Die Apps heissen etwa «Fairtiq», «Lezzgo» oder «SBB Mobile – Easy Ride». Und so funktionieren sie: Einfach vom App-Shop auf das Handy laden – und schon kann man in der ganzen Schweiz den öffentlichen Verkehr benutzen. Ein Billettkauf ist unnötig. Es genügt, beim Einsteigen mit dem Finger auf dem Bildschirm des Handys den Startknopf nach rechts zu ziehen, und schon kann die Reise losgehen. Nach der Ankunft zieht man den Knopf wieder nach links und checkt damit aus. Am Ende des Tages berechnet die App den Tarif für die absolvierten Fahrten. Zahlen können Kunden etwa per Kreditkarte (siehe Tabelle im PDF).
Aktuell gibt es drei verschiedene App-Anbieter: «Fairtiq», das auch auf der App «SBB Mobile – Easy Ride» läuft, «Lezzgo» der BLS, das auch in «ÖV Plus» und «ZVV Tickets» zum Einsatz kommt, sowie die TCS-App «Einfach Mobil».
Dank dieser Apps auf dem Handy entfällt das Warten am Schalter und der Ärger mit Automaten. Reisende müssen sich nicht im Voraus auf eine bestimmte Strecke festlegen. Sie bleiben unterwegs flexibel, wann und auf welchen Strecken sie zurückreisen.
Spartickets sind mit Apps nicht erhältlich
Doch die Apps haben auch Nachteile: Wer sich einloggt, ist von Spartickets ausgeschlossen. Auch gibt es keine vergünstigten regionalen Billette wie beispielsweise im Engadin mit dem Kartensystem Easy drive. Für Fahrten im Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) gilt eine Spezialregelung. Am Automaten gekaufte Tageskarten wären dort während 24 Stunden gültig. Bei den per App gelösten Fahrten hingegen wird bei Betriebsschluss abgerechnet. Die Gültigkeit der ZVV-Tageskarten ist bei den Apps somit kürzer. Deshalb gibt es auf ZVV-Tageskarten einen Rabatt von 10 Prozent. Mehr als 75 Franken pro Tag gibt man in der 2. Klasse nie aus. Dies entspricht dem Tarif einer SBB-Tageskarte.
Die Reisenden benötigen zudem ein Smartphone und sind selbst dafür verantwortlich, dass genügend Akkuleistung und Datenguthaben für den Internetzugang während der Reise vorhanden ist. Die Apps verbrauchen während der Fahrt pro Stunde etwa ein Megabyte Daten und drei Prozent des Akkus.
Zuverlässig bei allen Transportmitteln
Unpraktisch zudem: Mit den Apps kann man nur für sich selbst zahlen – nicht etwa auch für andere Mitreisende, Velos oder Hunde. Dafür muss man sich trotzdem an einen Schalter oder einen Automaten bemühen.
Der K-Tipp hat die Apps «Fairtiq», «Lezzgo», «SBB Mobile – Easy Ride» und «Einfach Mobil» über mehrere Monate getestet. Resultat: Alle funktionierten in der ganzen Schweiz bei allen Transportunternehmen zuverlässig – egal, ob mit der Bahn, dem Bus, dem Tram oder dem Schiff gefahren wurde. Die Tester konnten sich fast immer ohne Probleme ein- und ausloggen. Eine Ausnahme: Im unterirdischen Bahnhof des Zürcher Flughafens konnte «Lezzgo» den Standort nicht ermitteln. Man musste zuerst ein paar Treppen hochsteigen, bis die App ein Signal empfing und einsatzfähig war.
Die Apps sind persönlich und zeichnen die Standortdaten des Handys auf – und somit das Bewegungsverhalten der Benutzer. «Fairtiq» und «SBB Mobile – Easy Ride» verlangen ständigen Zugriff auf die Ortung und aktivieren diese, sobald die App geöffnet wird. Gespeichert würden die Daten laut «Fairtiq»-Sprecher Andrin Huber aber erst nach dem Login, wenn der Button verschoben wurde. Auch die anderen Apps zeichnen die Standortdaten gemäss dem Kleingedruckten nur auf, während man eingeloggt ist.
Gearbeitet wird mit Bewegungssensoren
«Fairtiq» und «SBB Mobile – Easy Ride» speichern zudem die Daten der Bewegungssensoren des Handys, bis man sich aktiv ausloggt. Fairtiq-Sprecher Huber erklärt: «Dank den Bewegungssensoren erkennt das System, ob man noch mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist oder nicht.» Das System könne feststellen, wenn jemand zu Fuss unterwegs sei, und so allfällige Fehlbelastungen vermeiden. Zudem könne die App bei einem vergessenen Check-out eine Warnung versenden. Auch «Lezzgo» arbeitet mit den Bewegungssensoren, speichert die Daten jedoch nicht.
Alle Betreiber der Apps versprechen, die persönlichen Daten der Kunden nicht an andere Unternehmen zu verkaufen. Der TCS speichert die Bewegungsdaten der Nutzer ein halbes Jahr lang. Die restlichen Apps löschen oder anonymisieren sie nach einem Jahr.