Bäumige Versprechen
Die Firma Life Forestry lockt umweltbewusste Anleger mit einer Traumrendite von «12 Prozent pro Jahr und mehr». Doch die Investition in Teakholz ist für Privatpersonen sehr unsicher.
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K-Geld 02/2009
29.03.2009
Letzte Aktualisierung:
11.04.2019
Fredy Hämmerli
Evelyne Düzel aus Winterthur ist überzeugte Umweltschützerin. Darum freute sie sich über das Angebot von Life Forestry, in Teakbäume im mittelamerikanischen Staat Costa Rica zu investieren. Solche Edelholzplantagen sind eine Alternative zum Kahlschlag in den Urwäldern des Amazonas und versprechen erst noch hohe Renditen. «Endlich hatte ich eine sinnvolle Investitionsmöglichkeit gefunden, um Umweltschutz und Geldanlage lukrativ zu kombinieren», fr...
Evelyne Düzel aus Winterthur ist überzeugte Umweltschützerin. Darum freute sie sich über das Angebot von Life Forestry, in Teakbäume im mittelamerikanischen Staat Costa Rica zu investieren. Solche Edelholzplantagen sind eine Alternative zum Kahlschlag in den Urwäldern des Amazonas und versprechen erst noch hohe Renditen. «Endlich hatte ich eine sinnvolle Investitionsmöglichkeit gefunden, um Umweltschutz und Geldanlage lukrativ zu kombinieren», freut sich Düzel.
Sie überwies deshalb im Sommer 2008 4800 Euro (rund 7200 Franken) an Life Forestry Switzerland in Stans NW. Dafür hat sie jetzt eine «Baumeigentums-Urkunde» über 100 Teakbäume. Gemäss Eigenwerbung wachsen bei Life Forestry nicht nur die Bäume, sondern auch die Erträge in den Himmel. Da ist von «hohen Renditen bei erstklassigen Zukunftsaussichten» die Rede. Investoren «erzielen eine jährliche Rendite von rund 12 Prozent und mehr und geniessen gleichzeitig ein Höchstmass an Sicherheit». Die «hervorragenden Renditen» seien auch «künftig sicher».
Ein Hinweis auf die Risiken fehlt im Kaufvertrag
Die Risikohinweise hingegen sind eher versteckt und verharmlosend. Im «Kauf- und Dienstleistungsvertrag», den die Anleger unterzeichnen müssen, sind nur die «erwarteten Investitionserträge» ausführlich dargestellt – ein Risikohinweis fehlt völlig. Ein solcher findet sich nur in den allgemeinen Geschäftsbedingungen – in absolut unverbindlicher Form: «Der Kunde ist sich bewusst, dass jedes Geschäft mit Risiken verbunden ist.»
In einer Broschüre von Life Forestry steht, das Risiko sei kleiner als bei internationalen Aktien. Trotzdem ist Skepsis angebracht:
- Die Laufzeit der Geldanlage beträgt in der Regel 15 oder 20 Jahre; erst dann erhält der Anleger Geld. In dieser Zeit kann viel passieren – sowohl bei den Bäumen als auch bezüglich der politischen Lage und der Währungssituation. Daniel Kohler vom VZ Vermögenszentrum in Bern kritisiert: «In der Zeit zwischen Anpflanzen der Setzlinge und Verkauf des Holzes liegt das Risiko vollständig beim Kunden.» Und: «Die politischen Risiken in Costa Rica werden aktuell als gering eingestuft. Über einen Zeitraum von 20 Jahren können aber unmöglich Prognosen zur wirtschaftlichen und politischen Stabilität gemacht werden.» Life Forestry betont, die Bäume würden gut überwacht, die Schadengefahr sei gering. Ausserdem gebe es «in den ersten vier Jahren, und damit für die kritische Zeit des Wachstums, eine Wiederaufforstungsgarantie für den Fall, dass Schäden eintreten».
- Gemäss Life Forestry kennen die Teak-Preise nur eine Richtung: nach oben. «Diese Einschätzung dürfte viel zu optimistisch sein», kritisiert Daniel Kohler. Und: «Es ist nicht sicher, dass das in den Plantagen produzierte Teakholz den internationalen Qualitätsansprüchen gerecht wird.» Life Forestry entgegnet, die Preisprognosen seien «keineswegs frei erfunden, sondern von hoher Seriosität». Übrigens: Derzeit sinken die Teakholzpreise wegen der weltweiten Wirtschaftskrise.
- Wenn die Bäume ausgewachsen sind und für den Anleger verkauft werden, zieht Life Forestry 15 Prozent des Erlöses für Bewirtschaftung, Verarbeitung und Management ab.
Rückkauf nur mit einem hohen Verlust möglich
«Was ist, wenn ich das Geld früher wieder benötigen sollte?», fragt sich Evelyne Düzel. Dann siehts schlecht aus. Einen Handelsmarkt für Baumbestände gebe es nicht, sagt Geschäftsführer Peter Latzel: «Die Marktparameter sind so komplex, dass sich kaum ein realer Preis ermitteln lässt. Selbst unsere Bemühungen, einen regelmässigen weltweiten Marktpreis für Teakholz zu ermitteln, scheitern.»
Als sich Kundin Düzel nach einem Rückkauf ihrer 4800 Euro erkundigte, sagte man ihr am Telefon, es lägen höchstens 3500 Euro drin – 27 Prozent weniger, als sie acht Monate zuvor bezahlt hatte. Wer bei Life Forestry investiert, wird zwar Baumbesitzer. Die Bäume werden angeblich auch nummeriert. Die Käufer sind aber nicht grundbuchamtlich eingetragene Besitzer des Grundstücks. Nummernschildchen auf Bäumen sind eine wenig sichere Form der Eigentumsgarantie. Latzel schreibt dazu, es gebe «eigene Landeigentumsgesellschaften», und die Trennung von Landeigentum, Geldverwaltung und Vertrieb sei das «sicherste System» für die Kundschaft.
Lang gebundenes Kapital und unsicherer Ertrag
Life Forestry hat noch eine andere Hypothek zu tragen: Ihr Name erinnert stark an die Firma Prime Forestry, die 2006 von der Bankenaufsicht geschlossen wurde, weil sie ohne Erlaubnis Publikumsgelder entgegengenommen hatte. Die Prime Forestry hatte ihre «Baumpartner» mit Jahresrenditen von 14 Prozent angelockt. Das Bundesgericht hat festgestellt, dass die Investoren keinen ausreichenden Eigentumsnachweis über ihre Bäume hatten.
Peter Latzel betont dazu, Life Forestry und Prime Forestry hätten zu keinem Zeitpunkt etwas miteinander zu tun gehabt. Die Namensähnlichkeit sei «rein zufällig». Fazit von Daniel Kohler vom VZ Vermögenszentrum: «Das Kapital ist lange gebunden, und der künftige Ertrag unsicher. Deshalb eignet sich diese Investition nur selten für Privatpersonen.»