Ab Dezember 2025 soll Schluss sein mit Mehrfahrten- und Multitageskarten und den Entwertern. Das entschied die Branche des öffentlichen Verkehrs, obwohl sie im vergangenen Jahr über 6,3 Millionen Karten verkaufte (K-Tipp 4/2024).
Mehrere Kantonsregierungen teilten dem K-Tipp nun mit, dass sie eine Abschaffung von Mehrfahrtenkarten zum Nachteil von Leuten ohne Handy nicht akzeptieren wollen. Der Regierungsrat von Baselland teilt mit: «Wir werden vom Tarifverbund Nordwestschweiz fordern, dass es eine Nachfolgelösung gibt, wenn Mehrfahrtenkarten nicht mehr akzeptiert werden.» Die beliebten Karten werden laut der baselländischen Regierung auch von Hoteliers abgegeben, und Behörden brauchten sie für Asylbewerber.
«Es braucht Lösungen für Leute ohne Handy»
Der Zürcher Regierungsrat behält sich ebenfalls vor, den Vertrieb der Karten im Zürcher Verkehrsverbund über 2025 hinaus zu verlangen: «Der Kanton setzt sich für Billette für alle Bevölkerungsgruppen ein.» Ähnlich äussern sich die Regierungen von Ob- und Nidwalden. Dagegen akzeptieren die zuständigen Behörden von Schwyz, St. Gallen und Zug die Abschaffung.
Auch der Bundesrat verlangt einen für alle zugänglichen öffentlichen Verkehr. Bundesrat Albert Rösti äusserte sich Anfang März im Parlament zum Projekt My Ride, bei dem alle Fahrten digital erfasst und der Preis im Nachhinein berechnet wird. «Der öffentliche Verkehr hat die Pflicht, Lösungen für Leute anzubieten, die nicht digital unterwegs sind», sagte Rösti. Anonym reisen und Billette bar zahlen müsse möglich bleiben. Das Bundesamt für Verkehr schreibt dem K-Tipp: «Das Smartphone darf keine Grundbedingung sein für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs.»
Widerstand regt sich auch im Luzerner Kantonsrat. Guido Müller (SVP) und Gianluca Pardini (SP) fordern in zwei dringlichen Vorstössen, dass der Regierungsrat vom Verkehrsverbund Luzern die Beibehaltung der Stempelkarten verlangt.