Autos kosten in der Schweiz viel mehr als im Ausland. Das ist ein Grund, wieso sich immer mehr Schweizer ihre Neuwagen zum Beispiel in Deutschland besorgen – und so mehrere 1000 Franken sparen (siehe K-Tipp 15 und 17/2011). Jetzt haben die Schweizer Autohändler reagiert. Zurzeit überbieten sie sich mit sogenannten Euro-Boni. Und sie gewähren zusätzlich grosse Rabatte.
Der K-Tipp wollte wissen, wie viel Rabatt der Kaufinteressent erzielen kann. Er holte deshalb bei 15 Autohändlern in den Kantonen Aargau, Basel-Land und Bern Offerten ein. Und zwar für einen dreitürigen VW Golf Trendline mit 1,4-Liter-Motor und 80 PS. Das ist zwar das einfachste Modell. Doch es ist bereits gut ausgestattet: mit höhenverstellbarem Fahrersitz, gekühltem Handschuhfach, Front-, Kopf-, Knie- und Seitenairbags, ESP, Berganfahrhilfe, verstellbarer Lenksäule und elektrischen Scheibenhebern. Katalogpreis: Fr. 23 400.–.
Günstigere Offerte? «Kein Problem»
Die Amag gewährte im Oktober auf den VW Golf einen Euro-Bonus von Fr. 5100.–. Damit kostete das Auto noch Fr. 18 300.–.
Die 12 Händler, die eine Offerte machten, gaben zusätzlich Rabatt. Die günstigste Offerte in der Stichprobe lag schliesslich bei Fr. 16 500.–, die teuerste bei Fr. 18 271.60.
Zu diesen tieferen Preisen kam der K-Tipp durch folgende Vorgehensweise:
Die Römergarage in Frick AG hatte zunächst eine Offerte für Fr. 17 700.– gesandt. Tags darauf verschickte sie ein E-Mail. Darin hiess es: «Auf jeden Fall vor der Entscheidung uns bitte nochmals kontaktieren. Vielleicht können wir noch ein bisschen etwas mit dem Preis machen.»
Gesagt, getan: Der K-Tipp rief bei der Römergarage an und sagte, bei einer anderen Firma gebe es den Golf für nur 17 390.–. «Kein Problem», erwiderte der Verkäufer, «machen wir eine runde Zahl: 17 000 Franken.» Und bevor der K-Tipp reagieren konnte: «Damits noch besser aussieht, machen wir 16 900.–.»
Der K-Tipp konfrontierte die beiden günstigsten Händler – Jegge in Stein AG und Asag in Rheinfelden AG – mit diesem Angebot. Und siehe da: Sie zogen auf Fr. 16 900.– nach. Und dies, obwohl sie vorher beteuert hatten, die ursprüngliche Offerte sei das Äusserste; weiter könnten sie unmöglich gehen.
Weil die Händler nicht ganz aufrichtig gewesen waren, fühlte sich auch der K-Tipp nicht mehr der Wahrheit verpflichtet und pokerte. Er erklärte den drei Händlern, die den Golf für Fr. 16 900.– offeriert hatten, es gebe ein noch besseres Angebot.
Postwendend folgte der Anruf der Römergarage. Wo denn das beste Angebot liege? Keck behauptete der K-Tipp: «bei 16 500.–.» Prompt ging die Römergarage auf den gleichen Betrag runter. Darin ist erst noch die Ablieferungspauschale von Fr. 450.– für Bereitstellen, Einlösen, Volltanken und für die Vignette enthalten. Der Preis liegt somit Fr. 7350.– unter dem Katalogpreis (inkl. Ablieferungspauschale). Der Rabatt beträgt 30,8 Prozent. Der Katalogpreis ist demnach ein Witz.
Doch warum senken die Importeure ihre Katalogpreise nicht? Würde sich doch gut machen, ein brandneuer Golf für nur rund Fr. 16 000.–!
Dazu Dino Graf, Sprecher der VW-Importeurin Amag: «Die Katalogpreise können nicht von einem Tag auf den anderen angepasst werden, wie das bei Lebensmitteln oder bei Kleidern möglich ist.»
Allerdings: Die Amag passt den Euro-Bonus monatlich an. Und sie behält sich in ihren Kaufverträgen vor, den Autopreis während der Lieferfrist noch zu ändern – trotz unterschriebenen Vertrags. Diese Bestimmung ist allerdings rechtlich unwirksam.
Fast alle Importeure bieten einen Bonus an
Eigentlich müssten auch die Preise bei Gebrauchtwagen gesenkt werden. Denn Occasionen sind gegenüber Neuwagen im Moment massiv überteuert. Die Amag und ihre Tochterfirma Roc sitzen gegenwärtig auf 706 Golf-Occasionen (Stand 24. Oktober). Davon sind gerade mal 29 günstiger als der oben erwähnte Golf-Neuwagen. Selbst Autos, die mehr als 130 000 Kilometer auf dem Buckel haben, kosten mehr. Vor allem auch, weil manche mit viel Schnickschnack ausgerüstet sind.
Deshalb die wichtigsten Ratschläge des K-Tipp:
- Vor dem Occasionskauf unbedingt auch die Neuwagenpreise vergleichen und die aktuellen Boni anschauen.
- Händler nach zusätzlichen Rabatten fragen.
- Sich nicht mit dem erstbesten Angebot zufriedengeben.
- Sobald eine günstigere Offerte vorliegt, bei den vorherigen Händlern nochmals vorsprechen.
Übrigens: Euro-Boni und dergleichen bieten gegenwärtig fast alle Importeure an. Ein paar Beispiele (Zahlen für Oktober):
- Škoda Octavia (der meistverkauften Kombi der Schweiz): Fr. 5500.– unter dem Listenpreis.
- Opel Insignia: ebenfalls Fr. 5500.–. Darüber hinaus gabs noch Extras für Fr. 4000.–.
- Ford Galaxy: Fr. 7000.–Rabatt. War der Eintauschwagen über acht Jahre alt, gabs weitere Fr. 2000.– Preisnachlass.
- Citroën C-Crosser: Fr. 10 000.– weniger, also über 26 Prozent Rabatt. Und obendrein gibts noch Winterräder und zwei Bildschirme.
- Peugeot 807: Fr. 11 000.– günstiger als Listenpreis.
- BMW: je nach Modell bis zu Fr. 24 000.– Rabatt. Sonderausstattung zum halben Preis.
- Mercedes: 20 Prozent auf fast alle Modelle.
- Fiat Panda: gabs nach Abzug von Fr. 4150.– Bonus für 10 950.–.
Vorsicht beim Kaufvertrag!
Es lohnt sich, den Kaufvertrag fürs Auto genau zu studieren. Denn die Verträge sind einseitig abgefasst.
Der K-Tipp empfiehlt, das Kleingedruckte samt und sonders zu streichen. Heikel:
- Der Händler hafte nicht für eine verspätete Lieferung.
- Die angegebenen Daten und Messwerte seien nur Annäherungswerte, heisst es in den Verträgen. Form, Farb-ton und Lieferumfang könnten sich ändern.
- Die Händler verweigern dem Käufer im Garantiefall das Recht auf ein neues Auto oder eine Preisreduktion. Sie sehen nur die Nachbesserung vor.
- Und der Vertrag kann, obwohl von Käufer und Verkäufer unterschrieben, von der Direktion des Unternehmens während fünf Tagen widerrufen werden.
Buchtipp
Weitere Informationen zum Thema finden Sie im K-Tipp-Ratgeber «Das eigene Auto: So fahren Sie am günstigsten»(151 Seiten, 2. Auflage).
Zu bestellen unter www.ktipp.ch.