Eigentlich hätten die Schweizer Bahn- und Busunternehmen ihre Preise auf den Fahrplanwechsel vom 12. Dezember um durchschnittlich 6,4 Prozent erhöhen wollen. Der Preisüberwacher hat ihnen «nur» 5,9 Prozent zugestanden. Doch auch das ist zu viel.
Denn: Seit der letzten Preiserhöhung vor drei Jahren beträgt die Teuerung in der Schweiz nur gerade 2,3 Prozent. Zwar steigt am 1. Januar 2011 die Mehrwertsteuer von 7,6 auf 8,0 Prozent. Doch all das zusammen rechtfertigt nur eine Preiserhöhung von etwa 2,7 Prozent. Trotzdem steigen die Preise um das Doppelte.
Moderat sind die Preiserhöhungen bei Einzelbilletten, Mehrfahrtenkarten und Streckenabonnementen: plus 2,4 Prozent. Die Generalabos hingegen werden durchschnittlich 6,7 Prozent teurer, die Tageskarten 6,6 Prozent.
Unverschämt ist der Aufschlag für Sonntagsfahrer. Sie konnten bisher eine 9-Uhr-Tageskarte für Fr. 54.– kaufen. Sie war am Wochenende ohne zeitliche Einschränkung gültig. Neu gilt die 9-Uhr-Tageskarte nur noch werktags. Sonntagsfahrer zahlen für eine normale Tageskarte künftig Fr. 68.–. Der Mehrpreis beträgt auf einen Schlag satte 25,9 Prozent.
Der K-Tipp nahm auch die Preisentwicklung im letzten Jahrzehnt unter die Lupe. Im alten Jahrtausend haben die Bahn- und Busbetriebe ihre Preise letztmals 1999 erhöht. Seither betrug die allgemeine Teuerung 11 Prozent.
- Der Preis für die Tageskarte zum Halbtaxabo stieg aber im letzten Jahrzehnt um 30,8 Prozent.
- Das Erwachsenen-GA wurde um 13,8 Prozent teurer.
- Ein Billett Schaffhausen–Bellinzona retour wurde 24,1 Prozent, Zürich–St. Moritz 22,8 Prozent und Bern–Zürich 22,1 Prozent teurer.
Dabei griffen die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs zu einigen Tricks. So misst die Strecke Bern–Zürich eigentlich 117 Kilometer. Weil die SBB auf dieser Strecke mehr verdienen wollten, «verlängerten» sie die Strecke schrittweise auf künstliche 164 Kilometer. Was die Billette entsprechend verteuert.
Dieser Distanzzuschlag war für Bergstrecken geschaffen worden, auf denen Bau und Unterhalt sehr teuer sind. Doch die Bahnen verwenden ihn inzwischen auch auf Strecken im Mittelland. 2007 hatten die SBB die Strecke Bern–Zürich gar auf 172 Kilometer verlängern wollen. Der Preisüberwacher legte sein Veto ein. Jetzt müssen die Bahnen objektive Kriterien für den Distanzzuschlag erarbeiten.
Nach Ansicht der SBB greift der Vergleich der Tariferhöhungen und der allgemeinen Teuerung zu kurz. Nicht berücksichtigt sei, so SBB-Sprecher Daniele Pallecchi, «der Angebotsausbau. Dieser umfasst nicht nur mehr und schnellere Verbindungen, sondern auch Verbesserungen beim Komfort und bei der Kundeninformation.»
Eine Aussage, die bei den Kunden umstritten ist. Zudem fahren laut SBB die GA-Besitzer immer häufiger und weiter. «Ein Personenkilometer kostet die SBB 16 Rappen, der GA-Besitzer zahlt nur 10 Rappen.»
2,4 Prozent? Nur die halbe Wahrheit
Einzelbillette schlagen Ende Jahr angeblich um 2,4 Prozent auf. Doch manchenorts ist es wesentlich mehr. In separaten Medienmitteilungen teilten Anfang August der Preisüberwacher einerseits, die SBB und der Verband öffentlicher Verkehr andererseits mit, sie hätten sich geeinigt: Einzelbillette würden Ende Jahr 2,4 Prozent teurer. Die Realität sieht anders aus. Auf Strecken, die innerhalb eines Tarifverbundes liegen, sind die Aufschläge zum Teil massiv höher:
- Auf der Strecke Basel–Liestal beträgt der Aufschlag 6,7 Prozent.
- Bern–Langenthal wird 5,3 Prozent teurer.
- Zürich–Glattbrugg wird 3,2 Prozent teurer.
Auffällig: Der Zürcher Verkehrsverbund hatte die Preise letztmals Ende 2008 erhöht. Seither war die Teuerung negativ. Das heisst: Die Preise müssten sinken! Doch der Zürcher Regierungsrat hat schon im Frühjahr vorsorglich von «steigenden Kapitalkosten in den Jahren 2011 bis 2013» gesprochen. Eine «moderate Preiserhöhung» sei unerlässlich.
So sparen Sie bei Bahnbilletten
- Kaufen Sie vor dem 12. Dezember Mehrfahrtenkarten. Diese sind drei Jahre gültig. Ebenfalls drei Jahre gelten die Tageskarten zum Halbtaxabo.
- Günstiger als normale Tageskarten sind die 9-Uhr-Tageskarten. Karten, die ab dem 12. Dezember gekauft werden, sind aber nur noch werktags gültig.
- Im Sechserpack gibts die Tageskarten zum Preis von fünf Stück.
- Viele Gemeinden verkaufen Tageskarten. Preis: zwischen 30 und 40 Franken.