Um seinen Investment-Firmen einen Namen zu geben, hat sich Heinrich Hürländer auf den Holzweg begeben. Fündig wurde er bei Bergföhre und Rotbuche, also nannte er seine Vermögensverwaltungsfirmen Pinusmontana Invest und Fagussilva Invest. Seine Anlagevorschläge und Börsenaktivitäten waren allerdings aus faulem Holz geschnitzt. Der K-Tipp weiss von einem deutschen Arzt, der Hürländer 350‘000 Euro anvertraute – und alles verlor.
Heinrich Hürländer residierte damals in einer gediegenen Residenz in Zürich. Heute wohnt der 70-Jährige in Egg ZH. Der K-Tipp hat ihn schriftlich und eingeschrieben gefragt, wie es zum Geldverlust gekommen sei. Eine Antwort blieb aus. Was auch immer im Detail passiert ist – anhand dieses Falles lassen sich ein paar wichtige Grundregeln für Anlegerinnen und Anleger aufzeigen. Sie alle sind auch im neuen Ratgeber des K-Tipp enthalten, den Sie jetzt bestellen können.
Skepsis bei grossen Versprechungen!
In den Unterlagen Hürländers ist von einer «aussergewöhnlich hohen Rentabilität» die Rede und von einer maximal möglichen Verzinsung von 36 Prozent pro Jahr. Seine «bisherigen Ergebnisse» würden «diese Erwartung rechtfertigen». Tipp: Lassen Sie sich nie von hohen Gewinnversprechen locken. Gier ist der schlechteste Ratgeber überhaupt. Je höher die Verdienstchancen sind, desto grösser ist die Gefahr eines Totalverlustes.
Hände Weg von riskanten Geschäften!
Hürländer hat das Geld seiner Kunden angeblich in den hochriskanten Devisenhandel investiert. In den Unterlagen ist von «Daytrading» die Rede, von «Termingeschäften», von «glattgestellten Future-Positionen», von einer «gut durchdachten Strategie», um Verluste «kurzfristig zu kompensieren». Tipp: Optionen und sogenannte Futures gehören zu den Anlageklassen, die Sie den Spekulanten überlassen sollten. Ein Totalverlust ist jederzeit möglich. Und das Wichtigste: Tätigen Sie nur Anlagen, die Sie von A bis Z verstehen. Was zum Beispiel eine «glattgestellte Future-Position» bewirkt, ist für Laien nicht nachvollziehbar.
Darlehen nur an stabile Schuldner
Hürländer nahm von seinen Auftraggebern im Grund Darlehen entgegen, wurde ihnen gegenüber also zum Schuldner. Bei Darlehen ist die Kreditwürdigkeit des Schuldners entscheidend. Ist seine sogenannte Bonität schlecht, ist die Rückzahlung des Darlehens in Gefahr. Tipp: Auch bei Obligationen ist die Bonität des Schuldners von grösster Bedeutung – wie auch bei den sogenannten strukturierten Produkten, die die Banken auch jetzt wieder mit grossem Werbeaufwand unter die Leute bringen wollen. Der Fall Lehman Brothers hat gezeigt: Macht der Schuldner Konkurs, ist das Geld der Anleger verloren. Selbst wenn das Produkt die Bezeichnung «kapitalgeschützt» trägt. Hürländer hatte übrigens Geld von Anlegern ohne rechtliche Erlaubnis entgegengenommen. Seine Firmen wurden deshalb von der Finanzmarktaufsicht zwangsliquidiert.
Klumpenrisiken vermeiden
Ein entscheidender Ratschlag für Anleger lautet: Lege nie alle Eier in den gleichen Korb! Das Zauberwort lautet also Diversifikation. Wer hingegen sein Geld einer einzigen Person anvertraut und nur eine bestimmte Art von Geldgeschäften tätigt, handelt fahrlässig und geht eine gefährliches Klumpenrisiko ein. Auch besonnene Anleger tappen in diese Falle. Gemäss einer Erhebung des Instituts für schweizerisches Bankwesen der Uni Zürich aus dem Jahr 2008 sind Schweizer Aktienbesitzer schlecht diversifiziert: Fast die Hälfte aller Aktionäre besitzen nur Schweizer Aktien, und im Schnitt besitzt der Schweizer Anleger Aktien von nur gerade drei verschiedenen Unternehmen.
Ganz bös erwischt hat es Sparer, die sich von Schweizer Banken Wertpapiere der inzwischen bankrotten amerikanischen Bank Lehman Brothers andrehen liessen. Diese Papiere waren im Grund Darlehen, und viele Banken haben ihren Kunden nur einen einzigen Schuldner ins Depot gelegt – eben Lehman Brothers. Der Bankenombudsmann schreibt in seinem Jahresbericht 2008, es sei «der elementare Grundsatz der Risikostreuung in vielen Fällen krass verletzt» worden. Tipp: Streuen Sie Ihr Risiko. Achten Sie auf ein ausgewogenes Verhältnis von Aktien und Obligationen. Kaufen Sie auch ausländische Aktien. Vertrauen Sie Ihr ganzes Geld nicht einem einzigen Schuldner an. Kaufen Sie Anlagefonds – so haben Sie eine Diversifikation automatisch eingebaut.
Unabhängige Auskünfte einholen
Der deutsche Arzt traf Hürländer, weil ihm eine Seminarleiterin einen Tipp gegeben hatte. Er reiste sogar nach Zürich, um Hürländer persönlich zu treffen. Doch das genügte nicht: Als der Arzt in Zürich Strafanzeige gegen Hürländer wegen Betrugs einreichte, trat die Staatsanwaltschaft auf die Klage nicht ein, weil sie eine «Opfermitverantwortung» sah. Der Arzt musste sich vorwerfen lassen, er habe sich «lediglich auf die Selbstauskunft» Hürländers gestützt, ohne weitere Erkundigungen über ihn einzuholen.
Es wären «grundlegendste Vorsichtsmassnahmen wie die eingehende Überprüfung der Bonität des Vertragspartners unbedingt angezeigt gewesen». Mit einem «Mindestmass an Aufmerksamkeit» hätte sich der Arzt selber schützen können, so die Staatsanwaltschaft. Tipp: Seien Sie nicht vertrauensselig. Holen Sie unabhängige Informationen oder eine Zweitmeinung ein, bevor Sie jemandem Ihr Geld anvertrauen.
Risikohinweise ernst nehmen
So vollmundig die Gewinnversprechen Hürländers auch waren – das Risiko eines Totalverlustes war in den Unterlagen durchaus erwähnt. Aber viele Anleger nehmen solche Warnhinweise nicht für bare Münze – auch deswegen, weil Berater und Verkäufer das Risiko im persönlichen Gespräch gerne herunterspielen. Tipp: Verlangen Sie zu jeder Anlage ausführliche schriftliche Unterlagen und lesen Sie sie genau durch. Die Risikohinweise sind dort in der Regel sehr deutlich formuliert.
Die Kosten im Auge behalten
Jede Geldanlage kostet Geld – auch Obligationen und Anlagefonds. Besonders hoch können die Kosten im Devisenhandel sein. Das Bundesgericht musste sich schon mit Ansätzen befassen, bei denen Optionenhändler 25 bis 61 Prozent der investierten Kundengelder für sich selber einkassierten. Es hat das als Wucher bezeichnet. Wie hoch der Spesensatz bei den Geschäften von Heinrich Hürländer war, lässt sich aufgrund des vorliegenden «Anlagevertrages» nicht eruieren. Zwar steht irgendwo «25 Prozent», der Hinweis ist aber unklar und wird nur als Beispiel bezeichnet. Tipp: Erkundigen Sie sich auch nach den Kosten, bevor Sie Geld investieren. Lassen Sie sich den Kostenrahmen schriftlich geben.