue Karten bekomme ich nicht.»
Importeur Astara schrieb dem Kunden, es sei zu einer «Reihe von unglücklichen Ereignissen» gekommen. Um Wuhrmanns Problem kümmerte sie sich freilich nicht. Anders seine Garage: Sie dokterte während neun Tagen insgesamt vier Mal am Auto herum. Zwei Mal tauschte sie das Navigationsgerät aus. Allerdings mit mässigem Erfolg. Das zweite Ersatzgerät, das Jeep lieferte, ist offensichtlich eine Occasion. Denn wenn Roland Wuhrmann den Befehl «Nach Hause» eingibt, weist das Navigationsgerät den Weg an die Via Enrico Besta in Rom. Offenbar war der vorherige Besitzer ein Römer. Und seine Daten wurden nicht gelöscht.
Jeep-Kunde Wuhrmann nimmts inzwischen mit Humor. «Bei Astara hat man das mit den Wegen, die alle nach Rom führen, irgendwie falsch verstanden.» Er versucht nun, das Auto möglichst rasch loszuwerden.