Jedes Kind kennt «Die Butter». Deren Verpackung ist seit Jahrzehnten praktisch unverändert. Zurzeit stammt der Inhalt oft aus dem Ausland. Das erkennen die Konsumenten aber nur, wenn sie sehr genau hinsehen: Am fehlenden Schweizer Kreuz auf der Verpackung – und einem auf der Rückseite aufgedruckten «B».
Der Bund versteigert Import-Kontingente
Der Block à 250 Gramm kostet bei Aldi, Coop, Lidl und der Migros Fr. 3.20. Das ist so viel wie vor wenigen Monaten, als die Butter noch aus der Schweiz stammte. Und deutlich mehr, als die gleiche Butter in den benachbarten EU-Ländern kostet. Bei den deutschen Grossverteilern Aldi Süd und Globus gibt es «Landliebe» oder «Deutsche Markenbutter» schon für rund Fr. 1.50 pro 250 Gramm. Billa verkauft die gleiche Menge österreichische Teebutter für rund Fr. 1.80. In Frankreich finden Kunden Butter in Supermärkten von Carrefour und Auchan für Fr. 1.95. Damit ist die EU-Kochbutter in der Schweiz 60 bis über 100 Prozent teurer als im EU-Ausland, wo sie hergestellt wird. Weshalb dieser Schweiz-Zuschlag?
Wer Butter importieren will, muss sich dieses Recht erkaufen. Das Bundesamt für Landwirtschaft versteigert Import-Kontingente. Die Importeure müssen Millionen an den Staat zahlen, um Butter im Ausland kaufen zu können. Die importierte Menge muss versteigert und verzollt werden. Zudem schreibt das Bundesamt vor, dass der Import von Butter nur in 25-Kilo-Blöcken erfolgen darf. Laut der Schweizer Butter-Branche führt die Weiterverarbeitung zu Ladenportionen sowie der Transport dazu, dass der Preis gleich hoch sei wie für Butter, die in der Schweiz hergestellt wurde.
Importeure profitieren, Konsumenten nicht
Das Geld aus der Versteigerung fliesst in die Bundeskasse. Im laufenden Jahr waren das schon rund 13,7 Millionen Franken. Mit der Zollgebühr von 20 Rappen pro Kilogramm ergibt das einen Anteil des Bundes von Fr. 1.28 pro 250 Gramm Butter. 90 Rappen müssen die Grossverteiler für den Kauf in Deutschland ausgeben, bleibt ihnen noch rund 1 Franken als Gewinnmarge.
Das Bundesamt für Landwirtschaft sagt dazu: «Beim Import von landwirtschaftlichen Produkten im Zollkontingent profitieren die Importeure häufig, indem sie die Differenz zwischen Inland- und Importpreis für sich behalten und nicht in Form von tieferen Preisen an die Konsumenten weitergeben.» Es gebe in der Praxis keine Beispiele, bei denen die Einführung oder Abschaffung der Versteigerung von Kontingentsanteilen einen signifikanten Einfluss auf den Konsumentenpreis gehabt hätte.
Von Butterbergen zu Butterimporten
Wenn viel Milch da ist, wird sie zu Butter verarbeitet, weil diese lange aufbewahrt werden kann. Nach der Aufhebung der Milchkontingente im Jahr 2009 kam es zu einer Überproduktion von Milch. So entstanden riesige Butterlager. Inzwischen hat sich die Milchproduktion eingependelt. In der Branche ist man sich einig: Es wäre genug Milch vorhanden, um die Nachfrage an Schweizer Butter zu decken. Das Problem: Butter zu produzieren ist zurzeit finanziell nicht attraktiv. Die Produktion von Käse für den Export lohnt sich mehr.